Die wohl größte Flüchtlingskleiderkammer Deutschlands steht in Hamburg. Doch mit manchen Spenden können Flüchtlinge wenig anfangen: zu grell, zu luftig – zu sexy! Ein Pop-Up-Store namens "Hanseatic Heels" sorgt dafür, dass Unpassendes sinnvoll verwandelt wird.
Es gibt eine Menge Sachen, die Flüchtlinge in Hamburg dringend brauchen: Aktuell stehen auf Liste der Hilfsorganisation „Hanseatic Help“ als dringend benötigte Spenden: Handschuhe, Thermounterwäsche und winterfeste Schuhe in den Größen 35-48. Shorts, Tank Tops und High Heels gehören definitiv nicht dazu. Die haben in den vergangenen Monaten aber viele Hamburgerinnen bei der Kleiderkammer in den Messehallen gespendet. Wohin damit angesichts von Platznot und dem kurz vor Weihnachten erfolgten Umzug auf das Otto-Gelände nach Bramfeld? Dominik Bloh, Hanseatic Help-Mitarbeiter der ersten Stunde hatte die zündende Idee: Ein Pop-Up-Shop im Karoviertel wurde zum Second Hand-Shop für heiße Teile.
Auch Schuhe von Prada sind im Angebot
Bei „Hanseatic Heels“ gibt es aber nicht nur Schuhe mit hohen Absätzen, sondern auch Röcke, Handtaschen und allerlei Minikleider, die für Flüchtlinge ungeeignet sind. Drei unterschiedliche Preiskategorien sind zu finden, die günstige liegt zwischen 3 und 10 Euro. Es geht hoch bis 50 Euro, dafür sind dann mit Glück sogar Markenschuhe von Gucci oder Prada zu bekommen. Die Einnahmen werden in das investiert, was Flüchtlinge derzeit am dringendsten brauchen.
„Da steckt Liebe und Arbeit drin“, sagt Dominik Bloh, der von Anfang an im Kleiderkammer-Team dabei war. All diese Kleidung sei ja nicht nur gespendet, sondern durch die Arbeit der Helfer zusätzlich aufgewertet worden. „Das ist alles durch drei Sortierstationen gegangen“, so Bloh. Wegwerfen kam allein deshalb nicht infrage.
Stilistisch ist „Hanseatic Heels“ in der Glashüttenstraße der Kleiderkammer-Optik nachempfunden: Europaletten auf dem Fußboden und die Kasse als Infotresen. Dort kann man sich mit Kreppband ein Namensschild anheften. „Wir geben die Sachen auch gegen Spenden heraus“, sagt Dominik Bloh. „Und das Geld geht natürlich zurück in die Kleiderkammer. Es geht um einen Tausch: Wir verkaufen die Dessous und High Heels und kaufen dafür zum Beispiel Winterjacken.“ Die sind in der Kleiderkammer nämlich Mangelware. Gebrauchte Unterhosen möchte kaum jemand spenden – und tragen verständlicherweise auch nicht.“ Deshalb brauchen wir immer Geld für Neuware“, sagt Dominik Bloh. Dabei gehen ihm und seiner Crew nie die Ideen aus. Der neueste Einfall: Sie wollen gespendete Anzüge zur Ausleihe bereitstellen, einen Barbier-Stuhl in den Laden packen und Asylbewerber hier sogar auf Vorstellungsgespräche vorbereiten.
Hanseatic Heels
Glashüttenstraße 10
Mo-Sa 13-20 Uhr
www.facebook.com/hanseaticheels
Mareile Braun ist Chefredakteurin von EMOTION Slow und liebt ihr Leben zwischen Gucci und Gummistiefeln. Wenn sie nicht gerade auf Fashion Weeks reist, bummelt sie zuhause gern mit ihrem Esel Pepe durchs Dorf.
Was sie sonst gerade bewegt: Yoga unter freiem Himmel, Tanzabende mit dem Gatten und ihre Workshops als "Slow-Down"-Trainerin.