Esther Schneider leitet die Literaturredaktion vom Schweizer Radio und Fernsehen. Sie lebt in Baden, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Sie hat Geschichte, Ethnologie und Kulturmanagement studiert.
"Es kann vorkommen, dass ich abends ein Buch nicht weglege, bis es zu Ende ist. Diese Leselust hatte ich bereits als Kind. Heute lese ich oft mehrere Bücher gleichzeitig: Bücher, die ich im Radio bespreche und Bücher zum Vergnügen, alles, vom meist historischen Sachbuch bis zum Krimi. Im Sommer lese ich am liebsten im Garten in der Hängematte, im Winter auf dem Sofa. Meine schönsten Erinnerungen habe ich an Leseabende in den Winterferien: Draussen schneit es und ich tauche in einen dicken Roman ab."
Truman Capote: "Die Hunde bellen", Kein & Aber, 49,90 Franken. Marilyn Monroe, Marlon Brando, Humphrey Bogart – der US-Schriftsteller Truman Capote war mit vielen Stars befreundet. Er kannte ihre Geheimnisse und hat darüber geschrieben. Es ist, als würde man gleichzeitig "Gala" und das Feuilleton der "Zeit" lesen und obendrein Gespräche auf einem Damenklo belauschen. Capote kommt den Menschen ganz nah und nimmt sie ernst. Grosse Kunst, grossartige Unterhaltung!
Hiromi Kawakami: "Die Frauen des Herrn Nakano", dtc, 13,90 Franken.
Herr Nakanos Trödelladen liegt mitten im modernen Tokio. Er ist Schauplatz einer zarten Liebesgeschichte und Treffpunkt skurriler Figuren. Ein japanischer Roman über die Liebe, den Zufall und das Vergehen der Zeit. Japanische Literatur fasziniert mich. Sie hat etwas Schwebendes, Mystisches, das mir sehr gefällt.
Anthony McCarten: "Englischer Harem", Diogenes, 19,90 Franken.
Der Iraner Sam führt in London ein vegetarisches Restaurant und hat zwei Frauen. Die Frage, wie denn das mit dem Sex gehe, ist er gewohnt. Dann heiratet Sam noch eine Engländerin. Nun machen ihm Sozialbeamte und Rechtsradikale das Leben schwer. McCarters Buch ist eine subversive, witzige Komödie, die Missverständnisse zwischen der morgen- und abendländischen Kultur aufs Korn nimmt.
Alaa al-Aswani: "Der Jakubijan-Bau", Lenos Verlag, 18 Franken.
Wer verstehen will, was zurzeit im arabischen Raum passiert, liest diesen Bestseller der zeitgenössischen arabischen Literatur. Der Jakubijan-Bau ist ein Mietshaus mitten in Kairo. Die Armen leben auf dem Dach, in den Wohnungen drunter jene, denen es etwas besser geht. Aber alle kämpfen gegen Korruption, Gewalt und das tägliche Chaos in der ägyptischen Metropole.
Fritz Stern: "Fünf Deutschland und ein Leben", Verlag C.H. Beck, 19,90 Franken.
Der renommierte Historiker Fritz Stern ist 1938 mit seinen Eltern aus Nazideutschland geflohen. Nach dem Krieg kehrt er in seine Heimat zurück und versöhnt sich mit ihr. Er beschreibt, wie er die verschiedenen Phasen erlebt – und erlitten – hat, von der Weimarer Republik bis zum Deutschland von heute. Weise und berührend.