Lea van Acken spielt beeindruckend Anne Frank. Rachel McAdams und Mark Ruffalo decken einen Missbrauchsskandal auf. Und Florian David Fitz beschert uns eine geile Zeit
Das Tagebuch der Anne Frank
Drama
Die Geschichte ist bekannt. Amsterdam, 1943: In einem Hinterhaus versteckt sich die 13-jährige Anne Frank (Lea van Acken) mit ihrer Familie vor den Nazis. Ihrem Tagebuch vertraut sie ihre Gedanken, Träume und Sehnsüchte an. Und ihre Ängste. Denn nachts kreisen die Bomber über der Stadt und tagsüber könnten sie entdeckt werden. Dennoch führen die Hausbewohner ein fast normales Leben: Sie kochen, singen, albern herum – die benachbarte Fabrik übertönt ja alle Geräusche... Regisseur Hans Steinbichler stellt Anne Frank radikal ins Zentrum: Der Zuschauer folgt ihrer Gefühlswelt, weiß nur, was sie weiß. Wenn Lea von Acken direkt in die Kamera spricht, fühlt man sich ihr ganz nah. Dann erscheint sie nicht als Mensch in höchster Gefahr, sondern als lebensfrohes, neugieriges Mädchen. Fast verdrängt man das drohende Ende. Ein Kammerspiel, das zeigt, was passiert, wenn eine Gesellschaft nicht gegen Diskriminierung einsteht. Bewegend!
DER BESONDERE AUGENBLICK Als alle laut die Marseillaise singen und plötzlich die Maschinen in der Fabrik ausfallen.
Mit: Lea van Acken, Martina Gedeck, Ulrich Noethen
Regie: Hans Steinbichler
Start: 3. März
Spotlight
Thriller
Kirche deckte jahrelang Missbrauch durch Priester“, diese Schlagzeile des „Boston Globe“ im Jahr 2002 löste ein Beben aus. Sogar der Papst nahm sich (endlich) des Themas an. Halb Spielfilm, halb Dokumentation, erzählt „Spotlight“ nun die Geschichte der Journalisten, die dem Skandal auf die Spur kamen. Mit unaufgeregtem Pinselstrich bringt der Film Fakten ans Licht, die für Gänsehaut sorgen: Mehr als 80 US-Priester vergingen sich an Kindern – mitunter jahrzehntelang. Männer, die sonntags erzkonservative Werte predigten. Erschreckend: Die Kirchenoberen versuchten dies zu vertuschen, ließen Akten verschwinden, brachten Zeugen zum Schweigen. Regisseur Tom McCarthy braucht keine Übertreibung, sondern vertraut dem Spiel der Darsteller (einfühlsam: Rachel McAdams) und dem Pulsschlag einer kleinteiligen, detailversessenen Recherche. Das ist so aufwühlend, dass man beim Abspann gleich sein Handy zückt, um die Hintergründe zu googeln – und alles noch mal in Ruhe zu lesen.
DER BESONDERE AUGENBLICK Als klar wird, dass auch die Redaktion des „Boston Globe“ lange Zeit weggeschaut hat.
Mit: Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber
Regie: Tom McCarthy
Start: 25. Februar
Der geilste Tag
Tragikomödie
Wir wussten schon lange, dass Florian David Fitz, von Beruf ja eigentlich Lieblingsschauspieler, feinfühlige Drehbücher schreibt („Vincent will Meer“). Aber kann er auch Regie? In seinem Debüt „Der geilste Tag“ inszeniert er ein Wechselbad der Gefühle: Andi (Matthias Schweighöfer) und Benno (Fitz) haben kaum Gemeinsamkeiten – außer, dass sie todkrank sind. Auf der Suche nach dem „geilsten Tag“ ihres Lebens, brechen sie gemeinsam aus dem Hospiz aus und häufen enorme Schulden an – sie müssen diese ja nicht mehr zurückzahlen. Ihr Abenteuer führt sie in einem Wohnmobil bis nach Südafrika, wo sie erkennen, dass sie eigentlich auf der Suche nach etwas ganz anderem sind ... „Der geilste Tag“ steckt voller Zwischentöne, die einen mitlachen oder auch mal schluchzen lassen. Klar, manche Szenen sind albern, andere präsentieren Kalendersprüche, dennoch besitzt das Roadmovie viel Herz und vor allem eins: ein ansteckende Lebenslust.
DER BESONDERE AUGENBLICK Als Benno seiner Tochter begegnet, die er zuvor noch nie gesehen hat.
Mit: Matthias Schweighöfer, Florian David Fitz, Alexandra Maria Lara
Regie: Florian David Fitz
Start: 25. Februar