Wie schreibt man einen Krimi? Wo schreibt man ihn und woher kommt die nötige Inspiration? EMOTION hat Birgit Stegmeier, die zweitplatzierte Gewinnerin unseres Krimi-Wettbewerbs, gefragt.
EMOTION: Wieso haben Sie sich für die Geschichte von Elisabeth Herrmann entschieden? Was gefiel Ihnen besonders?
Birgit Stegmaier: Der Beginn von Frau Herrmanns Geschichte "Geh Kohlen holen" hat mich besonders angesprochen: Ihr gelingt es in wenigen Sätzen, die Leser in die schattigen Tiefen eines Kellers zu entführen. Allein diesen Weg hinab empfand ich als eine sehr beklemmende Szene aus dem Alltag einer Frau, die von instinktiver Angst begleitet, alle Erwartungen an sie befriedigen möchte - und sich gerade dadurch einer lauernden Gefahr aussetzt. Frau Herrmanns Werke kannte ich zuvor leider nicht. Eine Bildungslücke, die ich mittelbar nach Einsendeschluss des Krimiwettbewerbs geschlossen habe.
War es eher schwierig, dass in Ihrer Vorlage noch keine Protagonisten genannt wurden, oder haben Sie dies eher als schriftstellerische Freiheit nutzen können?
Die Vorlage bot genügend Freiräume, die Geschichte im eigenen Stil zu entwickeln. Sie hat mich zu Menschen geführt, die in Bergbaugebieten wohnen und über Generationen hinweg eine gesellschaftliche Verrohung erleben. Dadurch, dass die weiblichen Figuren nicht näher definiert waren, konnte ich ihr Schicksal und das der Personen um sie herum frei entwickeln und ausgestalten.
Wie kamen Sie auf die Idee Ihren Schauplatz in die Vergangenheit zu legen?
Aufstieg und Niedergang des Kohlebergbaus bilden die thematische Verknüpfung meiner Geschichte. Ich wollte von Menschen erzählen, die noch im Bergbau arbeiten und daran allmählich zugrunde gehen. Das Bild, das sich mir beim Schreiben auftat, hatte einen leicht vergilbten Anstrich. Diese Stimmung habe ich versucht wiederzugeben.
Haben Sie sich an anderen Autoren orientiert oder einen Lieblingsautor, der Sie eventuell beeinflusst hat?
Bei dieser Geschichte hat mich kein Autor beeinflusst. Überhaupt ist es genau das, was mich am Geschichtenschreiben fasziniert: Hier kann ich vollkommen autonom sein, mich unbeeindruckt von Umständen, Zeitgeist und Konventionen meiner Fantasie hingeben. Eine Freiheit, die in einer Welt, wo das Messen und Gemessen werden wesentliche Handlungsmomente sind, nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Seit wann schreiben Sie und worüber schreiben Sie üblicherweise?
Meine erste Gruselgeschichte habe ich bereits in der Grundschule verfasst. Meine erste Mentorin, die mich in der dritten und vierten Klasse in Deutsch unterrichtete, hatte mich immer wieder ermutigt, damit nicht aufzuhören. Seitdem habe ich mich immer wieder einmal an Kurzgeschichten versucht. Gerade aber dieser unerwartete Erfolg bei diesem Wettbewerb hat den Knoten zum Platzen gebracht: Eine Short Story aus dem Horrorgenre steht kurz vor dem Abschluss...
Lesen Sie Birgit Stegmaiers Geschichte und die Geschichte der Drittplatzierten
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