Fast 500.000 Frauen in Deutschland haben im vergangenen Jahr erstmals den Schritt an die Börse gewagt. Du hast auch schon an ein Investment in Aktien und Fonds gedacht, aber du traust dich nicht ran? Wir haben Tipps, was du gegen deine Ängste tun kannst.
Von den 830.000 neuen Aktionär:innen im Jahr 2022 sind mehr als die Hälfte Frauen. Damit holen sie etwas auf, aber das ändert insgesamt noch nichts daran, dass Frauen an der Börse nach wie vor in der Minderheit sind. Nur ein Drittel der Aktionär:innen in Deutschland ist weiblich.
Laut dem Deutsche Aktieninstitut (DAI) gibt es mit knapp 13 Millionen nun so viele Aktionär:innen in Deutschland wie nie zuvor. Etwa jede:r Fünfte (ab 14 Jahren) ist damit am Aktienmarkt aktiv.
482.000 Frauen haben sich im vergangenen Jahr getraut und haben erstmals an der Börse investiert. Du hast auch schon an ein Investment in Aktien und Fonds gedacht, aber du zögerst noch? Börse erscheint dir doch etwas zu gewagt, Aktien zu riskant oder du hast schlicht Angst um dein Geld? Wir haben die Finanzberaterin und Bloggerin Hava Misimi gefragt, wie du Ängste in den Griff bekommst.
Die Börse ist etwas für Zocker:innen, das ist mir zu riskant.
Wie kann ich diese Scheu überwinden?
Hava Misimi: Indem du nüchtern Daten und Fakten betrachtest. Zum Thema Profi: Nein, auch Privatanleger:innen können an der Börse investieren ohne viele Vorkenntnisse. Natürlich solltest du dich einlesen und verstehen, was du tust. Nichtsdestotrotz ist der Zugang zu Finanzwissen mittlerweile sehr einfach geworden – egal ob Bücher, Magazine, YouTube oder Onlinekurse.
Mit breit gestreuten Fonds, also einem ganzen Korb voller verschiedenen Aktien, reduzierst du als Anfänger:in auch dein Risiko und investierst direkt sehr breit. Welt-ETFs wie der MSCI World Index sind beispielsweise eine Möglichkeit. Willst du dich rantasten? Kein Problem, man kann mittlerweile schon mit einem Euro im Monat starten.
Wenn du dir noch anschaust, wie sich die Rendite langfristig entwickelt, dann wird das Argument der Zockerei vollständig entkräftet. Eine Investition über mindestens 15 Jahre beispielweise in den deutschen Aktienindex DAX wird kaum Verluste erbringen – im Gegenteil: Der Blick in die Vergangenheit zeigt für jeden beliebigen 15-Jahres-Zeitraum in den zurückliegenden 50 Jahren positive Renditen.
Ich habe Angst, mein Vermögen zu verlieren.
Wie kriege ich diese Angst in den Griff?
Indem du Schritt für Schritt vorgehst.
- Schritt 1: Wissen aneignen
- Schritt 2: Nur Geld investieren, was du heute nicht brauchst
- Schritt 3: Risiko mit wissenschaftlichen Erkenntnissen reduzieren
Wichtigste Maßnahme, um Risiken zu begrenzen: Diversifikation. Das bedeutet: nicht alle Eier in einen Korb legen. Das bedeutet, dass du beim Aktienkauf breit über Länder und Branchen streuen solltest. Außerdem hilft Langfristigkeit, mindestens zehn, besser 15 Jahre solltest du am Aktienmarkt anlegen. Wenn du dir ein paar Regeln anliest und wirklich nur Geld investiert hast, das du in diesem Zeitraum nicht brauchst, schwindet auch die Angst.
Man sollte sich immer klar machen: Auch auf dem Konto verliert das Geld sehr schnell an Wert, wenn wir hohe Inflationsraten wie im Moment haben. Die Summe auf dem Konto bleibt zwar gleich, was du dir jedoch von dem Geld kaufen kann, nimmt ab. Geld auf einfachen Konten und Sparbüchern anzusparen, birgt deshalb auch ein (verstecktes) Risiko!
Ich habe Angst, etwas falsch zu machen.
Wie kann ich jetzt weitermachen?
Ich empfehle immer, sich mit jemandem zusammenzutun, mit dem man sich austauschen kann. Entweder in einer Community oder mit einer Freundin. Wir müssen mehr über Geld sprechen und uns trauen. Austausch schafft Sicherheit und Vertrauen.
Auch professioneller Rat im Rahmen einer unabhängigen Beratung ist möglich und kann Sicherheit geben. Man muss nicht alles im Leben allein machen. Wichtig ist aber, das Thema Finanzen für sich anzustoßen, denn das wird niemand sonst übernehmen.
Die Zeiten sind unruhig, an den Börsen sah es zuletzt nicht rosig aus. Ich habe Angst, dass ich nun zum verkehrten Zeitpunkt einsteige.
Wie kann ich wissen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist?
Niemand kann vorhersehen, wann ein guter Zeitpunkt ist, an der Börse einzusteigen. Idealerweise solltest du günstig Anteile kaufen, also am Tiefpunkt. Das Ziel ist ja, Aktien irgendwann zu einem höheren Kurs wieder zu verkaufen. Allerdings weiß niemand, wann der Tiefpunkt erreicht ist. Krisen wie die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg, die die Börse und damit die Aktienpreise beeinflussen, hat niemand kommen sehen. Deshalb sollten sich insbesondere Privatanleger:innen von dem Gedanken verabschieden, den idealen Zeitpunkt zum Einstieg an der Börse zu finden.
Allerdings kann man sehr klar sagen: Es ist immer besser, so früh wie möglich mit dem Investieren anzufangen, auch mit wenig Geld. So kannst du besser für dich nutzen, was Albert Einstein mal als das 8. Weltwunder bezeichnet hat: den Zinseszins-Effekt. Der funktioniert so: Erträge werden nicht ausgeschüttet, sondern dem Anlagebetrag hinzugefügt. Damit erhöht sich die Anlagesumme und in den Folgejahren erwirtschaften sie ebenfalls Erträge. Das angelegte Kapital wächst exponentiell, ein enormer Hebel beim Vermögensaufbau. Hier wirkt die Zeit, über die das Geld angelegt ist, stärker als die investierte Summe.
Der beste Zeitpunkt ist also immer heute, sofern du langfristig investieren möchtest.
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