Der Politiker Sören Bartol lebt mit seiner Partnerin, zwei Söhnen und zwei Bonustöchtern in Marburg und Berlin und weiß wie schwer es manchmal ist, Job und Familie zu vereinbaren.
Sören Bartol ist Mitglied des deutschen Bundestag und stellv. Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion für Verkehr, Bau, Wirtschaft und digitale Infrastruktur sowie Digitale Agenda.
"Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl, dass es uns eigentlich ziemlich gut gelingt Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Klar ist es mit vier Kinder, zwei berufstätigen Eltern und diversen Freizeitaktivitäten, Schulen und Kitas viel Fahrerei und oft stressig oder hektisch, aber wenn wir alle zusammen beim Abendbrot sitzen, denke ich einfach, wie schön es ist eine große Familie zu haben. Und einen interessanten Beruf!
Oft fehlt dann aber nicht viel, um diesen Eindruck ins Gegenteil zu verkehren. Es reicht der grassierende Infekt aus Schule oder Kindergarten und alles ist anders: Kind krank, Eltern nach einer fiebrigen Nacht übermüdet, und die Frage, wer mit dem kranken Kind zuhause bleibt, sorgt schon vor dem Frühstück für den ersten Konflikt und schlechte Stimmung.
Ich versuche ein engagierter Vater zu sein und verstehe mich - nach anfänglichen Berührungsängsten mit dem Begriff - als Feminist, also teilen meine Lebensgefährtin und ich uns selbstverständlich die Betreuung, wenn eines unserer Kinder krank ist. Und da stoßen wir dann oft an Grenzen.
Ich nehme meine Kinder wenn nötig mit in den Bundestag, zu Fraktionssitzungen oder Veranstaltungen und sage notfalls auch Termine ab. Das stößt nicht überall auf Verständnis und sorgt für dumme Sprüche. Als Sozialdemokrat will ich Gleichstellung aber nicht nur gesetzlich durchsetzen; ich möchte sie vorleben und zeigen, dass es auch anders geht. Für Deutschland wünsche ich mir eine Arbeitskultur wie in skandinavischen Ländern, wo es selbstverständlich ist, dass der Chef um 16 Uhr geht, um sein Kind von der Kita abzuholen und sich niemand daran stört, wenn bei einer Telefonkonferenz im Hintergrund ein Baby schreit.
Ehrlich gesagt, ist es bei uns aber wie bei den meisten anderen wahrscheinlich auch; meine Lebensgefährtin steckt beruflich mehr zurück als ich. Sie trägt die Hauptlast, schon dadurch, dass ich berufsbedingt öfter in Marburg als in Berlin bin. Sie arbeitet Teilzeit und macht dafür zuhause mehr als ich. Als Selbständige hat sie zwar den Vorteil, dass sie sich ihre Zeit freier einteilen kann, für ihre Rente aber zum Beispiel ist unsere Arbeitsteilung katastrophal. Das Recht auf Rückkehr Teilzeit/ Vollzeit ist gerade für die Erwerbsbiographien von Frauen so ungeheuer wichtig!
Ich frage mich schon, wie das alles überhaupt funktioniert hat, bevor wir das Elterngeld eingeführt haben und es den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz noch nicht gab. In Momenten, wenn die pubertierende Tochter die Pubertät ausprobiert und bei uns alles zusammenfällt, denke ich manchmal, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine Chimäre – es gibt sie nicht. Glücklicherweise gibt es dann auch wieder andere Tage ..."