Eva Kurz, 26, absolvierte vergangenes Jahr den Bachelor an der Zürcher Hochschule der Künste. Mittlerweile arbeitet sie freiberuflich als Fotografin. Ihre ständigen Begleiter: die Kamera und mindestens ein Buch, das sie immer wieder aufs Neue inspiriert.
"Meine Mutter lehrte mich lesen, als ich fünf war, damit sie mir kleine Nachrichten schreiben konnte. Aus dem H machte sie ein Haus, aus dem B eine Banane, aus dem E einen Esel. Heute habe ich Kisten mit Büchern, die ich ständig mit mir herumzügle. Sie sind mein Schatz. Sie bergen Wissen, Erinnerungen, Anleitungen, Beweise, Bilder, Kunst, Romantik und Erfahrungen ohne Ende. Etwa acht angefangene Bücher liegen in meinem Zimmer, zwei in meiner Tasche. Die Gelesenen und Ungelesenen zu zählen, macht nuts."
B. K. S. Iyengar: "Licht auf Yoga", O. W. Barth, um 50 Franken. Letztes Jahr war ich in New York und verspürte – wie fast alle New Yorker – den ultimativen Wunsch, Yogini zu werden. Ich schaute mir die Youtube-Videos der grossartigen Tara Stiles an. Das Model ist eine der berühmtesten Yogalehrerinnen, ihr Studio liegt am Broadway. Auf ihre Empfehlung hin habe ich dieses wunderbare Buch des Meisters Iyengar gekauft, für das sogar Yehudi Menuhin das Vorwort geschrieben hat. Darin zu lesen, macht mich glücklich.
George Bataille: "Das obszöne Werk", Rowohlt, 15 Franken. Als Teen stibitzte ich dieses Büchlein einem Verwandten. Von der Abgründigkeit überwältigt und von der Gewalttätigkeit überrascht, las ich die erotischen Geschichten immer wieder. In meinem Kunststudium wurde dann bestätigt, was ich bereits vermutete: Es ist ein wichtiges Werk. Über Psychologie, Surrealismus, Poesie, Philosophie, Rausch, Erotik, Tod.
Charles Bukowski: "Gedichte, die einer schrieb...", Maro, um 15 Franken. Bukowski ist mein Held, wofür ich immer wieder belächelt werde. Aber fuck you, würde Buk sagen. Möchte ich mich wild fühlen, lese ich "The Fuck Machine". Möchte ich mich intellektuell fühlen, lese ich "Gedichte, die einer schrieb, bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang". Aber egal was ich lese: Mit Bukowski allein zu Hause und einer Flasche Wein könnte die Welt nicht schöner sein.
Karl Blossfeldt: "Urformen der Kunst", Schirmer/Mosel, 36 Franken. Ein einzigartiges Herbarium! Das Buch "Urformen der Kunst" wurde uns im ersten Jahr des Fotografiestudiums gezeigt. Die extremen Nahaufnahmen von Pflanzendetails, die aussehen wie mystische Ornamente, zogen mich in ihren Bann. Die Bilder scheinen ein Geheimnis zu bergen. Glücklich bin ich, ein Exemplar im Nachlass meines Vaters gefunden zu haben. Es ist eine wahre Inspirationsquelle.
Geneviève Antoine Dariaux: "A Guide to Elegance", William Morrow, 12 Franken. Der "Tiffany"-farbene Umschlag, der blumige Name der Autorin und der sehr überzeugende Titel versprechen keineswegs zu viel! Das Buch ist eine Bibel des Stils. Ich wünschte, ich hätte in meiner Jugend weniger verlöcherte Jeans getragen! Beim Lesen male ich mir eine andere Garderobe aus und fühle mich ein bisschen wie Audrey.