Als Kind wollte Monica Kissling Lehrerin werden. Aber ihr Freiheitsdrang liess sie zu den Sternen greifen. Ihre Lebensaufgabe: komplexe astrologische Zusammenhänge so zu vermitteln, dass sie jeder versteht.
emotion: Hat die Astrologie Sie glücklicher gemacht?
Monica Kissling: Auf die Gefahr hin, kitschig zu klingen: Ja. Denn die Astrologie dient der Sinnfindung und lässt einen grössere Zusammenhänge verstehen. Das führt zu mehr Akzeptanz mit dem, was ist – und das macht glücklicher.
Haben Sie etwas Neues über sich herausgefunden?
Es ist eher so, dass ich bestätigt fand, wer ich bin. ich verstand manches besser. Zum Beispiel, was es heisst, wenn die Luftzeichen, wie es in meinem Horoskop der Fall ist, nicht besetzt sind. Öffentlich zu sprechen fällt dann schwer. Aber man kann es lernen. Diese Erkenntnis ist hilfreich. Früher schnürte es mir als Gastrednerin regelmässig die Luft ab und ich befürchtete, keinen Ton hervorzubringen. Heute schaffe ich das viel besser. Aber so ganz locker vor Leute treten werde ich wohl nie! Deshalb habe ich bei Auftritten immer ein vollständiges Manuskript bei mir. Für den Fall, dass ich mal total den Faden verlieren sollte.
Hat die Astrologie Sie zu Ihrer Lebensaufgabe geführt?
Ja, denn die ist im Horoskop abgebildet. Meine ist die Kommunikation. Da sehen Sie, was ich für einen schwierigen Auftrag gefasst habe ... Es ist eben längst nicht immer so, dass die Lebensaufgabe mit den persönlichen Stärken einhergeht.
Blieben Ihnen durch Ihr Wissen grössere Krisen erspart?
Nein. Aber schwierige Momente wären ohne die Astrologie anders verlaufen. Einer der extremsten in meinem Leben war, als ich vor 15 Jahren ungeplant schwanger wurde. Ich konsultierte mein Horoskop und sah, dass ich zu dem Zeitpunkt die Konstellation für einen Schicksalsschlag hatte. Mein damaliger Partner fragte mich, ob ich das Gefühl hätte, mit dem Kind sei etwas nicht in Ordnung. Ich wusste es nicht. Wenn es einen selbst betrifft, steigert man sich ja in alle möglichen Ängste hinein. Allerdings ging ich zur Voruntersuchung, was ich sonst nie getan hätte. Es stellte sich heraus, dass das Kind behindert war und einen Herzfehler hatte. Ich brachte es dennoch auf die Welt, es starb kurze Zeit später. Wäre ich darauf nicht vorbereitet gewesen, so hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt, mich zu entscheiden. So bin ich zwar nicht um die Erfahrung herumgekommen und auch nicht um den Schmerz, aber die Astrologie hat mir geholfen, beides anzunehmen. Das hat mir die Verarbeitung sehr erleichtert.
Leben Sie nach einem bestimmten Motto?
Bei mir sind es eher Vorsätze. Im Moment nehme ich mir vor, alles herunterzufahren: die Arbeit, den Stress. Damit ich das, was ich mache, noch mehr vertiefen und geniessen kann.
Sehen Sie sich als Eisbrecherin, die den Menschen Werkzeuge an die Hand gibt, um durchs Leben zu navigieren?
Ehrlich gesagt, besteht meine Motivation nicht in erster Linie darin, Menschen zu helfen, sondern zu forschen. Ich möchte wissen, was sich hinter dem Sichtbaren verbirgt. Deshalb interessiert mich nicht nur das Persönliche, sondern auch das Kollektive, die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Etwa wie sich der Wertewandel in der Gesellschaft widerspiegelt. Tugenden wie Bescheidenheit und Achtsamkeit werden immer wichtiger. Aber natürlich liegt mir der einzelne Mensch am Herzen. Sonst könnte ich ja gar keine astrologischen Beratungen machen.
Was kommt bei Ihnen als Nächstes?
Keine Ahnung. Ich weiss es immer weniger, und das gefällt mir. Es ist ein Stress zu meinen, man müsse sich ständig Ziele setzen. Ich möchte mich mehr für das Leben öffnen. Das ist meine Erkenntnis in diesem Jahr. Ich hatte mich nämlich bereits wieder dabei ertappt, mir ein paar neue Ziele setzen zu wollen, wie ich das so gern tue. Und dann sagte ich mir, nein, hör endlich auf damit! Du lässt jetzt das Richtige auf dich zukommen und wenn es da ist, wirst du es schon spüren. Aber dafür muss man erst ruhig werden. Im "Macher"-Modus funktioniert das nicht.
Monica Kissling, 54, Vizepräsidentin des Schweizer Astrologenbundes SAB, berät Menschen und Unternehmen. Sie referiert an Wirtschafts- und Trendtagungen. Ihr neues Buch heisst "Madame Etoile, wie werde ich glücklich?" (Wörterseh). www.madameetoile.ch