Thurid Kahl weiß, wie das geht: Chancen erkennen. Sich ein Ziel zu setzen ist gut, aber mindestens ebenso wichtig sei die Offenheit, nach links und rechts zu schauen, denn ihre Erfahrung ist, dass dort oft die wirklich großen Chancen liegen.
Das Bild, wie sie mal arbeiten wollte, hatte Thurid Kahl schon in der zwölften Klasse vor ihrem inneren Auge: fokussiert, klar und freundlich und gern bei einem großen Konzern. "Dass ich mich für Wirtschaft interessiert habe, war damals sicher auch eine Abgrenzung von meinem geisteswissenschaftlichen Elternhaus", räumt sie ein. Sie beginnt ihr BWL-Studium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin mit dem Plan, bis zum 30. Geburtstag in möglichst vielen Top-Konzernen Station zu machen. Und lernt dabei eine Lektion, die sie heute an eine Mentee weitergeben möchte: "Man sollte auf seinem Weg nach links und rechts sehen, denn dort liegen oft die wirklich großen Chancen."
Abgelehnt, weil sie zu sozial ist
Auf dem geplanten Durchmarsch erkennt Thurid Kahl vor allem, was sie nicht machen möchte: Das Ölgeschäft zum Beispiel ist ihr zu weit weg vom Menschen. Und bei einem Assessment-Center wird die dynamische Überfliegerin mit der Begründung abgelehnt, sie sei zu sozial, wie sie mit einem Anflug von Stolz erzählt. Nach ihrem Diplom steigt sie mit 24 Jahren bei Beiersdorf ein, zunächst für Tesa, dann für Nivea, wo sie die Chance erhält, schon sehr jung ins Ausland zu gehen.
Skepsis im persönlichen Gespräch beilegen
Im amerikanischen Connecticut schlägt der damals 29-Jährigen anfangs Skepsis entgegen: Was macht das Küken auf dem Posten als Marketing Manager USA? "In solchen Situationen suche ich
den direkten Kontakt. Im Gespräch unter vier Augen frage ich, wo das Problem liegt." Das macht sie auch heute in Hamburg noch genauso. Vor zwei Jahren wurde Thurid Kahl Mutter, nach acht Monaten stieg sie wieder Vollzeit ein. Beiersdorf hat einen Betriebskindergarten, Homeoffice ist möglich, ihr Mann ist selbstständig und ihre Vorgesetzte spornte sie an: "Es gab mir Sicherheit, dass sie sagte: 'Wenn du dir den Job nicht zutraust, wer soll ihn denn dann machen?'"
"Finden Sie unabhängig von gängigen Standards das eigene Bild von 'Arbeit'"
Inzwischen ist Thurid Kahl doppelt so alt wie seinerzeit in der zwölften Klasse. Mit der Vision von damals ist es ein bisschen so wie mit der wöchentlichen To-do- Liste, die sie jeden Montag tippt und mehrmals täglich handschriftlich ändert: Manches ist anders gekommen, aber grundsätzlich kann Thurid Kahl so arbeiten, wie es ihrem Naturell entspricht. Ihr Rat an eine Mentee ist deshalb auch: "Es ist wichtig, für sich selbst ein Bild von seiner Art zu leben und zu arbeiten im Kopf zu haben - unabhängig von landläufigen Standards und Meinungen."
"Klar formulieren, was man möchte"
Das sollte man mit freundlichem Ehrgeiz verwirklichen: "Andere nicht vor den Kopf stoßen, aber durchaus sehr klar formulieren, was man möchte. Sonst wird man übersehen." Übrigens merkt sie an etwas ganz Einfachem, wie sehr sie im Job gereift ist: "Wenn mich mein Chef früher sprechen wollte, bin ich sofort hektisch losgeflattert. Heute gehe ich aufrecht und ruhig in sein Büro, weil ich weiß, dass ich der Aufgabe gewachsen sein werde." Und zwar: fokussiert, klar und freundlich.
Thurid Kahl, 35, studierte BWL in Berlin, ging im Anschluss nach Paris und New York und fing dann in Hamburg bei Beiersdorf im Marketing an. In den USA war sie für das Unternehmen für die Einführung neuer Markengruppen zuständig, arbeitete im Vertrieb und leitet das Shopper & Customer-Marketing Team. Sie lebt mit ihrem Sohn und Partner in Hamburg.
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Einsendeschluss ist der 11. Dezember 2013.
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