… aber nie ganz. Was bleibt? Manchmal ein Buch, das wir in zweiter Reihe
im Regal verstecken. Oder eine Kette, ohne die wir uns ganz nackt fühlen.
Fünf Gegenstände und ihre Geschichten.
"Souvenir aus einer sorglosen Zeit"
Kirsten, 44: "Ich lernte Paul vor 23 Jahren auf dem Segelschiff Seacloud kennen. Er arbeitete dort als Tischler, ich als Stewardess. Vier Monate verbrachten wir gemeinsam auf See. Eine Zeit ohne Sorgen, voller Abenteuer. Als Paul das Schiff verließ, schenkte er mir eine alte Seilwinde, die er restauriert hatte. Wir wollten zusammenziehen, sobald auch ich meinen Dienst beendet hatte. Unsere Beziehung hielt aber dem Alltag an Land nicht stand und Paul bekam schließlich kalte Füße. Trotzdem: Wenn ich mir heute die Seilwinde ansehe, erinnert sie mich an Monate voller Unbeschwertheit."
"Ich kann kein Italienisch"
#image5962right Oliver, 27: "Meine italienische Exfreundin hat mir dieses Buch dagelassen, damit ich es lese. Das zeigt, dass sie keine Ahnung von mir hat: Erstens ist mein Italienisch zu schlecht, um viel zu verstehen. Zweitens ist das Buch nicht komisch, zumindest nicht das, was ich verstanden habe. Seit der Trennung von Chiara vor über einem Jahr habe ich das Buch nicht mehr angefasst. Es steht in meinem Regal, in zweiter Reihe, damit es niemand sieht und womöglich noch auf die Idee kommt, mich darauf anzusprechen. Ich habe keine Lust, über unsere Beziehung zu reden. Und wenn mich doch einer fragt, wie sie war: fern. Und genau daran ist sie nach vier Jahren auch gescheitert."
"Wie eine Freundschaft, die auch körperlich war"
"Er wusste, was ich mag"
#image5964left Anja, 43: "Die Beziehung mit Michael war das Intensivste, was ich je erlebt habe. Oft war es wunderschön: wenn wir zum Beispiel ganz ohne Musik spontan durch die Wohnung tanzten. Oft aber auch katastrophal: wenn er mich wegen eines falschen Wortes eiskalt abblitzen ließ. Irgendwann konnte ich Michaels Ablehnung nicht mehr ertragen und ging. Ich hatte das Gefühl, dass er mich gar nicht liebte. Doch wenn ich mir heute, vier Jahre später, das Holzkästchen anschaue, das er für mich bemalt hat, weiß ich: Er hat mich geliebt. Er wusste, was ich mag und was mich berührt. Deshalb habe ich das Kästchen wieder aus dem Karton in der Ecke des Gästezimmers geholt und ins Regal gestellt."
"Ich war damals sehr unsicher"
#image5963right Susanne, 56: "Herbert und ich trafen uns immer und immer wieder – meist zufällig. Zuerst mit 14, da knutschten wir auf einer Party. Mit 16 waren wir dann mehrere Monate zusammen. Mit Anfang 20 noch einmal. In dieser Zeit schenkte Herbert mir einen Kalender, den man jedes Jahr verwenden kann. Er symbolisiert unsere Beziehung wie kein zweiter Gegenstand. Warum Herbert diese Widmung hineingeschrieben hat? Weil ich damals sehr unsicher war und viel zu wenig an mich selbst gedacht habe. Unsere Beziehung war nie eine feste Partnerschaft. Es fühlte sich eher an wie eine Freundschaft, die auch körperlich war. Vor einigen Jahren habe ich unser Verhältnis bewusst für eine Weile wiederaufleben lassen. Die Gespräche und der Sex haben mir sehr gutgetan."
"Die Figur erinnerte ihn an mich"
Franzi, 26: "Ein Jahr lang waren wir zusammen, dann machte Christian am Tag vor Heiligabend
Schluss. Schon seit Wochen hatte er eine andere. Doch weil wir eine Fernbeziehung führten, war es leicht für ihn gewesen, das vor mir geheim zu halten. Und obwohl ich schon etwas geahnt hatte, war die Enttäuschung bitter. Erst vor Kurzem habe ich die kleine Cleopatra wiedergefunden. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich sie noch besitze. Diese Playmobil-Figur hatte Christian mir eines Tages einfach so im Supermarkt gekauft, weil sie ihn an mich erinnerte: Ich trug damals immer große goldene Ohrringe. Was ich jetzt mit ihr mache, weiß ich noch nicht."