Und der Trend dürfte sich fortsetzen. Denn während die Menschen im ersten Pandemie-Jahr vor allem aus Infektionsschutzgründen der Bitte um Kartenzahlung nachkamen, tun sie es nun aus Überzeugung, wie neue Zahlen der repräsentativen Online-Umfrage im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme zeigen. Im Frühjahr 2020, zur Zeit des ersten Corona-Lockdowns, nannten die Menschen als Beweggründe für den Griff zur Giro- oder Kreditkarte am häufigsten den Respekt vor dem Kassenpersonal (67 Prozent), die Hygiene (56 Prozent), den Wunsch nach Abstand zum Personal (45 Prozent) oder die entsprechende Bitte der Händler:innen (44 Prozent).
Gute Gründe fürs bargeldlose Bezahlen
Im Jahr drei der Pandemie greifen die Menschen an der Kasse weiter gern zu Karte, ihre Argumente dafür hören sich aber ganz anders an: "Ich habe mich daran gewöhnt und es klappt gut", sagen 51 Prozent der Befragten. "Ich kann immer passend bezahlen", sagen 41 Prozent. 39 Prozent geben an: "Ich habe mich in der Corona-Krise daran gewöhnt, dass es praktisch, schnell und sicher ist." Daraus spricht: Die Menschen haben sich an den Komfort der Kartenzahlung gewöhnt und möchten ihn nicht mehr missen.
Der Kulturwandel geht aber noch weiter. Während besonders bei geringen Summen hierzulande Bargeld dominierte, sagt heute jede:r zweite Deutsche, dass sie oder er ohne Bedenken auch Beträge unter zehn Euro mit Karte zahlen würde. Unabhängig vom Betrag nutzen 41 Prozent aller Befragten an der Kasse verstärkt die Kontaktlos-Funktion der girocard. Zum Jahresende 2021 wurden laut Statistik der Deutschen Kreditwirtschaft rund drei Viertel aller girocard-Zahlungen kontaktlos mit Karte, Smartphone oder Smartwatch durchgeführt.
Münzen und Scheine vor dem Aus?
Kaum jemand rechnet damit, dass das Pendel zurückschwingen könnte – selbst nicht bei den (einst) bargeldliebenden Deutschen. Ist das also das Ende von Cash – wie so oft prognostiziert?
Ein schleichendes Ende. Denn nicht nur wird vor Ort in den Läden zunehmend bargeldlos bezahlt. Zugleich hat der Online-Handel stark zugenommen, der naturgemäß ohne Bargeld auskommt. Dort kommen neben dem Kauf auf Rechnung und der Kreditkartenzahlung auch Anbieter wie Sofortüberweisung, Klarna oder PayPal in Frage. Einer Studie zufolge kaufen wir durchschnittlich 28 Mal pro Jahr online ein. Bevorzugt wird mit PayPal bezahlt, nur bei Einkäufen über 500 Euro ziehen die Kund:innen den Kauf auf Rechnung vor.
Kulturwandel bis ins Private
Aber auch im privaten Umfeld nutzen immer mehr Menschen die Möglichkeit, sich auch kleinere Beträge über PayPal oder Apple Pay zu schicken. Hat ein Freund oder eine Freundin das Geld für die Kinotickets für alle ausgelegt oder im Restaurant die gesamte Rechnung übernommen, ist das eine praktische Möglichkeit, ihm oder ihr das Geld bargeldlos und gebührenfrei zukommen zu lassen. Soll auf dem Flohmarkt oder über Gebrauchtplattformen wie Ebay Kleinanzeigen oder Vinted ein Kauf perfekt gemacht werden, sind Optionen wie PayPal ebenfalls weit verbreitet.
Zukunftsforscher:innen können sich eine Geld-Cloud als digitales Wallet vorstellen, die auf unsere spezifischen Zahlungsvorgänge zugeschnitten ist und sämtliche Bankgeschäfte in einem bündelt. Aber die Abschaffung des Bargelds erwarten sie nicht zwingend. Denn eine Eigenschaft hat Bargeld, die alle anderen Bezahlverfahren nicht aufbieten können: Bargeldzahlungen sind – wenn gewünscht – anonym. Deshalb, so die Forscher, dürfte Bargeld attraktiv bleiben.
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