Eigentlich schlägt ihr Herz für Hip-Hop: EMOTION.DE sprach mit Sängerin Lena Meyer-Landrut über ihr neues Album, den ESC und natürlich Netflix.
An einem eisig kalten Februartag treffe ich Lena Meyer-Landrut auf der Berlinale zum Interview. Location ist das mega hippe L'Oréal Atelier in Berlin-Charlottenburg. Die 25-jährige L'Oréal-Botschafterin und Sängerin ist super gelaunt (sie ist gerade aus LA zurückgekommen) und super gestylt (hautenger weißer Rock und weißes Oberteil von Designer Jonathan Simkhai aus New York).
EMOTION.DE: Lena, du saßt in der Jury zum ESC-Vorentscheid. Wie sehen die Chancen für unsere Kandidatin Levina aus?
Lena Meyer-Landrut: Levina war definitiv meine Favoritin. Ihre Stimmgewalt ist unglaublich, was beim ESC ja immer toll ist. Der Sieg ist von sehr vielen Faktoren abhängig, weshalb es einfach nicht vorhersehbar ist. Aber ich glaube, dass man sie mit einem guten Gefühl nach Kiew schicken kann.
Für viele bist du noch immer untrennbar mit deinem Sieg beim ESC 2010 verknüpft. Würdest du eigentlich noch mal antreten?
Nein, erstmal nicht. Es kann sein, dass ich in zehn Jahren anders denke, aber im Moment habe ich kein Verlangen danach. Ich möchte erst mal etwas anderes machen.
Du arbeitest an einem neuen Album, das Gemini heißen soll. Was hat es mit dem Namen auf sich?
Gemini ist der englische Begriff für mein Sternzeichen Zwilling und ich bin ein total typischer Zwilling. Es soll aber auch um die Dualität des Menschen gehen, jeder hat verschiedene Facetten und die gehören alle zu unserer Persönlichkeit.
Welche Musik hörst du privat?
Ich höre viel R'n'B, Hip Hop und Rap. Natürlich auch Pop. Außerdem bin ich ein bekennender Mainstream-Radio-Hörer. Aber ich liebe auch Indie-Künstler, wie die amerikanische Sängerin Banks. An kleineren Künstlern, wie z. B. Anderson Paak, mag ich, dass es ihnen nicht so sehr darauf ankommt, eine große Masse zu befriedigen, sondern das auszudrücken, was sie lieben.
Was beeinflusst dich am meisten bei deinen eigenen Songs?
Da ich privat so viel R'n'B und Hip Hop höre, ist es schwer, das zu kanalisieren, also dass ich musikalisch nicht selbst in diese Richtung gehe. Das wäre ein viel zu krasser Schritt, es ist eben nicht meine Musikrichtung. Für mein neues Album habe ich verschiedene Themen im Kopf, über die ich schreiben möchte. Ich versuche zu überlegen, wie daraus ein Song werden könnte.
Wie weit bist du mit deinem Album?
Ich hatte ganz lange einen kreativen Blackout und konnte nicht schreiben. Langsam funktioniert es wieder besser, weshalb ich jetzt viel am Songs schreiben bin. Ungefähr ein Drittel habe ich schon. Trotzdem werde ich den ursprünglichen Zeitplan nicht ganz einhalten, sondern das Album wahrscheinlich erst im Herbst veröffentlichen.
Folgt man dir auf Instagram, wird klar, dass du viel unterwegs bist, z. B. kürzlich in Los Angeles. Was hast du dort von der politischen Stimmung mitbekommen?
Wir kamen am Flughafen in Los Angeles an und haben sofort die Demonstranten gesehen, die gegen die Mauer und das Einreiseverbot demonstriert haben. Im Gegensatz zu Deutschland sind in den USA viele Leute sehr offen damit, was sie wählen. Ich glaube, diese Offenheit hilft, gerade, wenn man jüngere Leute erreichen möchte. Die denken dann: 'Wenn Miley Cyrus sich für Politik interessiert, dann ist es vielleicht auch ganz cool, wenn ich mich dafür interessiere.'
Sollte man Stellung beziehen?
Ein schwieriges Thema, weil ja Nachrichten gefiltert bei uns ankommen. Wir sollen immer up to date sein, und ich habe das Gefühl, ich schaffe es nicht, hinterher zu kommen. Wichtig ist sowieso erst mal eine gewisse Grundeinstellung, dass wir für Zusammenhalt und Frauenrechte einstehen und dafür auch unseren Mund aufmachen.
Du bist ja selbst viel im deutschen Fernsehen unterwegs. Guckst du selbst noch viel Fernsehen?
Nein, eigentlich gar nicht mehr. Ich gucke viel Netflix und ich kaufe auch Filme im Internet. Mir ist es wichtig, selbst Filme und Serien zu kaufen, weil ich ja auch Kunst mache und möchte, dass jemand diese Kunst konsumiert.
Welche Serien suchtest du gerade?
Verschiedenes. Ich habe gerade angefangen mit "Santa Clarita Diet". In LA hingen überall Plakate und da ich ein Werbeopfer bin, musste ich direkt anfangen. Drew Barrymore ist ein Zombie und will die kriminellen Nachbarn essen, mega cool....
Total begeistert bin ich auch von "Black Mirror". Jede Folge ist anders, es werden technisch-gesellschaftskritische Themen behandelt. Natürlich fängt man dann auch an, über sich selbst nachzudenken und wie viel man eigentlich konsumiert. Über Serien könnte ich jetzt noch sehr lange reden (lacht)...
Vielen Dank für das Gespräch, Lena!