Mal wieder Chaos zu Hause? Die Ordnungsexpertin Anett Klose erklärt im Interview, warum wir eigentlich unordentlich werden, wie man sich neue Strukturen schafft und von altem Ballast trennt.
EMOTION: Warum fällt es manchmal so schwer, Ordnung zu halten?
Anett Klose: Das können zwei Dinge sein, entweder Sie sind äußerst kreativ oder Sie sind schlichtweg überfordert. Kreative sind oft in so vielen Welten unterwegs, dass das Tagesgeschäft liegen bleibt, Wäsche waschen kommt da einfach nicht vor.
Und was genau ist mit Überforderung gemeint?
Dabei geht es primär oft gar nicht um den Haushalt, sondern um eine Lebenslage, in der man steckt. Stellen Sie sich vor: Ihr Kind ist krank, Sie müssen Ihre Mutter pflegen, arbeiten Vollzeit und die beste Freundin steckt gerade mitten in der Scheidung. Da hat man natürlich schnell das Problem, nicht alles auf die Reihe zu bekommen, weil man von allem zu viel macht. Vieles kommt zusammen und manifestiert sich dann in einer Unordnung, die auch im Kopf herrscht.
Das Chaos zu Hause ist vorprogrammiert.
Das muss nicht so sein. Aber wenn Ihnen schon als Kind immer jemand das Aufräumen abgenommen hat und Sie nie gelernt haben, wie man das sinnvoll strukturieren kann, wird Ihnen das wahrscheinlich schwer fallen.
Wobei helfen mir Strukturen?
Im Ergebnis spart man Zeit. Wenn man zum Beispiel nicht immer nach dem Schlüssel oder den Handschuhen der Kinder suchen muss, wenn man die Wohnung verlässt. Es gibt einfach Dinge, die müssen gemacht werden, wie Zähneputzen, darüber denken Sie ja auch nicht groß nach. Und genau so muss man sich seine Ordnung organisieren.
Wie werde ich meine überfüllte Altpapierkiste endlich los?
Das Problem ist doch, dass man ganz viel Energie darauf verschwendet, immer wieder darüber nachzudenken, dass man das doch eigentlich schon längst mit runternehmen wollte. Auch wenn der Gedanke nur den Bruchteil einer Sekunde anhält, lastet er auf den Schultern.
Was tun?
Machen Sie es sich leichter: Heben Sie die Papiertüten vom letzten Einkauf auf und befüllen Sie sie die Woche über.
Sieht jetzt nicht so schön aus im Flur.
Ich habe in den Wohnungen schon die tollsten Flechtkörbe und Verstauungsmöglichkeiten gesehen. Aber die Dinger werden viel zu schwer! Man legt immer noch was oben drauf, bis man es die Treppe nicht mehr runter tragen kann. Und Sie müssen zwei Mal laufen, denn der Korb muss ja auch zurück in die Wohnung – das macht doch kein Mensch! Die Papiertüte ist die einfachste Lösung: hinstellen, vollmachen, wegbringen und das Thema ist erledigt! Das Ergebnis: Sie haben im Kopf mehr Platz für Dinge, die Ihnen wirklich wichtig sind.
Warum fällt es schwer, sich von Dingen zu trennen?
Das Aufheben hat viel damit zu tun, herauszufinden, wer man ist und was man will. Gerade bei Kunden um die dreißig ist das ein Thema. Die erste teure Handtasche behält man, die Tasse, die man von der Oma geerbt hat, oder das Abiballkleid. Da beginnt man Dinge um sich zu sammeln, von denen man meint, sie seien unglaublich wichtig.
Aber die haben doch auch einen hohen emotionalen Wert!
Das ist die eine Seite, aber es geht auch darum, wie man sozialisiert wurde. Die Elterngeneration, die kurz vor dem Krieg geboren wurde, hat es so vorgelebt. Für die war es wichtig ein Service, gutes Besteck und die passenden Gläser zu besitzen, das gehörte dazu. Die Generation, die damit aufwächst, hat das natürlich verinnerlicht und denen fällt es schwerer, sich von der Sammeltasse von Oma Erna zu trennen. Weil wir denken, das ist wertvoll, das müssen wir behalten, es gab ja nichts anderes.
Wie finde ich raus, was bleiben darf?
Man muss sich immer fragen: Warum behalte ich das? Aus Gründen der Sozialisierung oder weil es mir vermeintlich Sicherheit gibt und man denkt, das zweite Service, die Tassen und Teller geben mir Halt . Und da knüpft unsere Arbeit an. Meine Aufgabe ist es, den Menschen zu vermitteln: Du bist nicht, was du besitzt! Sondern das, was du fühlst, lebst und denkst.
Was ist mit meinem Fotoalbum aus der Schulzeit?
Das ist ja ganz nett, aber an wen können Sie sich wirklich erinnern? Ich empfehle dann immer: Nehmen Sie die Bilder, von den Leuten, die sie mochten, raus und schreiben Sie den Namen auf die Rückseite. Und genau so verhält es sich auch mit Fotoalben, die man erbt. Man kennt doch die Leute überhaupt nicht, die da mit den Eltern auf den Urlaubsbildern sind. Und wir sind auch nicht das, was in diesen Fotoalben ist, sondern das, woran wir uns erinnern.
Laden wir die Dinge zu sehr mit Bedeutung auf?
Ja und dann fällt es schwer, sich von einem Gutschein, einem Bild oder einer Konzertkarte zu trennen – weil es einfach schön war. Und man muss sich nicht von allem trennen! Aber man muss immer überprüfen, wie viel Platz nehmen die Dinge ein, den wir eigentlich für uns selber bräuchten. Ich versuche den Kunden zu vermitteln, wenn du die Geschichte loslässt, hast du wieder Platz für dich und die Zukunft.
Wie ist das gemeint?
Man wohnt natürlich immer ein Stück weit in der Vergangenheit und das ist auch in Ordnung, solange man weiß, man lebt im Jetzt. Für das Morgen muss Platz sein, wenn jemand nur 50 Quadratmeter zu Verfügung hat, dann kann er die nicht mit Vergangenheit zustellen.
Was steht den hinter den Dingen, die ich nicht loslassen kann?
Oft geht es um Geschichten, die man nicht abgeschlossen hat. Da liegt dann eine Karte von jemandem, bei dem ich mich seit zwölf Jahren nicht getraut habe anzurufen, weil irgendwas vorgefallen ist. Ich trage das mit mir rum, kann mich nicht dazu durchringen mich zu melden, weil ich denke, dass ich vielleicht eine Abfuhr bekäme. Ich rate dann, sich damit aktiv auseinanderzusetzen. Wenn man Dinge aus der Welt schafft, bietet sich ganz plötzlich Raum für Neues.
Und das kann man durch Aufräumen alles erledigen?
In Wahrheit ist es wirklich ein großes Reinemachen der Gefühle.
Was ist die größte Hürde, die man überwinden muss, um sich bei Ihnen zu melden?
Das Schamgefühl und es kostet Überwindung, überhaupt nach Hilfe zu fragen. Am Telefon merkt der Kunde dann schnell, dass da jemand sitzt, der sich mit dem Problem auskennt, der das nicht zum ersten Mal hört und weiß, was zu tun ist. Das hilft, weil der Klient spürt, es gibt noch mehr Leute, die offensichtlich das gleiche Problem haben wie ich. Das erleichtert. Die zweite Schwierigkeit ist dann, das erste Teil überhaupt wegzuschmeißen.
Wie unterstützen Sie das?
Indem ich irgendwann sage: Jetzt muss aber mal was weg! Vielleicht die Jacke mit den Löchern, die man eh seit zwölf Jahren nicht getragen hat. Wenn man sich von der ersten Geschichte getrennt hat, dann fällt es leichter loszulassen.
Über Anett Klose:
Hauptberufliche Tätigkeiten
Coach, Trainerin
Abschlüsse
- Medizinische Qigong Trainerin
- Dipl. Pädagogin
Beruflicher Werdegang
1991-2011: selbstständiger COO in der Telekommunikation
2012-heute: wohnraumzauber, aufräumen entspannt. Ordnungscoaching für Privathaushalte und Office Organisation, -Coaching für Firmen
2013: Ausbildung zur medizinischen Qigong Trainerin
Themen-Schwerpunkte
- Life Balance durch mehr Struktur in Büro und Privathaushalt
Wir finden Zeit für Sie, durch Ordnungssysteme, die den Tagesablauf unterstützen
Wohnraumkonzepte, inkl. Farbkonzepte
- Qigong als Kraftreserve, fließende Bewegungen die den Energiefluss vitalisieren und uns mit Lebendigkeit belohnt.
- Starte einen Aufräumtag mit den wohltuenden und energetisierenden Übungen des Qigong aus der traditionellen chinesischen Medizin.
Methode
- Diskret, Systematisch, schnell und nachhaltig
- Sorgsam, einfühlsam, professionell
- Humor und mit Liebe zum Job
- Meditationstechniken aus dem Qigong und Achtsamkeitsübungen
Zielgruppen
Familien, Singles, Büros, Männer, Frauen, Großeltern
Honorar
59€ / Stunde plus Anfahrten , zzgl. MwSt.
Kontakt
Am Königsberg 10
82211 Herrsching am Ammersee
Mobil: 0173 9114988
E-Mail: service@wohnraumzauber.com
Webseite: www.aufräumen-entspannt.com