Es war eine große, aber auch anstrengende Liebe. Sollte sie diesen Mann wirklich wiedertreffen? Unsere Autorin Janina über eine aufregende und befreiende Begegnung.
"Ich wüsste gern, wie es dir geht", stand da. Eine Mail von meinem ersten Freund Lukas – wir hatten uns länger als 20 Jahre nicht gesehen. Ich war damals 16, drei Jahre lang waren wir ein anstrengendes On-off-Paar gewesen. Alles in dieser Beziehung war extrem: die Liebe, die endlosen Diskussionen, die Trennung. Wir waren beide laut, impulsiv und egozentrisch, wir stritten uns, trennten uns, versöhnten uns.
Diese erste Liebe prägte meine Beziehungen
Am Ende waren wir wütend auseinandergegangen und hatten nie wieder miteinander gesprochen. Dennoch hat diese leidenschaftliche erste Liebe Spuren in mir hinterlassen. Nach Lukas musste jede meiner Beziehung genauso emotional und chaotisch sein wie mit ihm. Richtig glücklich wurde ich aber erst, als ich endlich aus diesem Muster ausbrach und den Typ wechselte – und meinen jetzigen Mann kennenlernte, mit dem ich seit 15 Jahren zusammen bin. Er ist viel ruhiger als Lukas, nicht so kompliziert, er deeskaliert, wenn ich mal ausraste, anstatt noch sein Öl in mein Feuer zu gießen, wie Lukas es getan hatte.
Sollte ich wirklich auf Lukas' Mail antworten?
Ich tat es, schon aus Neugier, um zu sehen, was aus dem Mann geworden war, den ich auf eine irrationale und etwas naive Weise sehr geliebt hatte.
"Schön, von dir zu hören", schrieb ich. "Es geht mir gut, ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Und du?" So ging es eine Weile hin und her. In den Mails waren wir schnell wieder vertraut miteinander. Unsere Leben hatten sich erstaunlich ähnlich entwickelt. Wir haben denselben Beruf, unsere Töchter sind etwa gleich alt.
Unweigerlich dachte ich: Was, wenn wir zusammengeblieben wären? Irgendwann fragte er: "Wollen wir uns auf einen Kaffee treffen?" Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Doch als ich meinem Mann von der Frage nach einem Treffen erzählte, sagte er nur: "Mach das ruhig." Keine Spur von Eifersucht.
Ein unberechenbarer Mix
Ein paar Monate später musste ich beruflich nach Berlin, wo Lukas wohnte. Ich war schon auf der Zugfahrt aufgeregt. Bewusst hatte ich ein Nachmittagstreffen vorgeschlagen. Ein Abend in einer Bar war mir zu gefährlich. Was, wenn wir zu viel tranken und alte Erinnerungen hochkämen? Egal, wie glücklich ich in meiner Ehe war, Lukas und ich zusammen waren immer ein unberechenbarer Mix gewesen.
Als ich ihn traf, war alles ein Déjà-vu, er lächelte wie früher, bewegte sich wie früher, roch sogar wie früher, als er mich umarmte. Und schnell redeten wir auch wie früher miteinander. Nur war das alles ohne Drama, Streit und die Verliebtheit viel angenehmer.
Ich fühlte mich befreit
So gut wir uns verstanden, so klar war uns beiden, dass wir als Paar eine Katastrophe gewesen waren. Zumal wir beide irgendwann festgestellt hatten, dass wir das Drama nicht zum Glücklichsein brauchen und uns dementsprechende Partner gesucht hatten. "Wir wären im besten Fall geschieden, wenn wir damals zusammengeblieben wären" stellte ich fest. "Wir sind uns viel zu ähnlich", antwortete Lukas. "Außerdem warst du oft gemein zu mir. Du wolltest mich ja am Schluss nicht mehr." Das hatte ich ganz anders abgespeichert. Ich wusste nur noch, dass es Eifersuchtsszenen gegeben hatte, ich mich abgewiesen gefühlt hatte.
Letztendlich war das alles auch egal. Was mir nicht egal war, war das Gefühl, das ich aus diesem Treffen mitnahm. Es war befreiend. Als hätte ich mich mit der Vergangenheit versöhnt.
Was bleibt vom Ex? Wir freuen uns auf Eure Geschichten!
Hast Du dir diese Frage auch schon einmal gestellt? Oder hast Du dich mit Deiner verflossenen Liebe nach vielen Jahren vielleicht sogar noch einmal getroffen? Egal, welche Erfahrungen Du gesammelt hast, wir würden uns freuen, wenn Du uns daran teilhaben lässt. Dazu kannst Du einfach unter diesem Artikel kommentieren oder uns eine E-Mail mit Deiner Geschichte schreiben an online@emotion.de.