Farben, die an Edelsteine erinnern, Lampen aus gehämmerter Bronze, glänzende Oberflächen: Die australische Schmuckdesignerin Sophie Baum lässt ihr Haus in Hamburg-Blankenese in den verschiedensten Facetten funkeln. Und gibt dabei jedem Raum den richtigen Schliff.
Nicht Down Under, sondern ziemlich obenauf liegt das Zuhause der australischen Schmuckdesignerin Sophie Baum. Genau genommen: 90 Meter über der Elbe. Die alte Villa, in der die 39-Jährige mit ihrem Mann und den drei Söhnen lebt, thront auf dem Süllberg in Hamburg-Blankenese. Sie liebt den Blick aufs Wasser. Denn die vorbeifahrenden Schiffe erzählen von der großen weiten Welt. Und die kennt die Hausherrin.
Als sie vier Jahre alt war, zog ihre Familie – der Vater Brite, die Mutter Australierin – von England nach Sydney. Später studierte sie dort Kunst und Design, um dann nach Paris zu gehen und für das berühmte Traditionshaus Chaumet Schmuck zu entwerfen. Da war sie gerade mal 23 Jahre alt. Die nächste Station: London, wo sie in Notting Hill einen kleinen Laden eröffnete, in dem sie ihre eigene Kollektion "Sophie Keegan", so lautet ihr Geburtsname, verkaufte. Damals lernte sie ihren Mann Martin Baum kennen, einen Hamburger. Gemeinsam zogen sie 2003 in seine Heimatstadt.
Barfuß und in Jeans öffnet Sophie Baum die Tür. Die Wände der Eingangshalle sind in ein warmes Petrol getaucht, eine geschwungene Treppe führt hinunter in die Wohnküche, von der man auf die Terrasse gelangt. Weil das Haus an den Hang gebaut ist, hat man auch hier einen fantastischen Blick auf die Elbe.
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Reduktion mit Liebe
#image7670left Sophie schäumt Milch auf und holt zwei Cappuccinobecher aus dem Schrankregal, das zurzeit in Hellgrau gestrichen ist. Es war schon blau, violett und altweiß. Die Schmuckdesignerin passt die Farbe immer wieder den neu hinzukommenden Accessoires an, die sie auf dem Portobello Market in London oder dem Ägyptischen Basar in Istanbul findet. "Hellgrau ist eine verhaltene Farbe. Vor ihr wirken die kleinen Schätze aus Porzellan besonders gut", sagt die Hausherrin. Sie lächelt zufrieden und macht es sich auf einem der Stühle rund um den Esstisch bequem – Klassiker aus den 50er-Jahren des dänischen Designers Hans J. Wegner.
Ein Rohdiamant
Als Sophie Baum das Haus zum ersten Mal sah, bestand es noch aus drei einzelnen Wohnungen über vier Etagen verteilt und die Decken der Zimmer waren tief abgehängt. Trotzdem begeisterte das Gebäude die Designerin: "Ich wusste sofort, was ich daraus machen möchte!", erinnert sie sich. Das Zauberwort hieß Reduktion. Um ihre Vision wahr werden zu lassen, ließ sie das Haus entkernen. Die Handwerker kamen und die Familie fuhr zu Sophies Eltern nach Australien. Als sie zurückkehrten, wartete eine Überraschung auf sie: Die eingerissenen Zwischendecken legten zauberhaften Stuck frei. Außerdem kamen unter dem Bodenbelag Holzdielen zum Vorschein. Sophie war klar: "Ich musste den wahren Charakter des Hauses wiederbeleben." Sie begann zu recherchieren und alte Fotos zu sichten. Im Treppenhaus entdeckte sie grüne Farbreste und in der Küche einen schwarzweiß gemusterten Zementboden. All das sollte wiederhergestellt werden. Die Schmuckdesignerin skizzierte die Räume und verschob Wände auf dem Papier. Das Haus war für sie wie ein Rohdiamant, dem sie den richtigen Schliff verpassen wollte.
Geduld ist ihre Stärke
#image7669left Anderthalb Jahre dauerten die Renovierungsarbeiten. Fast immer war sie vor Ort. Geduld ist ihre größte Stärke. Auch wenn das heißt, dass schon mal zwölf Monate ein nacktes Kabel aus der Wand hängt. Erst vor Kurzem fand sie zum Beispiel endlich die passenden Murano-Glasleuchten für den Flur. "Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit", sagt die Australierin. Ihren Mann beunruhigt das nicht mehr, er kennt es nicht anders – Kompromisse sind einfach nicht Sophie Baums Ding.
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Ein Haus voller Persönlichkeit
#image7671left Wichtig war es der Hausherrin, die alten Fotos nicht eins zu eins zu kopieren, sondern sie als Inspiration zu nutzen. Farbe und Struktur des ursprünglichen Küchenbodens etwa finden sich heute im geometrischen Fliesenmotiv in der im posanten Eingangshalle wieder. Übrigens ein Design von M.C. Escher. In den Bildbänden des holländischen Künstlers hat Sophie oft geblättert, als sie noch in Paris arbeitete. Wie edel die dunklen Farbtöne von früher aussehen, zeigt sich heute im Erdgeschoss, im gemütlichen Fernsehzimmer mit der braunen Stofftapete und dem Chesterfield-Sofa. Hier spürt man Sophies britische Seite, die sie von ihrem Vater, einem Schiffsmakler, hat. "Mich beeindruckt der Stil und die Historie Englands", sagt sie. Es ist ein Raum wie ein Kokon, der zum Rückzug einlädt. Hier sitzt die Designerin oft an ihrem antiken Sekretär, der schon während ihrer Studienzeit in ihrer Wohnung stand, und feilt an neuen Schmuckideen.
"Das Haus ist ein buntes Abbild von mir"
Das großzügige, sehr helle Wohnzimmer direkt nebenan hat Sophie ganz bewusst als Kontrast gestaltet. Durch die riesigen Fenster blickt man auf den großen Garten und die Elbe. "Zu Hause in Sydney ist es fast immer so warm, dass man alle Türen und Fenster offen lassen kann", erzählt sie. Dieses luftige Drinnen-draußen-Gefühl wollte Sophie auch hier in Hamburg haben. Besonders die neue Kakadu-Lampe, die sie aus Sydney mitgebracht hat, erinnert sie an ihre Heimat: "Kakadus fliegen in Australien einfach frei herum. Ist das nicht herrlich?"
Wenn die Sonne direkt in das Wohnzimmer scheint, leuchtet das Pink des Sixties-Sofas. Es ist ein Geschenk einer guten Freundin. "Ich liebe die positive Energie, die die Farbe ausstrahlt, das hat fast etwas Spirituelles", sagt Sophie. Ihr besonderes Gefühl für Farben spürt man überall. Denn so unterschiedlich die Räume auch sind, so perfekt harmonieren sie miteinander. "Dieses Haus ist wie ein buntes Abbild von mir", sagt die Designerin, "mit all meinen Facetten."