Bea Petris Motto lautet: Offen sein fürs Glück! Dazu gehört auch der Mut, Chancen blitzschnell zu ergreifen. Das hat ihr ein Leben voller Leidenschaft beschert. Die neueste heißt Afrika.
EMOTION: Sie sind seit über 20 Jahren Maskenbildnerin bei Film und Fernsehen. Daneben beraten Sie auch ganz normale Frauen. Was haben Sie in der Zeit übers Aussehen gelernt?
Bea Petris: Wie wenig es braucht, damit sich jemand gut fühlt. Einmal habe ich eine Frau geschminkt, die mir dann unter Tränen gestand, dass sie 52 Jahre lang überzeugt gewesen sei, hässlich zu sein. Erst jetzt sähe sie, dass sie schöne Augen habe. Ich sagte zu ihr: Bitte weinen Sie nicht, sonst verschmiert alles. Das war ein sehr ergreifendes Erlebnis, das sich noch oft wiederholt hat.
Erleben Sie auch Schockierendes?
Schlimm ist es, wenn Frauen von mir verlangen, ich solle sie doch jung und schön machen. Und dann stellt sich heraus: Ihr Mann hat eine Jüngere. Sie kriegen dann von mir zu hören, dass das leider nicht geht. Aber ich weiss sehr gut, wie schwer es ist, wenn alles schlaff wird. Irgendwann
habe ich es akzeptiert. Bestimmt auch dank meinem Mann. Er findet, dass ein Gesicht ohne Falten nichts erzählt.
Das finden wir ja alle …
… und haben trotzdem unsere liebe Mühe damit. Für mich ist es eine Riesenhilfe, mit 56 einen Mann an meiner Seite zu wissen, für den ich die Schönste bin. Aber ich verstehe jede Frau, die wegen des Jugendkults in Depressionen verfällt. Am meisten regen mich aber diejenigen auf, die so tun, als stünden sie über allem. Die sagen: Erst jetzt, mit 50, gefall ich mir. Das ist so unehrlich. Altwerden ist und bleibt schwierig für eine Frau.
Haben Sie ein Rezept dagegen?
Nein, nur eine banale Erkenntnis: Es geht einem in einem gewissen Alter besser, wenn man nicht zu viel trinkt, nicht raucht und genug schläft. Davon abgesehen stelle ich fest, dass ich Freude an der Natur kriege. Das ist neu. Wir haben eine kleine Wohnung am Untersee. Wenn ich dort bin und die Schwäne und Enten sehe, ist mir sofort wohl ums Herz. Hätte mir das jemand vor fünf Jahren prophezeit, hätte ich gesagt: Du spinnst! Aber man verändert sich und sollte auf neue Bedürfnisse hören.
Sie sind Spezialistin für Veränderungen. Sie sollten die Apotheke Ihrer Eltern übernehmen und brachen mit Mitte 20 aus und aus Ihrer Ehe gleich mit – für Ihren Traum, Visagistin zu werden. Sie sind zum vierten Mal verheiratet. Und demnächst lösen Sie Ihre Wohnung in Zürich auf und ziehen zu Ihrem Mann, der als Stadtpräsident nicht aus Schaffhausen wegkann. Fallen Ihnen Neuanfänge leicht?
Ich war immer bereit, Neues zu wagen. Das tut mir gut und verhindert, dass mir langweilig wird. Dann fang ich nämlich an, zu viel zu denken.
Hat Ihnen eine von all diesen Veränderungen ein besonderes Aha-Erlebnis beschert?
Afrika! Vor drei Jahren wurde ich gefragt, ob ich mein berufliches Know-how bei einem Ausbildungsprojekt in der westafrikanischen Filmmetropole Burkina Faso einbringen wollte. Ich kam bei 40 Grad Hitze mit 70 Kilo Gepäck und einem ziemlich mulmigen Gefühl in der dreckigen Flughafenhütte an. Und dann steht dort die Projektverantwortliche, diese junge, charismatische Safi, und schliesst mich zur Begrüssung strahlend in ihre Arme. In dem Moment wusste ich, mein Leben bekommt wieder einen neuen Dreh.
Was für einen?
Ich habe in der Hauptstadt Ouagadougou eine Kosmetik- und Coiffeurschule für junge Frauen gegründet. Ein Internat ist in Planung. Zweimal im Jahr bin ich vor Ort und besuche jede Familie. Die Menschen dort haben ge rade so viel, dass sie nicht verhungern, aber keinerlei Perspektive.
Die Ausbildung gibt ihnen eine. Wer sieht, mit was für einem Glück wir bei uns gesegnet sind, muss einfach aufhören, über Falten und Schlabberbäuche nachzudenken.
Bea Petri, 56, ist Maskenbildnerin. Mit ihren beiden Töchtern führt sie in Zürich die Schminkbar und die Agentur Cinémask. Ihr Förderverein Nas Mode hilft jungen Frauen in Burkina Faso, einen Beruf zu erlernen. www.schminkbar.ch, www.cinemask.ch, www.nasmode.com