Die preisgekrönte mexikanische Journalistin Ana Lilia Pérez sprach mit Katarzyna Mol-Wolf über ihre gefährliche Arbeit.
Ihre mutigen Recherchen haben Ana Lilia Pérez in Lebensgefahr gebracht. Wir trafen uns, als der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger ihr im November die "Goldene Victoria für Pressefreiheit" verlieh. Kurz darauf besuchte sie mich mit Martina Bäurle von der Stiftung für politisch Verfolgte in der Redaktion, und wir sprachen darüber, was sie antreibt.
Sie werden wegen Ihrer Arbeit verfolgt. Kann Bekanntheit sie schützen?
Internationale Aufmerksamkeit empfinde ich schon als Schutz. Um mein Leben zu retten, habe ich eine Zeit lang im Exil gelebt. Alles, was ich schreibe, das der Mafia nicht passt, ist risikoreich. Aber ich denke nicht an die Gefahr, mir ist es wichtig, meine Arbeit gut zu machen.
Was gibt Ihnen dafür die Kraft?
Ich komme aus einer Familie starker Frauen. Sie unterstützen mich, wo sie nur können, obwohl ich sie durch meine Arbeit gefährde. Meine Mutter ist eine kleine, schmale Frau, aber sie ist eine Kämpferin. Und ich mache meinen Job mit der Überzeugung, die Ideale, an die ich glaube, zu verteidigen.
Wann wussten sie, das ist Ihr Weg?
Mexiko ist ein reiches Land. Aber viele Familien haben nicht mal einen Dollar am Tag zum Leben. Gleichzeitig sieht man in der Politik immer wieder, wie auf undurchsichtige Weise Geld angehäuft wird. Die Presse muss diese Dinge ans Licht bringen, damit ein Wandel vorangetrieben werden kann. Als Journalistin sehe ich mich in der Pflicht aufzuklären.
In Mexiko gibt es viel Gewalt gegen Frauen. Ist das teil einer Machokultur?
Ja, die Gewalt gegen Frauen ist ein Problem des Machismo. Aber es hat auch damit zu tun, dass in Mexiko Täter oft straflos bleiben. Wird ein Frauenmord nicht untersucht und der Täter kommt davon, ermutigt das den Nächsten.
Sie zahlen für Ihre Arbeit einen hohen Preis. Wollten sie nie einfach aufhören?
Natürlich gab es Momente, in denen ich Angst hatte, meine Recherchen zu veröffentlichen. Aber etwas in mir bewegt mich, immer wieder weiterzumachen.
Setzen die Preise und Auszeichnungen sie auch unter Druck weiterzumachen?
Ich empfinde einen Preis eher wie eine Umarmung, eine zärtliche Botschaft. Der Moment der Verleihung ist etwas Feierliches, was bleibt ist die Verantwortung, seine Arbeit weiterzumachen.
Wünschen sie sich Unterstützung aus Deutschland?
Es wäre eine echte Hilfe, wenn alle, die Geschäftsbeziehungen in Mexiko unterhalten, ein höheres Niveau an Sicherheit im Land verlangten.
Was trägt sie durchs Leben?
Es ist wichtig, die einfachen Dinge im Leben zu genießen. Manchmal vergessen wir, was das Leben eigentlich ausmacht, und merken das erst, wenn wir Gefahr laufen, es zu verlieren. Dazu sollte das, was wir tun, von unseren Überzeugungen, von Ethik und Liebe getragen werden.