In der Fülle an Neuerscheinungen verliert man schnell den Überblick. Deshalb drei Bücher, die unbedingt bald auf Ihrem Nachtkästchen liegen sollten. Diesmal empfohlen von Buchhändlerin Susanne Martin
Ausgewählt werden die Werke vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von Buchhändlerin Susanne Martin
Reginald Arkell: "Pinngars Garten" (Unionsverlag)
Herbert Pinnegar, ein Findelkind, wächst Mitte des 19. Jahrhunderts in einem kleinen englischen Dorf auf. Schon als Schüler begeistert ihn seine Lehrerin für die Pflanzenwelt und als er bei einem Wiesenblumenwettbewerb den ersten Preis gewinnt, ist sein weiterer Berufsweg klar: Er wird Gärtner werden!
Die Besitzerin des Herrenhauses im Dorf, Charlotte Charteris, bietet ihm einen Arbeitsplatz in ihrem Garten an. Dort findet Pinnegar seine Erfüllung. Langsam arbeitet er sich bis zum Obergärtner hoch, erlebt, wie "sein" Garten immer üppiger wird, aber auch, wie er während des 2. Weltkrieges verwildert, weil er ihn ganz alleine kaum mehr pflegen kann. Und als Mrs. Chatteris in ein Seniorenheim kommt, sieht es so aus, als ob Pinnegar seinen Garten verlassen muss...
Dieses bereits 1950 geschriebene Buch erzählt nicht nur die Geschichte eines eigensinnigen Mannes, sondern ist gleichzeitig ein Porträt englischen Land- und Gartenlebens. Außerdem beschreibt der Autor die Beziehungen zwischen den Besitzenden und den von ihnen Abhängigen. Das Verhältnis zwischen Pinnegar und Mrs. Charteris ist ein ganz besonderes: Schon als Junge verehrt er die junge Dame, die ihm den Wiesenblumenpreis überreicht, sie wiederum fördert ihn, der manchmal störrisch wie ein Esel ist, wo sie kann und bekommt dadurch nicht nur seine unbedingte Loyalität, sondern auch einen Garten, der weit über das Dorf hinaus bekannt ist.
Nicht nur von außen hübsch anzusehen, sondern auch eine kurzweilige, warmherzige Lektüre - nicht nur für Gartenfreundinnen und -freunde!
Harper Lee: "Wer die Nachtigall stört" (Rowohlt Verlag)
Eine Kindheit im tiefen Süden der Vereinigten Staaten in den 30er Jahren. Voller Spannung und mit stillem Humor wird die Geschichte der Geschwister Scout und Jem erzählt. Ihre Mutter ist seit langem tot und ihr Vater Atticus, der als Rechtsanwalt arbeitet, bemüht sich, seine Kinder zu toleranten, mitfühlenden Menschen zu erziehen.
Unterstützt wird er dabei von der schwarzen Köchin Calpurnia, die eine wichtige Bezugsperson für die Kinder ist. Scout und Jem genießen eine ungewöhnlich freie Kindheit und wir lernen mit ihnen auch die Gesellschaft von Maycomb kennen, einer typischen Kleinstadt im amerikanischen Süden. Als Atticus jedoch die Verteidigung eines Schwarzen übernimmt, der angeklagt ist, die Tochter eines Weißen vergewaltigt zu haben, werden seine Kinder mit den Vorurteilen der ganzen Stadt konfrontiert...
Ein Buch, das mich seit Jahrzehnten durchs Leben begleitet und immer noch begeistert!
Leonie Swann: "Garou. Ein Schafthriller" (Hörbuch, Random House Audio)
Das Blöken geht weiter! Dieses Mal jedoch in Frankreich, denn Miss Maple, Mopple the Whale, Cloud und wie sie alle heißen haben mit Rebecca ihre irische Heimat verlassen und die lang ersehnte Europareise angetreten. In ihrem Winterquartier im Schatten eines großen Schlosses könnte es trotz der benachbarten Ziegenherde ganz schön sein, wenn da nicht merkwürdige Gerüchte von einem Werwolf die Runde machen würden. Und als dann gar ein toter Mensch auf der Weide liegt, muss die Herde wieder ihre Ermittlungen aufnehmen.
Andrea Sawatzki liest diesen spannenden und geistreichen Schaf-Thriller sehr pointiert, so dass viele kleine versteckte Anspielungen noch viel besser zur Geltung kommen als beim Lesen. Gerade wenn man wie ich sehr schnell liest, entgeht einem doch so Manches, was einem beim Hörbuch nicht passieren kann. So ist "Garou" nicht nur eine Lese-, sondern auch eine echte Hörempfehlung!
Susanne Martin (*1958) arbeitet seit über 30 Jahren als Buchhändlerin und ist seit 1995 Inhaberin der Schiller Buchhandlung in Stuttgart.
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"