Für eine wissenschaftliche Karriere braucht es viel Durchhaltevermögen, sagt die Professorin Silke Boenigk. Doch dann biete sie viele Chancen, sich zu entfalten.
Frau Professor Boenigk, ist die Wissenschaft ein Club alter Männer?
Nein, das kann ich so nicht bestätigen. Ich selbst bin durch ein Mentorenprogramm zu meiner wissenschaflichen Laufbahn gekommen. Mein Mentor war ein Mann. Die wissenschaftliche Community unterstützt sich gegenseitig sehr: Wer forschen will, bekommt Hilfe.
Sie haben also viele Kolleginnen?
Ja, auch viele junge Kolleginnen. Die Uni Hamburg hat eine strategische Berufungsplanung. Deshalb sind zur gleichen Zeit mit mir auch sehr viele andere Frauen berufen worden. Da ist Hamburg anderen Standorten voraus.
Laut Statistik studieren zwar immer mehr Frauen und promovieren anschließend auch. Trotzdem sind nur 20 Prozent der Professoren in Deutschland weiblich.
Einer der Gründe ist sicher die lange Zeit der Unsicherheit, die man überstehen muss. Man muss fest auf sein Talent vertrauen und einige Jahre durchhalten können. Man darf auch nicht vergessen, dass der Stellenmarkt sehr begrenzt ist. In meinem Lehrbereich, dem Nonprofit-Management, beispielsweise, gibt es deutschlandweit nur fünf Professuren. Dadurch entscheiden sich viele potenzielle Kandidaten – auch Männer – gegen eine wissenschaftliche Karriere.
Warum sollen Frauen überhaupt eine akademische Laufbahn einschlagen?
Wenn man viel Teamgeist mitbringt, ist es eine tolle Möglichkeit, sich zu entfalten: Man kann seine Arbeit selber planen, eigene Prioritäten setzen, mit jungen, motivierten Menschen an Themen der Zeit forschen. Ich kann es nur empfehlen.
Was reizt Sie denn persönlich?
Neben Forschung und Lehre genieße ich meinen Schwerpunkt, das Nonprofit-Management. Ich kann mein Lieblingsthema, soziales Engagement, auch beruflich bearbeiten. Und ich genieße die Freiheit, die ich in der Organisation meiner Arbeit habe. Ich entscheide selbst, ob ich montagnachmittags zum Boxtraining gehe. Ich muss mich bei niemandem abmelden.
Gibt es etwas, um was Sie Frauen beneiden, die in Unternehmen arbeiten?
Sicherlich muss man sehenden Auges seine Berufswahl treffen. Verdienst und Aufstiegsmöglichkeiten sind in einer Firma rasanter und strukturierter. Wer dagegen in die Lehre will, muss sie als Berufung empfinden.
Welche Art von Frau würden Sie gern coachen?
Da kann ich mir viel vorstellen: Es könnte eine Frau sein, die mit dem Gedanken spielt, zu studieren. Oder eine Bachelor-Studentin, die schon in einer Nonprofit-Organisation gearbeitet hat und jetzt einen Master anstrebt. Oder eine junge Wissenschaftlerin, die eine Professur möchte.
Prof. Dr. Silke Boenigk , 47, lehrt BWL an der Universität Hamburg. Schwerpunkt: das Management von öffentlichen, privaten und Nonprofit-Organisationen. Für ihre innovative Lehre wurde sie mit dem Hamburger Lehrpreis ausgezeichnet. Sie engagiert sich u. a. im Präsidium des Hamburger Spendenparlaments gegen Armut, Obdachlosigkeit und Isolation und ist Mitglied im Kuratorium der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung.
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