Jörg Schleburg und Wolfgang Bischoff von Kurzzug machen Taschen mit Geschichte - aus ausrangierten U-Bahnsitzen.
Im Zug trifft man auf alle Bevölkerungsschichten. Und manchmal kommen Menschen miteinander in Kontakt, die sich in ihrem normalen Alltag vermutlich nie begegnet wären. Dann beginnt der Sitznachbar auf einmal aus seinem Leben zu erzählen. Fremde kommen sich für einen kurzen Moment näher, bis sie sich zwei Stationen weiter wieder trennen. Die Taschenkollektion von "Kurzzug" verkörpert die Magie solcher Momente. Die zeitlosen Stücke bestehen nämlich aus Leder von ausgemusterten Münchener U-Bahnsitzen.
Jörg Schleburg und Wolfgang Bischoff heißen die Zwei, die alte Münchener U-Bahnen auseinander nehmen und sie zu schicken Taschen verarbeiten. "Die Idee hatte ich schon lange", verrät Jörg Schleburg. "Einmal saß ich in der U-Bahn und beobachtete zwei junge Leute, die sich durch Zufall nach einigen Jahren dort wiedergetroffen haben. Ich stellte mir die Frage, wie viele solcher Geschichten hier wohl täglich passieren mögen." In 40 Jahren, so alt sind nämlich die Münchener U-Bahn und ihre Waggons, kommen da vermutlich so einige Geschichten zusammen.
Unikate mit Vergangenheit
Die beiden wollen Material upcyceln und Geschichte recyceln. So wie jede U-Bahn-Begegnung einzigartig ist, ist auch jede Tasche ein Unikat. Denn das Material hat so einiges erlebt. Jeder Sitz hat seinen ganz eigenen Charakter. Für die Taschenkollektion werden aber nur die "Filetstücke" verwendet. Wer eine Kurzzug-Tasche ergattert, findet daher auf ihr eine einzigartige Limitierungsnummer.
Wer mit seinem eigenen Kurzzug-Weekender verreisen oder seine Unterlagen und Notizbücher in alten Straßenbahnsitzen zur Arbeit tragen möchte, sollte sich beeilen. Das Material, also die alten abgenutzten Sitze, sind nämlich nicht unbegrenzt verfügbar. Die beiden Münchener arbeiten aber schon an Ideen und Konzepten für weitere innovative Kollektionen mit Charme.
Made in Italy
"Es waren erst einmal viele Telefonate und Mails notwendig, um nach einem Jahr endlich Eintritt in die heiligen Hallen der MVG zu bekommen“ so Schleburg. Nachdem die beiden diese Hürde genommen hatten, konnten sie mit der Produktion beginnen. Doch auch das Sitzleder ist kein einfaches Material, nicht jeder potentielle Produktionsbetrieb konnte mit der Materialbeschaffenheit etwas anfangen. Deshalb haben Bischoff und Schleburg viele Betriebe besichtigt und sind schlussendlich in Norditalien fündig geworden. "Eines war für uns von Beginn an Voraussetzung: Qualität durch gutes Handwerk. Italien als 'das' Land der Lederproduktion liegt gedanklich wie räumlich nahe." Bevor das Leder nach Italien kommt, wird es noch in München sorgfältig aussortiert, gereinigt und vorgeschnitten.
Ziel der Kurzzug-Reise
Das kleine Start-up möchte wachsen und mehr Kleidung und Taschen aus München für München produzieren. Mithilfe einer Crowdfundig-Kampagne auf www.startnext.com/kurzzug möchten sie ihr Zukunftsziel realisieren. Dort gibt es die schönen Taschen auch für alle Nicht-Münchener bereits zu kaufen.
Bei Startnext findet ihr übrigens auch ein Video von den sympathischen Gründern und ihren stilvollen Taschen.
Mehr Informationen unter: www.kurzzug.de