Erika Lust ist eine Pionierin feministischer Pornografie. Heute produziert die 35-jährige Schwedin mit ihrer Firma "Lust Films" in Barcelona. Ihre Filme wurden mehrfach ausgezeichnet. Wir befragten Frau Lust für Euch.
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Bild: Erika Lust Films
EMOTION: Eine Frau, die Pornofilme produziert – damit sind Sie eine absolute Ausnahme. Was hat Sie dazu bewogen?
Erika Lust: Zum einen finde ich die herkömmlichen Pornos schrecklich unerotisch, fast schon gynäkologisch. Die Darsteller bewegen sich wie bei seltsamen Aerobic-Übungen. Das törnt mich wirklich nicht an. Außerdem hat mich die schlechte Qualität frustriert. Die meisten pornografischen Filme sind mit wenig Budget und möglichst schnell produziert, also einfach schlecht gemacht.
Und zum anderen?
Bin ich eine Feministin. Nicht im radikalen Sinne. Ich bin keine Rebellin, will keine Männer umbringen. Aber ich möchte etwas verändern. Denn nach wie vor gibt es viel zu wenige Frauen in Führungspositionen: Im Filmgeschäft sind bestimmt 99 Prozent der Filmproduzenten männlich. Und das sieht man den Filmen an, besonders den Pornos.
Was läuft bei Ihnen anders?
Fast alles: Die Handlung, die Darsteller, die Lokation, die Stimmung, die Qualität, der Geschlechterfokus...Tatsächlich ist der detailliert vorgeführte Sex das einzige, was meine Pornos mit den herkömmlichen gemeinsam haben. Immer dreht sich alles um den Mann und dessen Befriedigung. Frauen spielen nur als Accessoire eine Rolle. In meinen Filmen ist die Frau der Hauptdarsteller. Bei mir steht die weibliche Sexualität im Mittelpunkt. Ich versuche echte Lust und Intimität zu zeigen.
Wie gelingt das?
Zunächst wähle ich die Darsteller sorgfältig aus. Es sind zwar Schauspieler, aber meist keine professionellen Porno-Darsteller. Mir kommt es auf Natürlichkeit an. Dann stelle ich eine möglichst entspannte Atmosphäre her, lasse das Paar am Set erst einmal ohne Kamera und Filmteam ungestört auf Tuchfühlung gehen. Und meine Filme erzählen eine Geschichte. Sie zeigen, warum die beiden sich nahe kommen und wie sich die Spannung zwischen ihnen aufbaut. Ich filme, was ich - als normale Frau - selbst gerne sehen würde: normale Erotik.
Worauf achten Sie dabei?
Wichtiger als die Technik ist der Spaß beim Sex. Bei mir privat darf zwischendurch auch gerne mal gelacht werden. Im Porno muss man sehen können, dass die Darsteller mit echter Freude dabei sind. Das lässt keinen Zuschauer kalt! Ich habe schon viele begeisterte Feedback-Mails bekommen von Frauen wie von Männern.