Immer mehr Beauty-Firmen zählen Edelsteine zu ihren wertvollsten Inhaltsstoffen. Was ist dran am Trend?
Warum Beauty-Produkte jetzt Edelsteine enthalten
Neu auf der INCI-Liste diverser Beautyprodukte: das Edelstein-Upgrade. Jetzt gibt es Seren, Peelings und Cremes mit Turmalin, Amethyst und Saphir. Doch nicht nur feine Partikel kommen in der Pflegeroutine zum Einsatz. Die Edelsteine sollen als Massageroller für eine pralle und rosige Gesichtshaut sorgen und sind obendrein auch noch hübsch anzuschauen. Allein auf Instagram finden sich über 126.000 Bilder mit dem Hashtag #jaderoller, auch das Schlagwort #guashafacial liegt im Trend. Doch was steckt hinter dem Hype? Können uns Edelsteine wirklich schöner machen oder hat die Beauty-Industrie zu tief in die Kristallkugel geguckt?
Kennst du schon dein Beauty-Horoskop? Lies, welche Produkte die Charaktereigenschaften deines Sternzeichens unterstützen.
Schönes Naturspektakel - was können Edelsteine?
Bis die Edelsteine bei uns im Beauty-Regal landen, haben sie einen langen Weg hinter sich. Mehrere hunderte Kilometer unter der Erdkruste, dort wo Druck und Temperatur besonders hoch sind, findet das Naturschauspiel statt. Hier entstehen aus verflüssigtem Gestein Metalle, Kristalle und Edelsteine – allerdings dauert die Verwandlung mehrere Millionen Jahre. Der kristalline Aufbau soll angeblich dafür sorgen, dass Edelsteine kosmische Strahlen aufnehmen können. Diese Energie soll glück- und heilbringend sein. Schon vor der Antike wurde den Steinen etwas Lebendiges zugesprochen. Bei der Lithotheraphie, der Steinheilkunde, kann man lernen, welcher Stein auf welches Körperteil gelegt werden soll, um Krankheiten zu lindern. Ähnlich wie bei der Akupunktur soll das Tragen oder Auflegen von Steinen einen Einfluss auf das vegetative Nervensystem haben. So könne man zahnenden Babys mit einer Bernsteinkette die Schmerzen erträglicher machen. Laut Lythotherapeuten regen die Schwingungen der Edelsteine auch im Trinkwasser den menschlichen Organismus an.
Quarz und Jade sind besonders beliebt
Die angebliche Heilkraft der Edelsteine macht sich auch die Beauty-Industrie zunutze. Besonders beliebt sind Rosenquarz und Jade. Der zartrosafarbene Quarz gilt als Liebesstein und soll die innere Schönheit unterstreichen, der hellgrüne Jadestein soll emotionale Wunden heilen und Stress reduzieren. Sogar Kleopatra hat angeblich in Rosenquarzwasser gebadet, um vom Anti-Aging-Effekt zu profitieren. Für die Wirkung aus zellularer Ebene sollen die Schwingungen der Edelsteine verantwortlich sein.
Katelin Schebler, Kosmetikerin und Gründerin von KS Esthetics Professional Skincare, sagt im Gespräch mit dem koreanischen Beauty-Blog 'The Klog', dass Quarze spezielle Mineralien auf der Haut ablagern, die der Hautalterung entgegenwirken und für einen gesunden Glow sorgen.
Wissenschaftler zweifeln an Edelsteinen
Die Wissenschaft betrachtet die Heilkraft der Edelsteine mit nüchternem Blick. Denn nachgewiesen wurde bisher nichts. Edelsteine sind das Spezialgebiet von Mineraloge Professor Gregor Markl (Universität Tübingen). Zu seinem bisherigen Forschungsstand sagte er der ARD: „Ich selber habe von dieser angeblich heilenden Wirkung noch nichts gemerkt. Und was immer wir mit modernsten analytischen Methoden versuchen, und da gibt es eine ganze Menge, wir sehen nichts von diesen angeblichen Strahlen.“ Viel faszinierender findet Markl die Tatsache, dass sich die Mineralien ohne Zutun des Menschen über Jahrmillionen bilden. Diese Erkenntnis beruhe tatsächlich auf Wissen und nicht auf Aberglauben.
Auf die persönliche Einstellung kommt es an
Wieso macht die Kosmetikindustrie Profit mit einem Inhaltsstoff, dessen Wirksamkeit von Wissenschaftlern angezweifelt wird? Die Wirkung der Steine hängt vor allem mit unserer persönlichen Einstellung zusammen. Und die Industrie hat gemerkt, was gestresste Kunden heutzutage brauchen: Produkte mit well-being-Faktor. Wer gegenüber Edelsteinen nicht offen ist, kann mit den Steinen nicht glücklich werden. Vielen Kunden ist es letzten Endes egal, ob sie nur der Placebo-Effekt jünger und glücklicher macht oder ob die Wirkung tatsächlich wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Ihnen geht es vor allem darum, einen kleinen Alltagshelfer zu haben, um ausgeglichener zu sein.
Lies auch: Tarotkarten legen – so geht es! Finde heraus, was 2022 für dich bereit hält