Man könnte meinen, Veronika Rost sei Personalerin – so viel, wie die Diageo-Geschäftsführerin über ihre Mitarbeiter spricht. Sie fordert und fördert sie, denn die Menschen sind für sie die wichtigste Ressource des Unternehmens
Frau Rost, Sie tragen seit 17 Jahren Mitarbeiterverantwortung. Was hat sich für Sie verändert?
Am Anfang seiner Karriere muss man beweisen, was man kann. Man brilliert mit der eigenen Arbeit. Heute zählt, wie gut ich ein Team zusammensetze und zu welchen Leistungen ich mein Team animieren kann. Da muss man umdenken.
Wie sieht Ihr Führungsstil heute aus?
Ich halte es für wichtig, Entscheidungen zügig zu treffen und klar zu kommunizieren. Vor allem aber ziehe ich meine Energie aus dem Austausch mit anderen. Ich will nicht im stillen Kämmerchen brüten, sondern die Dinge besprechen und ausdiskutieren. Deshalb habe ich zum Beispiel kein Büro. Und ab und zu begleite ich mein Team auf Gastrotour oder im Einzelhandel.
Eine Teambuilding-Maßnahme?
Nicht nur, aber auch. Ich habe über 100 Mitarbeiter im Außendienst. Wir können einander nur so kennenlernen. Aber es gehört auch zu meiner Position, unsere Kunden zu kennen und zu wissen, wo unsere Produkte verkauft werden. Zum Beispiel auf dem Kiez. Vor allem ist es aber ein Zeichen der Wertschätzung, wenn ich bis in die Puppen mit dem Team unterwegs bin. Ich will wissen, womit meine Mitarbeiter jeden Tag zu tun haben. Ich gehe auch mit in den Handel und helfe beim Aufbau von Displays oder Regalen.
Wo können Sie noch etwas lernen?
Ich habe sehr viel Energie und packe alles immer sofort an. Ich vergesse gern, dass ich andere vielleicht damit entmutige, wenn ich als Chefin immer mit einer Idee lospresche. Ich muss lernen, mich da mehr zurückzunehmen, anderen Raum zu geben.
Ihre Karriere scheint von sehr viel Zielstrebigkeit geprägt. Wie stehen Sie zu Lücken im Lebenslauf?
Das kommt ganz auf die Begründung der Lücke an. Ich finde, man sollte Gelegenheiten im Leben nutzen. Jede Erfahrung kann nützlich sein. Bei Diageo, wo 50 Prozent meiner Mitarbeiter im Vertrieb und Außendienst arbeiten, sind Zickzack-Karrieren oft hilfreich, um aus einem großen Erfahrungsschatz zu schöpfen. Menschen mit Lokalkolorit und Lebenserfahrung kommen da sehr gut an.
Müssen erfolgreiche Frauen „ihren Mann stehen“?
Nein, davon halte ich nichts. Ich trage lieber Kleider und Röcke als maskuline Hosenanzüge. Ich finde, das gehört zum guten Ton, gerade in der Lifestyle-Branche. Es macht mir Spaß, Frau zu sein. Ich bin sowieso sehr für Authentizität. Sie macht uns menschlich und nahbar. Man kann besser zusammenarbeiten, wenn man echte Menschen vor sich hat.
Welche Frau möchten Sie beraten?
Zum Beispiel eine junge Frau, die noch nicht genau weiß, welche Möglichkeiten ihr offenstehen. Auf jeden Fall eine dynamische Frau mit internationalen Ambitionen – da kann ich viel Erfahrung anbieten.
Veronika Rost, 46, ist Country Director Germany, Austria & Switzerland beim weltweit größten Spirituosenhersteller Diageo, wo Marken wie Baileys, Smirnoff und Tanqueray zu Hause sind. Davor war sie als General Manager für Reckitt-Benckinser in Kuala Lumpur, London und Paris tätig. Für Procter & Gamble arbeitete sie in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Rost ist ledig und lebt in Hamburg.
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Einsendeschluss ist der 5. April 2016.
Das Ziel
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Einen Überblick über all unsere bisherigen Mentorinnen finden Sie hinter diesem Link.