Ex-Balletttänzer und Pianist Francis Kurkdijan komponiert nicht nur Parfüms für internationale Modehäuser wie Kenzo, sondern fördert auch Nachwuchs-Parfumeure
EMOTION: Herr Kurkdijan, rauchen Sie eigentlich immer noch?
Francis Kurkdijan: (lacht und zieht sich eine Zigarette aus der Packung) Meine Kollegin Maïa Lernout raucht nicht. Sie ist meine brave Seite.
Aber riechen Sie dann nicht nur noch Rauch anstatt Ihres Parfüms?
Ich trage keins. Ich hasse Parfüm! Ich trage nur manchmal die Parfüms, an denen ich gerade arbeite.
Und was ist, wenn Sie den Duft nicht mögen?
Wir arbeiten nie an Dingen, die wir nicht mögen, das könnte ich gar nicht. Als ich noch Ballet getanzt habe, konnte ich an einem Abend der charming Prinz sein und am nächsten die Petruschka. Nichts davon bin ich, aber ich konnte es umsetzten. So ist es auch bei der Arbeit mit unterschiedlichen Parfümhäusern. An einem Abend bin ich Acqua di Parma, am nächsten Kenzo und Guerlain kann ich auch. Man muss immer versuchen den passenden Winkel zu finden. Das lehre ich auch Maïa.
Und wie stellt Sie sich an?
Beim ersten Duft war Maïa noch im Hintergrund, aber sie hat einen verdammt guten Job gemacht und deshalb schubse ich sie jetzt mit nach vorne ins Rampenlicht. Weil sie die nächste Generation ist. Ich werde älter. Nicht müde Neues zu schaffen, aber älter. Ich bin in der Branche bekannt, aber es Zeit, neue Leute kennenzulernen. Komm Maïa, wir tauschen mal die Plätze.
Maïa, seit wann arbeiten Sie in der Parfümbranche?
Maïa: Seit 15 Jahren. Ich habe mich viel mit Inhaltsstoffen beschäftigt. Ich arbeite an Formeln, die Parfumeure einkaufen, um sie in ihren Düften zu benutzen. Ich dachte nie, dass ich selbst Parfumeurin werden würde, bis ich dich, Francis traf.
Francis: Sie ist wirklich gut und hat schon Zusammensetzungen entwickelt, die Chanel und Dior in Ihren Düften verwendet haben. Für "L'Instant" von Guerlain haben wir das erste mal zusammen gearbeitet. Maïa hat eine sehr gut Nase und weiß, wie man Duftstoffe ausbalancieren muss.
Sie haben doch aber auch eine sehr gute "Nase"...
Ja, das habe ich aber erst nach meinem zweiten Parfüm herausgefunden. Mein erstes Parfüm war "Le Male" von Jean Paul Gaultier. Ich hatte total Angst, dass das ein One Hit Wonder war. Ich habe vier Jahre gebraucht, um ein weiteres Parfüm zu kreieren, nämlich "Mania" von Armani. Danach wusste ich – ich kann das.
Gibt es Freundschaften oder Konkurrenten in der Duftbranche?
Ich habe zwei Freunde in der Branche, neben Maïa natürlich. Aber mit meinen Freunden spreche ich generell nicht über meine Arbeit.
Die Duftbranche ist ja auch sehr klein...
Es gibt vielleicht 20 Parfümeure in der Branche. Es ist eine Industrie, die nicht gerne Risiken eingeht und jungen Talenten kaum eine Chance gibt. Auch deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Maïa zu fördern. Das ist wie in Hollywood. Wenn man weiß, dass in einem Film ein A-List Schauspieler mitspielt, guckt man ihn sich an. Das ist schon etwas traurig und sehr konservativ.
Brauchen Sie auch mal einen Duft-Detox?
Oh ja, ich arbeite nicht so viel, Maïa kann das bestätigen. (lacht) Ein Parfüm herzustellen bedeutet ja nicht, dass man einfach Duftstoffe mischt und hofft, dass etwas Gutes bei rauskommt. Es gibt um die 470 Duftstoffe, man startet mit 50. Ich arbeite auch deswegen so gerne mit einem anderen Parfumeur, also Maïa zusammen. Man fordert sich gegenseitig heraus.
Wo finden Sie Inspiration für neue Parfüms?
Man muss gut zuhören und Fragen stellen. Und dann schaffst du eine Duftwelt. Bei "Kenzo World" haben wir verschiedenes experimentiert, zuerst eine Blumenexplosion. Den zweiten Versuch habe ich Neon Natur genannt. Der verkörpert einen Mix zwischen Natur und Urbanität. Das passt super zu Kenzo. Und funktioniert von Europa bis Asien in allen Märkten.