Anne Wieser, 42, ist ausgebildete Verlagsbuchhändlerin. 2005 machte sie sich mit der Literaturagentur "Hermes Baby" selbstständig. Sie betreut Autoren und bietet massgeschneiderte Denstleistungen.
"Ich bin nicht treu, nicht einmal Tolstoi und seiner Anna Karenina. In meinem Bett oder daneben liegen immer mindestens drei Bücher herum, gern auch mehr, in denen ich parallel lese. Dabei kommt es durchaus vor, dass ich ein Buch nicht beende, weil es mich schlicht langweilt. Ich mag Kinder- und Jugendbücher. Manchmal lese ich sie sogar lieber als das, was sich an Erwachsenenbüchern in Bettnähe befindet. Ja, ich bin eine unordentliche Leserin, zuweilen kindisch, und ich habe nur begrenzt Geduld. Genau wie sonst im Leben auch."
Sibylle Berg: "Ende gut", Kiepenheuer & Witsch, 30,50 Franken
Die Heldin dieses Romans ist nicht zu beneiden. Sie muss zusehen, wie buchstäblich alles den Bach runtergeht: Flutkatastrophen im Fernsehen und vorm Fenster, neue Seuchen und ihren Job ist sie auch los. Aber als um sie herum alles explodiert, werden ihr Dinge klar. Sie schält sich aus den Trümmern und macht sich auf, das Glück oder zumindest ein Leben zu suchen. Radikaler und besser geht nicht!
Katharina Faber: "Fremde Signale", Bilger, 38 Franken
Drei jung Verstorbene werden zu Schutzengeln eines Mädchens ernannt. Ob das gut geht? Schliesslich sind die drei zuweilen unaufmerksam, weil das eigene Leben zu kurz war und sie noch so viel nachzuholen haben. Eine Hymne an das Leben, ein Sieg über den Tod. Denn unsere Träume und Hoffnungen haben kein Verfallsdatum.
Milena Moser: "Möchtegern", Nagel & Kimche, 29,90 Franken
Eine Schreibcastingshow zur besten Sendezeit versetzt die Schweiz in Aufruhr. Ermutigt von den zehn Kandidaten, beginnt die ganze nation zu schreiben. Ein fesselnder Roman über die Sprengkraft von Worten, eine Heldin, die man sofort ins Herz schliesst, Krimi und Mediensatire. Milena Moser gelingt das Kunststück, das alles virtuos zwischen zwei Buchdeckel zu packen. Lesen! Und dann: Schreiben!
Otfried Preussler: "Krabat", dtv, 14,90 Franken
Die Geschichte des Waisenjungen Krabat, der sich in einer geheimnisvollen Mühle als Lehrling verdingt, begeistert mich seit über 30 Jahren. Krabats Liebe zur Kantorka, die von finsteren Mächten bedroht wird, schwarze Magie, Verrat und Freundschaft – eine brillant erzählte Geschichte, gruselig und spannend bis zur letzten Seite!
Patrick Süskind: "Die Geschichte von Herrn Sommer", Diogenes, ab 15,90 Franken
Der Ich-Erzähler erinnert sich an seine Kindheit und an Herrn Sommer. Ein Mann, der immer allein, immer stumm und mit leerem Rucksack spazieren ging. Im Dorf reden alle über Herrn Sommer, aber niemand hat je mit ihm gesprochen. Die Geschichte einer normalen, unglücklichen Existenz – und von
deren Ende. Wunderschön traurig!