Lassen Sie uns über Geld reden! Hier kommen Frauen zu Wort, die sich damit auskennen. Birgit Bosl hat es vom Sparkassen-Azubi bis zur Vertriebsdirektorin bei der Deka-Bank geschafft. EMOTION verriet Sie ihre Einstellung zum Sparen und wie sie ihr Geld anlegt.
EMOTION: Ihre Karriere fing als Sparkassen-Azubi an. Warum blieben Sie der Branche treu?
Birgit Bosl: Das habe ich wohl meiner damaligen Ausbilderin zu verdanken, die eine Art Mentorin für mich war. Ich konnte frühzeitig verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, und sie half mir, meine Scheu zu überwinden. Ich war zwar ehrgeizig, aber auf Kunden zuzugehen fiel mir damals schwer. Heute ist der Kundenkontakt das, was ich an meinem Job am meisten liebe.
Die Finanzwelt hat sich seitdem stark verändert. Was vermissen Sie?
Früher war es weniger stressig. Auch hatten die Kunden meist einen längeren Anlagehorizont, und es gab längst nicht so viele Produkte.
Welche Veränderungen begrüßen Sie?
Die heutige Produktvielfalt ist auch ein Segen, denn es gibt für jeden Bedarf Lösungen, auch für kleine Sparbeträge. Geldanlage ist individueller und zielgerichteter geworden - und damit ist die Qualität der Beratung enorm gestiegen. Auch die technischen Fortschritte, allen voran die Informationsmöglichkeiten durchs Internet, möchte ich nicht mehr missen.
Macht Ihnen die Eurokrise Angst?
Nein. Ich bin überzeugt, dass vonseiten der Notenbanken und der Politik das Richtige getan wird, um die Krise zu bewältigen. Das spiegelt auch die Marktsituation wider. Leider wird darüber zu wenig aufgeklärt, weshalb ich auch verstehe, wenn Kunden verunsichert sind.
Was sagen Sie Menschen, die am liebsten die D-Mark zurück haben wollen?
Emotional kann ich es nachvollziehen. Aber die Welt hat sich verändert - schon allein demografisch. Deutschland schrumpft und hätte langfristig gegen Mächte wie China oder Indien ökonomisch kaum eine Chance. Europa ist dagegen ein Verhandlungspartner auf Augenhöhe.
Was war die größte Herausforderung auf Ihrem Weg nach oben?
Mich zwischen Job und Familie entscheiden zu müssen. Meine Karriere wäre als Mutter leider so nicht möglich gewesen.
Was haben Ihnen Ihre Eltern in Bezug auf den Umgang mit Geld beigebracht?
Früh mit dem Sparen zu beginnen und nie mehr auszugeben, als man einnimmt. Meine Mutter riet mir vor allem, immer ein eigenes Konto und eigene Wertanlagen zu haben.
Haben Sie sich schon mal verspekuliert?
Klar - ich war auch vom Telekom-Hype 1999 betroffen...
Welche Konsequenzen zogen Sie?
Nicht alles auf eine Karte zu setzen. Ich investiere in Raten, zum Beispiel in Fondssparpläne, und der Erfolg gibt mir recht.
Worauf sparen Sie zurzeit?
Fürs Alter. Eigenvorsorge ist meines Erachtens sehr wichtig.
Wofür würden Sie nie viel ausgeben?
Für ein Auto.
Wie weit gehen Sie für ein Schnäppchen?
Ich bin keine Schnäppchenjägerin. Meine Kleidung kaufe ich seit Jahren im selben Laden - von Kopf bis Fuß, das wird auch mal teuer! Dafür bleiben mir Fehlkäufe erspart!
BIRGIT BOSL, 46, ist Bankkauffrau und Sparkassenbetriebswirtin. Nach 15-jähriger Tätigkeit bei der Sparkasse Regensburg wechselte sie 2000 zur Deka-Bank. Als Vertriebsdirektorin betreut sie 17 Sparkassen in Bayern. Ihr Spezialgebiet: Investment-Fonds.