Ein Prozent Kollagen verlieren wir pro Jahr ab einem Alter von 25 Jahren. Den Prozess aufhalten? Nicht möglich. Ihn zu verlangsamen schon. Wir haben mit einer Ärztin über das unverzichtbare Stützprotein und eine futuristische Beauty-Behandlung mit Ultraschall gesprochen.
Kollagen wird gecremt, getrunken – das Stützprotein sorgt nämlich dafür, dass unsere Haut straff und prall ist. Mit zunehmendem Alter verlieren wir Kollagen, weshalb Behandlungen, die seine Produktion anregen, boomen. Wir haben mit Dr. Michaela Montanari, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie, über den großen Kollagen-Hype gesprochen und wie sie Ultraschall einsetzt, um der Haut neue Spannkraft zu verleihen.
EMOTION: Kollagen ist eines der Beauty-Buzzwords schlechthin. Was macht das Protein so essenziell für unsere Haut
Dr. Michaela Montanari: Kollagen ist ein Eiweiß, das nicht nur Feuchtigkeit bindet, sondern unserer Haut auch Festigkeit und Straffheit verleiht – kurz gesagt: es stabilisiert. Es ist ein wesentlicher organischer Bestandteil des Bindegewebes und kommt nicht nur in unserer Haut, sondern auch in Knorpeln, Bändern und Sehnen vor. Man kann sich den Aufbau der kollagenen Struktur grob gesagt so vorstellen wie ein Gitter. Wenn wir älter werden, dann wird allein durch den normalen Alterungsprozess das Kollagen geschädigt und das Gitter verliert an Stabilität.
Ab 25 verlieren wir jährlich ein Prozent Kollagen. Woran liegt das? Und können wir dagegen überhaupt etwas tun?
Zum einen liegt das am natürlichen Alterungsprozess, der einsetzt, aber auch an äußeren Einflüssen. Ein gesunder Lebensstil kann den Abbau verlangsamen. Vitamin C, als Antioxidans, kann hier einiges bewirken. Was noch hilft: der Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie so wenig Stress wie möglich. Absolutes Must-have ist Sonnenschutz mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30. Und dann kann man natürlich mit verschiedenen Energien und Behandlungsverfahren in der ästhetischen Medizin eine Kollagensynthese erreichen. Das bedeutet, dass die Produktion von neuem, frischem Kollagen angeregt wird. Völlig aufhalten lässt sich dieser Prozess allerdings nicht. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir altern.
Kollagen steckt in vielen Pflegeprodukten. Kann die Haut Kollagen überhaupt über eine Creme aufnehmen?
Sagen wir mal so: Es schadet nicht und es gibt durchaus Verfahren, die es zulassen, dass Wirkstoffe in Cremes tiefer in die oberflächliche Hautschicht eindringen können, wie zum Beispiel durch Microneedling. Aber Wirkstoffe in Cremes haben immer ihre Grenzen. Dennoch ist eine gute Pflege der Haut wichtig, um der Alterung vorzubeugen.
Straff von innen – das versprechen Kollagen-Drinks. Funktioniert das wirklich?
Erst im Herbst letzten Jahres hat Stiftung Warentest diesen Trend beleuchtet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Kollagendrinks "teuer und überflüssig" sind. Ich finde, man sollte nicht jeden Trend mitmachen. Der Hautstoffwechsel wird von unzähligen Mikronährstoffen wie Kupfer, Jod, Biotin, Niacin, Riboflavin, B2, Vitamin A, Vitamin C, und Zink angekurbelt – deshalb würde ich auf entsprechende Nahrungsergänzungsmittel für Haut und Haar setzen. Und selbstverständlich ist eine ausgewogene Ernährung die Basis für gesunde Haut.
Bio-Stimulation von Kollagen ist gerade im Trend. Was steckt dahinter?
Biostimulatoren gibt es in der ästhetischen Medizin schon sehr lange, gerade erleben sie ein Comeback. Fruchtsäure, Schälkuren, Microneedling, der Dermalfiller Radiesse von Merz Aesthetics, und Laserbehandlungen nutzen die Selbstheilungskräfte der Haut und des Gewebes. Wirklich neu sind die Technologien mit Radiofrequenz und Ultraschall wie bei Ultherapy von Merz Aesthetics, die wesentlich tiefer wirken und so Liftingeffekte erzeugen. Heutzutage werden auch verschiedene Verfahren miteinander kombiniert. Ich nutze gerne den mikrofokussierten Ultraschall von Ultherapy in Kombination mit dem Filler Radiesse für zusätzliche Volumengabe bei eingefallen Gesichtspartien oder in verdünnter Form als Stimulanz für die Hautoberfläche – das gibt ein strahlendes, pralles Hautbild.
Für wen eignen sich die Bio-Stimulations-Behandlungen? Wie lange hält das Ergebnis?
Das Schöne ist: Sie eignen sich tatsächlich für alle, bis auf sehr wenige Besonderheiten. Durch die Anregung der eignen Selbstheilungskräfte sind allergische Reaktionen ausgeschlossen. Vor allem skeptische Patient:innen, die bei Botulinumtoxin und Fillern Bedenken haben, aber dennoch etwas gegen die Hautalterung tun möchten, haben damit eine sehr effektive Möglichkeit.
Ultherapy hält zwei bis vier Jahre, ein Facelift zehn bis 15 Jahre. Kostenintensiv sind beide Behandlungen. Was sind die Vorteile von Ultherapy?
Grundsätzlich bedeutet jeder operative Eingriff, dass Komplikationen auftreten können und ist immer mit einer gewissen Ausfallzeit verbunden. Insbesondere im Gesicht kann man eine Operation schlecht bis gar nicht verbergen. Davor schrecken viele zurück. Auch liegen die Kosten von einem chirurgischen Facelift deutlich höher als die für eine Ultherapy-Behandlung. Die Vorteile von Ultherapy sind ganz klar, dass man danach sofort wieder seinen normalen Alltagstätigkeiten nachgehen kann, man hat keine Narben und die Behandlung läuft durch ihren Entwicklungsprozess von vier bis sechs Monaten für Außenstehende ohne Einschränkungen ab. Dadurch, dass die Behandlung nicht invasiv ist, besteht auch kein Risiko für Komplikationen, wie bei operativen Eingriffen.
Wird Ultherapy irgendwann Facelifts ersetzen?
Es wird zumindest die Nachfrage danach verringern. Dennoch gibt es Patient:innen, die erst sehr spät zu mir in die Praxis kommen. Wenn der Alterungsprozess schon sehr weit fortgeschritten ist, ohne dass vorher schon jemals etwas behandelt wurde, dann ist ein Facelift manchmal die effektivere Methode. Für die Patient:innen, die sich aber während ihres Alterungsprozesses begleiten lassen, wird ein Facelift vermutlich hinfällig werden.
Gerade kommt Ultherapy vor allem in Gesicht, am Hals und Dekolleté zum Einsatz. Werden in Zukunft auch andere Körperregionen damit behandelt werden?
Als Behandlerin der ersten Stunde von Ultherapy sind wir in der Praxis schon ein wenig weiter. Man kann damit zum Beispiel in Kombination mit dem Calciumhydroxylapatit-Filler Radiesse auch tolle Ergebnis an den Oberarm-Innenseiten erreichen. Auch der Bauch lässt sich hiermit behandeln oder die Stelle oberhalb der Knie. Also alle Stellen, die, wenn wir altern, zu Knitterhaut und Elastizitätsverlust neigen.
Mehr Themen: