Wie verändert sich eine Freundschaft, wenn man plötzlich Geschäfte miteinander macht? Ein Gespräch mit zwei Freundinnen, die auch Businesspartnerinnen sind.
Wie lange kennt ihr euch schon?
KRISTINE: Wir kennen uns schon 13 Jahre. Eine gemeinsame Freundin hat uns einander vorgestellt, als wir jeweils neu in Berlin waren. Wir mochten uns erst gar nicht. Zwei Alpha-Ladys? Das kann ja nicht gut gehen, dachten wir da und fanden uns doof. Wir waren in unserer emanzipatorischen Reise noch nicht so weit und hatten sofort ein Konkurrenzgefühl.
KATI: Erst als wir zu zweit in einem Wellness-Hotel feststeckten, weil die gemeinsame Freundin spontan ausfiel, lernten wir uns besser kennen und merkten: Oh wow, die andere ist ja richtig cool. Wir sind beide beruflich sehr ambitioniert und haben zu einer ähnlichen Zeit Kinder gekriegt. Es gab nicht viele andere Frauen, mit denen wir uns austauschen konnten. Als uns das klar wurde, haben wir eine extrem enge Freundschaft entwickelt.
Wie kam es zu der gemeinsamen Gründung?
KATI: Durch all unsere Gespräche haben wir gemerkt, dass wir die perfekten Kolleginnen wären. Wir teilen die gleichen Werte, die gleichen No-Gos. Lange dachten wir, irgendwann holt die eine die andere zu sich in den Job. Als mir das Thema Periodenunterwäsche bei einem Dinner in den USA begegnete, fällte ich über Nacht die Entscheidung, selbst zu gründen. Und mir war klar, dass ich das nur mit Kristine gemeinsam machen will.
Musste Kati dich erst überzeugen?
KRISTINE: Schon etwas. Aber die Idee ist auf fruchtbaren Boden gefallen: Ich war davor bei Zalando und habe mich – trotz super Job – nicht wirksam gefühlt. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und dem Leben mit meinen zwei kleinen Kindern war schwer. Das hat total an mir gezerrt. Natürlich musste ich mich erst mal mit dem Gedanken befassen, wir hatten ja beide keine Start-up-Erfahrung. Doch ich war schnell überzeugt. Also haben wir unsere Jobs gekündigt.
Hat das gemeinsame Business eure Beziehung verändert? Immerhin hängen nun eure Existenzen voneinander ab.
KATI: Ja. Sie ist intensiver geworden. Eine Gründung ist wie eine Ehe. Da gehst du eine Bindung ein, bei der du schwörst, bei der Stange und der gemeinsamen Idee treu zu bleiben. Wir verbringen seitdem viel mehr Zeit miteinander und arbeiten sehr regelmäßig an unserer Beziehung. Denn wir können uns ja auch nicht einfach aus dem Weg gehen und müssen jeden Tag
miteinander klarkommen. Dadurch werden Themen direkt angesprochen. Wir arbeiten übrigens auch mit einem Coach und haben quasi Therapie für unsere Freundinnenbeziehung.
Wie erhaltet ihr euch die Leichtigkeit in der Freundschaft?
KRISTINE: Dadurch, dass wir zusammen die Verantwortung tragen. Die Tatsache, dass wir alles gemeinsam schultern, nimmt uns die Schwere. Wir geben uns gegenseitig Stärke und Halt. Und auch die Höhenflüge sind noch schöner, wenn wir sie teilen. Was wir außerdem richtig gut können, ist feiern. Auch Kleinigkeiten. Dann holen wir uns etwas Leckeres zu essen oder gehen mal einen Vormittag zusammen bummeln.
KATI: Wir haben ja nicht angefangen, um der nächste Milliardenbetrieb zu werden. Wir sind purpose-getrieben und hätten uns nie erträumt, dass wir so schnell so erfolgreich sind. Wir gucken uns regelmäßig an und sagen: Wie krass, dass wir das zusammen erleben dürfen.
Gab es eine Phase, in der die Freundschaft gekriselt hat?
BEIDE ZEITGLEICH: Nein.
Das kann ich kaum glauben.
KRISTINE: Natürlich haben wir Unstimmigkeiten, aber wir haben beide eine empathische Streitkultur. Wir setzen voraus, dass die andere nichts böse meint und unterstellen eine wohlwollende Absicht.
Würdet ihr anderen Freundinnenpaaren denn auch dazu raten, gemeinsam zu gründen?
KATI: Unbedingt. Das ist das Schlauste, was du machen kannst. Immer, wenn es auch um Geld geht, gilt: Manchmal läuft es gut, manchmal nicht. Da ist nichts wichtiger, als das Wissen, dass die Person an deiner Seite zu 100 Prozent hinter dir steht und dich auch als Mensch liebt und schützt. Das kannst du dir nicht einkaufen. Komplementäre Ideen und Kompetenzen kannst du kaufen. Vertrauen, gemeinsame Werte und Liebe füreinander eben nicht.
Was ist ein typischer Kati-Satz?
KRISTINE: You cannot have it all. Frauen werden ja – richtigerweise – immer mehr dazu ermutigt, sich alles zu nehmen. Aber der Tag hat 24 Stunden und diese Zeit muss man eben sehr weise einteilen.
Was ist ein typischer Kristine-Satz?
KATI: Ich muss da mal drüber nachdenken. Ich schätze diesen Satz sehr, denn Kristine ist die Reflektiertere von uns beiden. Sie nimmt sich bewusst Zeit abzuwägen und verliert weder das Team, noch unseren Purpose oder unsere Beziehung aus den Augen.
Hat sich der Blick auf eure Freundschaft im Laufe der Jahre verändert?
KATI: Mit zunehmendem Alter lernt man noch mehr, wie wichtig Freundschaften sind. Gerade in den 30ern sind viele sehr mit der Kernfamilie beschäftigt. Da vergessen wir manchmal, was für ein Standbein die Beziehungen zu unseren Freundinnen sind. Diese Handvoll wirklich guter Freundinnen sind nicht nur nice to have, sondern durchqueren mit dir tiefe Täler und hohe Höhen.
KRISTINE: Unsere Freundschaft bedeutet mir alles. Sollten wir unsere Ehemänner überleben, dann ziehen wir in ein Haus am Meer und werden da zusammen alt. Obwohl: Vielleicht müssen unsere Männer auch einfach mit.
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