Die Eltern legen die Grundlagen für unser Sozialverhalten. Familiäre Konflikte tragen wir deshalb oft stellvertretend mit Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten aus. Was dahinter steckt
"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm." Ein altes Sprichwort, das mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthält. Denn nicht nur genetisch sind wir aus den Anlagen unserer Eltern gebaut, auch die Grundlagen für unser emotionales und soziales Verhalten werden von den Eltern gelegt. Nur wenig davon ist uns völlig bewusst. So kommt es, dass wir familiäre Konflikte oft stellvertretend mit Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten austragen. Eine Strategie, die nicht aufgehen kann. Methoden und Anleitungen, unsere wahren Triebfedern zu erkennen, gibt der Psychologe und Therapeut Dr. Bertold Ulsamer in seinem neuen Buch "Der Apfelfaktor".
Das Buch basiert auf Erkenntnissen, die der Autor mit der Methode der Familienaufstellungen gewonnen hat und die er hier ganz gezielt auf berufliche Schlüsselsituationen anwendet. Die Themen sind Selbstsabotage, Schwierigkeiten mit Vorgesetzten und Autoritäten, der "verlachte Vorgesetzte", Burn-out in helfenden Berufen, die erfolglose Jagd nach Anerkennung, generationenübergreifender Wiederholungszwang und die Herbeiführung permanenter Stresszustände. Spannend zu lesen, wie Ulsamer unaufgearbeitete familiäre Konflikte als Erfolgskiller dingfest macht.
Ähnlichkeiten mit den Eltern entdecken
Diese Kernsituationen illustriert der Therapeut anhand zugespitzter Berichte aus seiner Praxis. Er zeigt, wie frühe Erfahrungen in der Kindheit späteres Verhalten bestimmen. Und vor allem legt er die Methoden dar, mit denen wir diesen Zusammenhang erkennen können. Der Kerngedanke: Loyalität gegenüber den Eltern ist eine Konstante in der menschlichen Entwicklung. Und der Ausgangspunkt vieler Konflikte, indem wir unbewusst das Verhalten der Eltern, oft auf sehr verdrehte Art, kopieren. Es geht darum, Schwächen und Stärken der Eltern erst zu erkennen und dann auch anzuerkennen. Ziel ist der unverstellte Blick auf das eigene Leben und das Vermögen, die Kraft und Energie der Eltern positiv zu nutzen.
Um zu erkennen, wie gut das Verhältnis zu den Eltern ist, nutzt Ulsamer die Kategorien des Systemikers Klaus Mücke. Demnach ist das Kind (der Erwachsene) noch nicht reif, wenn es eine der vier Verhaltensweisen zeigt:
1. Wenn es all das tut, was die Eltern von ihm wollen oder wollten.
2. Wenn es genau das Gegenteil davon tut.
3. Wenn es den Kontakt abbricht.
4. Wenn es immer noch die Erwartung oder Hoffnung hat, dass sich die Eltern ändern.
Fazit
Ein Buch für alle, die sich besser kennenlernen wollen. Denn es hilft zum einen, die eigenen Motive und Triebfedern besser kennen zu lernen. Und wer da bereits bestens sortiert ist, findet im "Apfelfaktor" wichtige Hinweise zur Lösung von Konflikten mit schwierigen Mitarbeitern, Kollegen und Chefs.