Zum fünften Mal findet am kommenden Wochenende auf dem Hamburger Kampnagel-Gelände der Kreativmarkt "hello handmade" statt – einer der populärsten deutschen DIY-Märkte Deutschlands.
Designer, Künstler und kreative Selbermachen aus ganz Europa stellen dort ihre professionell handgefertigten Produkte vor und verkaufen sie direkt vor Ort. Die beiden Veranstalterinnen, Sophie Pester und Catharina Bruns, achten dabei besonders auf die Qualität und Originalität der Produkte und berücksichtigen Vielfältigkeit und Trends. Jedes Jahr werden neue Designer willkommen geheißen, aber auch gute alte Freunde wiederbegrüßt.
Wir sprachen mit Sophie, die von Haus aus Diplom-Designerin ist und den hello handmade-Markt 2010 gründete und ihrer Partnerin Catharina Bruns, Gestalterin und Autorin. 2011 ist Catharinas Buch "work is not a job" erschienen, das eine neue Form der Arbeitskultur propagiert. Außerdem betreiben die beiden leidenschaftlichen Unternehmerinnen noch Craft-Projekte wie "supercraft" und gestalten die "Lemon Books"– individuelle Notizhefte im Hosentaschenformat.
Im folgenden haben Sie uns ein paar Fragen zu hello handmade beantwortet:
Könnt Ihr kurz beschreiben, aus welcher Idee heraus der "hello handmade"-Markt entstanden ist und wieviele Aussteller Ihr in diesem Jahr erwartet?
Sophie hat hello handmade vor fünf Jahren ins Leben gerufen, weil sie selbst als Designerin mit ihren Kollektionen keinen Markt gefunden hat, auf dem sie sich richtig platziert fühlte. Inzwischen gibt es viele interessante Design-Märkte in Deutschland, aber damals war neben Kunsthandwerker-Ausstellungen und Flohmärkten nicht viel los. hello handmade sollte die aufkeimende, professionelle DIY-Szene sichtbar machen und vernetzen. Heute ist es ein Event, das dazu dient, einen Platz für kleine Labels und selbstständige Produzenten zu erschaffen. Und somit einen Ort für alternatives Wirtschaften.
Nach welchen Kriterien wählt Ihr die Designer aus?
Wir versuchen aus der Fülle von Bewerbungen immer besondere Designer herauszusuchen, die Trends und Neuheiten anzubieten haben. Originalität, schönes Design und liebenswerte Dinge zeichnen den hello handmade-Markt aus. Professionelle Produkte aus eigener Herstellung, direkt vom Designer.
Was ist das Besondere, das Inspirierende an handmade-Produkten?
In jedem selbstgemachten Stück steckt die Kreativität und die liebevolle Arbeit des Produzenten. Die Besonderheiten von handgemachten Produkten kann man in der Massenware nicht finden. Außerdem kann in der eigenen Produktion besser gewährleistet werden, dass die gesamte Wertschöpfungskette fair bleibt. Handmade ist nicht nur eine Herstellungsart, es ist eine Haltung und ein Versprechen für eine besondere Qualität.
In Eurem hello handmade-Manifest sagt Ihr, das DIY mehr ist, als Handarbeiten und Heimwerken. Ihr beschreibt es als eine grundsätzliche Lebenshaltung. Könnt Ihr das etwas näher erklären?
Für uns bedeutet DIY nicht Pullis nur stricken oder basteln. Es beinhaltet vor allem ein Bewusstsein der eigenen Gestaltungsmacht, die grundsätzliche Einstellung, sich sein Leben und Arbeiten selbst zu kreieren. Denn das hat klare Vorteile: Wer selbst etwas kann und macht, ist weniger abhängig von anderen. Eine Haltung, in der nicht alles an andere abgegeben wird, sondern auch die eigenen Zuständigkeiten gelebt werden. Nicht ausschließlich KonsumentIn zu sein, sondern auch GestalterIn, bereichert das Leben ungemein. Eine gesunde Einstellung für eine mündige Gesellschaft, finden wir.
Inwiefern passt denn die Verwirklichung eigener Träume in eine immer mehr auf Effizienz ausgerichtete, stetig schneller werdende Arbeitswelt?
In der fremdbestimmten Arbeitswelt haben individuelle Dinge oft wenig Bedeutung. Aber DIY bedeutet im Kern Selbstständigkeit. Eine Option, die im Angestelltendasein noch nicht ausreichend vorhanden ist oder wahrgenommen wird. Das Image der Selbstständigkeit als kläglicher Versuch unwirtschaftliche Geschäftsideen am Leben zu erhalten und womöglich ständig an der Grenze des Prekariats zu leben, wird den großen Chancen einer Unternehmensgründung und eines selbstständigen Lebensentwurfes nicht annähernd gerecht. Wahr ist, dass die Arbeitswelt viele Fragen, etwa nach eigenen Talenten, Wünschen und Interessen oder der Vereinbarkeit mit der Familie oder dem grundsätzlichen Lebensentwurf überhaupt nicht beantwortet. Also müssen wir selbst ran. Die Selbstständigkeit nicht als Form, sondern als Qualität ist ein möglicher Weg. Als Unternehmerinnen mit vielen verschiedenen Projekten können wir sagen, dass es sehr gut funktionieren kann. Nachzulesen übrigens auch in "work is not a job – Was Arbeit ist entscheidest du!", erschienen im Campus Verlag. Es ist ein Mutmacher-Buch, das Lust wecken soll, die eigene Gestaltungsmacht zu entdecken. www.workisnotajob.com/de
Welche Aktionen, Märkte, Produkte gibt es als nächstes von Euch zu bewundern?
Wir starten im Rahmen von supercraft bald ein neues Produkt – es heißt "coollektion" und wird aus DIY-Kits bestehen, die auch außerhalb des supercraft Abos erhältlich sein werden. Wir haben viele verschiedene Themen geplant, im Wesentlichen wird es dabei um coole Selbermach-Accessoires aus den Bereichen Mode, Design und Wohnen gehen. Mit coollektion kann man sich nicht nur ein neues Lieblingsteil erschaffen, sondern lernt auch, einfach und schnell etwas ganz eigenes zu machen. Bald geht's los! Alle Infos dazu gibt es bald auf www.supercraftlab.de
hello handmade-Markt
2. November 2014 von 10 – 18 Uhr auf Kampnagel in Hamburg
Eintritt: 5 Euro
www.hello-handmade.com
Mareile Braun ist Chefredakteurin von EMOTION Slow und liebt ihr Leben zwischen Gucci und Gummistiefeln. Wenn sie nicht gerade auf Fashion Weeks reist, bummelt sie zuhause gern mit ihrem Esel Pepe durchs Dorf.
Was sie sonst gerade bewegt: Yoga unter freiem Himmel, Tanzabende mit dem Gatten und ihre Workshops als "Slow-Down"-Trainerin.