Kinder oder Karriere? Heike Panella hat sich für beides entschieden, und auch dafür, in beidem manchmal unvollkommen sein zu müssen. Als Geschäftsführerin von L’Oréal Cosmétique Active ist sie deshalb der ideale Coach für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Heike Panella ist in der Düsseldorfer Zentrale von L’Oréal Deutschland für die konzerneigenen Apothekenmarken zuständig (u. a. Vichy und SkinCeuticals) – und damit für insgesamt 230 Mitarbeiter
emotion: Frau Panella, Sie haben vor fast 20 Jahren bei L’0réal angefangen und dort Karriere gemacht. Offenbar wollten Sie nie zu einem anderen Konzern. Warum eigentlich nicht?
Heike Panella: Weil ich das Französische an diesem Unternehmen sehr schätze – gerade als Frau. Denn für die Franzosen ist es seit Langem normal, dass Mütter arbeiten. Ich habe nie hören müssen: "Ach, du bekommst jetzt ein Kind; dann kann man mit dir ja nicht mehr rechnen." Außerdem ist bei L’Oréal der Input von jedem erwünscht, und auf Hierarchien wird kein großer Wert gelegt.
Sie arbeiten heute im Topmanagement. Hat der Erfolg Sie verändert?
Er hat mich unabhängig und selbstbestimmt gemacht und mir das Gefühl gegeben, die Wahl zu haben und meinen Weg gehen zu können.
Welche Eigenschaften braucht man, um so weit zu kommen wie Sie?
Es hilft zu wissen, wo man hinmöchte, und sich zu überlegen, wo die eigenen Stärken liegen. Frauen haben oft ein Problem damit, sich selbst zu verkaufen. Aber nur gute Arbeit machen und hoffen, dass es jemand mitbekommt, reicht nicht. Man muss dafür sorgen, dass die Leistung auch wahrgenommen wird. Und man sollte die persönliche Komponente nicht unterschätzen, gerade in den Netzwerken von Unternehmen. In dem, was man aktuell macht, das Potenzial für den nächsten Schritt zu zeigen, bringt einen weiter.
Was sind denn Ihre Stärken?
Ich bin gut darin, strategisch-markenorientiert zu denken. Und ich habe einen Blick dafür, welche Möglichkeiten in Marken wie in kreativem Marketing steckt. Außerdem kann ich meinen Mitarbeitern Freiraum lassen, aber genauso auch führungsstark sein, wenn es nötig ist. Mir ist eine offene Unternehmenskultur wichtig. Denn sie ermöglicht Kreativität, Vertrauen und Entwicklungschancen. Wenn ein Mitarbeiter seinem Vorgesetzten nie sagen kann, was er denkt, geht diesem eine riesengroße Chance verloren.
Und woran erkennen Sie junge Talente?
Sie finden sich in neuen Situationen zurecht, entwickeln Lösungswege, trauen sich, Vorschläge zu machen, die auf Analyse oder Intuition beruhen. Sie haben emotionale Intelligenz, können zuhören und beobachten. Und sie nehmen sich selbst nicht zu wichtig, sind offen und lernbereit.
Wie haben Sie es selbst eigentlich geschafft, Karriere und Kinder so gut unter einen Hut zu kriegen?
Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Perfektionistin bin, weder beruflich noch privat. Ich bin überzeugt, dass hin und wieder 90 Prozent Einsatz völlig genügen. Oder auch manche Dinge erst in letzter Minute zu erledigen. Flexibel zu sein, funktioniert für mich oft am besten. Grundsätzlich aber muss sich jede Frau die Frage stellen, was ihr wichtig ist: Karriere oder Kinder oder beides. Entscheidend ist nur, dass sie sich mit den Konsequenzen auseinandersetzt. Denn alles hat seinen Preis. Und den muss man sich bewusst machen.
Sie haben sich für beides entschieden ...
Ja, und ich bin sehr froh darüber. Man muss sich allerdings gut organisieren. Zu versuchen, vieles gleichzeitig zu erledigen, halte ich jedoch für gefährlich. Am Ende bekommt man nämlich nichts vernünftig hin.
Und wie entspannen Sie sich trotz Ihres stressigen Jobs?
Ich bin jeden Abend um halb sieben zu Hause bei meinen Kindern, da bin ich zu 90 Prozent konsequent. Die Zeit mit ihnen ist für mich auch "Ich"-Zeit
Heike Panella, 45, studierte in Genf BWL. nach ihrem Abschluss hängte sie in Lausanne einen Master in international Management dran. 1995, mit 26, fing sie in der Marketing-Abteilung bei L’Oréal in Düsseldorf an. dort stieg sie bis zur Leiterin auf, wechselte anschließend ins General Management und arbeitete in Dänemark, Portugal sowie der Schweiz, bevor sie 2005 als Geschäftsleiterin von L’Oréal Paris nach Düsseldorf zurückkehrte.
2010 rückte sie als erste Frau in die Geschäftsführung von L’Oréal Deutschland auf. In dieser Funktion verantwortet die Managerin die Apothekenkosmetik des Konzerns. Heike Panella hat einen zwölfjährigen Sohn und eine neunjährige Tochter.
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