"Hilfe, ich habe gegründet" ist der Erfahrungsbericht von Sascha Suden, der in Berlin ein Floristik- und Dekorationsunternehmen aufgebaut und wieder abgebaut hat. Gegen den Selbstmord junger Unternehmen
Dieses Buch ist Pflichtlektüre für alle, die eine Unternehmensgründung ins Auge fassen oder schon seit einiger Zeit auf (wackeligen) eigenen Beinen stehen (nicht für Freelancer und Ein-Mann-Betriebe gedacht, sondern für alle, die vorhaben, Leute einzustellen und/oder Fremdfinanzierung brauchen).
Das Unternehmen, das der umtriebige Berliner mit seinem Kompagnon aufgebaut hat, war schnell stadtbekannt: sechsstellige Umsätze nach kurzer Zeit, namhafte Kunden aus der Automobilindustrie, und zur Krönung der Großauftrag für den Deutschen Bundestag. Hat man da Zeit, das Kleingedruckte im Mietvertrag für den neuen Laden in bester Lage durchzukauen? Muss man sich dem ganzen Bürokratenkram aussetzen, wenn da draußen der Bär steppt? Ja. Man muss. Oder man säuft ab. Wenn sich zum Beispiel der Automobilkonzern auf den letzten Drücker entscheidet, den Großevent doch nicht durchzuziehen. Wenn der Vermieter nach einem Jahr die Miete nach Fantastilien hochschraubt ("Haben Sie im Mietvertrag unterschrieben, mein Lieber"). Dann erkennt man plötzlich mit grausiger Klarheit die Gesetze der Betriebswirtschaft. Lernt Cashflow mehr zu schätzen als jeden Freund. Und bittet darum, noch einmal anfangen zu dürfen. Darf man aber nicht.
Erst blauäugig, dann zwei blaue Augen
Das Unternehmen ging den Bach runter. Zu hoch die Kosten im Verhältnis zu den Einnahmen. Dass Sascha Suden dennoch mit einem blauen Auge davon gekommen ist, ihm die Insolvenz heute nicht mehr den Schlaf raubt, hat auch damit zu tun, dass er irgendwann angefangen hat, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Dass er auf gute Berater gehört hat. Dass er begonnen hat, klar und konsequent zu agieren. So ist es ihm immerhin gelungen, das Unternehmen einigermaßen korrekt abzuwickeln. Schade! Was hätte daraus werden können, wenn die Weichen zur rechten Zeit in die richtige Richtung gestellt worden wären? So sind die Jahre mit seinem eigenen Unternehmen zu einer einzigen, unerbittlichen Lehrveranstaltung geworden. Personal? Trau keinem und unterstelle schon gar niemandem, unternehmerisch zu denken und zu handeln! Banken? Vertraue, wem du willst, aber keiner Bank (auch deshalb mindestens mit zwei Banken arbeiten, um nicht der einen ausgeliefert zu sein!). Kunden? Sie sind das Wichtigste. Und wenn sie nicht zahlen, bedeuten sie den Todesstoß.
Fazit
Also die Unternehmensgründung sein lassen? Auf keinen Fall. Aber bitte nicht die gleichen Fehler machen! Deshalb ist dieses Buch so wichtig - weil Jungunternehmer aus diesen Fehlern lernen können, ohne sie selbst zu machen. "Hilfe, ich habe gegründet!" ist hervorragend aufgemacht. Die Schilderungen Sascha Sudens werden begleitet von vier Experten und ihren präzisen Kommentaren. Sie erklären die Rechtslage, geben guten Rat und zeigen, worauf Gründer zu achten haben. Keine Paragraphenreiterei, alles Wesentliche auf knapp 200 Seiten. Kaufen und Lesen kostet rund 20 Euro. Nicht Lesen etwa ein Vermögen.