An ihrer Liebe gibt es keinen Zweifel, seit Suza Kasper Chefin geworden ist und ihren Partner gehaltsmäßig deutlich überholt hat. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass die Gefühle innerhalb der Beziehung neu ausbalanciert werden müssen.
"Der Jaguar? Der gehört meiner Frau." Suza Kaspers (Name geändert) Mann sagt das ganz gelassen, wenn er auf den auffälligen Wagen angesprochen wird. "Seine entspannte Lässigkeit bei dem Thema mag ich sehr", sagt Suza. Die Chefin einer Designagentur trägt deutlich mehr zum Haushaltseinkommen bei als ihr Mann, und man merkt, dass auch sie es gewohnt ist, darüber offen zu sprechen. Sie hat die großzügige Kölner Wohnung gekauft, in die sie vor zwei Jahren gezogen sind, und die meisten der Designermöbel, die sie zusammen ausgesucht haben. Wenn die beiden verreisen, zahlt sie die Luxus-Extras. "Viele Männer können damit nicht umgehen", sagt die 42-Jährige. "Meine früheren Partner wollten es entweder nicht annehmen, dass ich mehr zahle, oder sie taten so, als sei es ihr Geld, das wir da ausgeben."
Die Frau - das reichere Geschlecht?
Frauen, die mehr verdienen als ihre Männer - diese Verbindungen sind immer noch eher selten. Erst in etwa zehn Prozent aller deutschen Paar-Haushalte existiert eine solche Konstellation.
Aber Frauen sind auf der Überholspur. Zwar sitzen nach wie vor wenige von ihnen in den Chefetagen der Großkonzerne, zudem verdienen Frauen durch die Bank beschämende 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Doch Frauen haben die besseren Karrierechancen. Sie haben häufiger Abitur und einen Hochschulabschluss, die Arbeitswelt wandelt sich von einer männlich ausgerichteten Industriegesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft, die weiblich geprägt ist. Zudem gingen in den letzten zwölf Monaten 41 Prozent aller neu zu besetzenden Posten in deutschen Vorständen und Aufsichtsräten an Frauen.
In ihrem kürzlich erschienenen Buch "The Richer Sex" (Simon & Schuster, englisch) spricht die US Autorin Liza Mundy schon von einer Verschiebung hin zu einer weiblich geprägten (Wirtschafts-) Macht – mit entsprechend großen Auswirkungen auf das Familienleben und die Liebe. "Männer können bei mir nicht dem üblichen Männerbild entsprechen und die Versorgerrolle übernehmen", sagt Suza Kasper.
"Ich hatte großes Glück, Sven zu treffen. Er braucht das nicht für sein Ego, mehr Geld zu haben, er ruht da sehr in sich." Als sich die beiden vor zehn Jahren kennenlernten, war Sven allerdings als IT-Chef einer Unternehmensberatung beruflich erfolgreicher als sie, verdiente besser. Mehr Geld auf dem Konto hatte trotzdem Suza, denn sie hat von ihrem Vater geerbt und könnte allein von den Kapitalerträgen leben. "Um meinen eigenen Weg zu finden, mit dem Erbe umzugehen, habe ich lange gebraucht", sagt Suza, "heute lebe ich nicht in Saus und Braus, leiste mir aber bestimmte Dinge." Sie mag Mode und Reisen, gute Restaurants. Sven weiß den Luxus, den sie sich durch das Vermögen seiner Frau leisten können, zu genießen.
"Ein Mann soll nicht auf meine Kosten leben"
Nur manchmal erhebt er Einspruch, etwa als sich Suza in den Jaguar für über 100 000 Euro verliebte. Jetzt fährt sie ein gebrauchtes Modell. So finden die beiden in der Regel einen guten Kompromiss - bei getrennten Konten. Ihr gehört die Wohnung - er überweist Wohngeld und Nebenkosten, Putzfrau und Einkäufe zahlen sie im Wechsel. Es gibt kein Haushaltsbuch, stattdessen das gegenseitige Vertrauen, dass jeder seinen Teil zum gemeinsamen Leben beiträgt. "Ich käme gar nicht auf die Idee, das anders zu handhaben", sagt Suza. "Ich könnte nicht mit einem Partner leben, den ich komplett finanzieren muss. Bei Männern ist das ja nach wie vor gängig, aber ich möchte nicht, dass ein Mann auf meine Kosten lebt. Das gilt allerdings andersrum auch - ich möchte nicht von meinem Partner abhängig sein."
Begegnung auf Augenhöhe
Die traditionellen Rollenbilder sind nach wie vor stark. Und das nicht nur in den Köpfen der Männer, von denen sich erstaunlicherweise gerade die Jüngeren nach wie vor meist in der Rolle des Alleinverdieners sehen, wie die letzte Shell-Jugendstudie ergab. Auch zwei Drittel der Frauen legen einer Umfrage von emotion und der Comdirect-Bank zufolge großen Wert darauf, dass ihr Lebenspartner zumindest nicht weniger verdient als sie selbst. Immerhin jede fünfte Frau wünscht sich einen Besserverdiener an ihrer Seite. "Ja," sagt Suza sofort, wenn man sie fragt, ob das bei ihr nicht manchmal auch so ist - und das kommt aus tiefstem Herzen. "Es würde einiges leichter machen, wenn Sven so viel Geld hätte wie ich. Wenn wir uns finanziell - wie auch sonst in unserer Beziehung - auf Augenhöhe begegnen würden."
Das ist schwieriger geworden, seit Sven vor gut einem Jahr seine Festanstellung verloren hat. Er arbeitet jetzt als selbstständiger IT-Berater, will sich beruflich vielleicht noch mal neu orientieren. Gleichzeitig ist Suza in ihrer Agentur in die Führung aufgestiegen. Seitdem verdient sie besser, ist vor allem aber auch beruflich viel eingespannter als er, trägt mehr Verantwortung, ist häufiger unterwegs. Die Dynamik der Beziehung hat sich verändert, und das unterschiedliche Einkommen ist der offensichtlichste Teil dieser Veränderung. "Du gönnst mir nicht, dass ich mich ausprobiere", sagt Sven, wenn sie nach der Auftragslage fragt. Und Suza sagt: "Ich bin offensichtlich doch nicht so emanzipiert, wie ich dachte."
Mehr Geld zu haben, das ist Suza gewohnt - aber plötzlich auch die Stärkere zu sein in der Beziehung, ist eine andere Sache. "Irgendwie müssen wir da jetzt durch", sagt sie, "ich hatte ja auch genug schwierige Phasen, in denen er mir den Rücken frei gehalten hat. Es wäre aber schön, wenn es auch bei Sven eine Phase bleiben würde." Suza ist eine Macherin - und will einen ebensolchen Mann an ihrer Seite. Und letztlich ist doch genau das Gleichberechtigung: nicht komplett die Rollen zu tauschen. Sondern auf Augenhöhe zu leben. Mit gleichen Rechten und Pflichten.
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