"Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern", schreibt Giuseppe Tomasi Fürst von Lampedusa. Mit feiner Ironie und Melancholie erzählt er vom Niedergang seiner adligen Familie.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von der freien Redakteurin Ulrike Anders.
Jonathan Lethem: "Der Gattopardo"
"Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern."
Die eigene Familiengeschichte hat Giuseppe Tomasi Fürst von Lampedusa zu seinem einzigen Roman inspiriert. Erst ein Jahr nach dem Tod des Autors erschienen, entwickelte sich die Geschichte um den Niedergang des Adelsgeschlechts der Salina zur Zeit der italienischen Einigung zu einem Welterfolg. Heute gilt "Der Gattopardo" zu recht als einer der größten italienischen Romane nach 1945.
Die Aura der Vergänglichkeit und des Scheiterns ist dem Buch ab der ersten Silbe eingeschrieben. Melancholisch und mit feiner Ironie zeichnet Tomasi di Lampedusa den alternden Don Fabrizio, den letzten ernstzunehmenden Vertreter der einst großen und mächtigen sizilianischen Aristokratenfamilie. Nicht nur, dass sein Sohn in seinen Augen (und ebenso in denen anderer) nicht zu seinem Nachfolger taugt, noch dazu ist Don Fabrizios geliebter Ziehsohn Tancredi ein Anhänger Garibaldis. Und auch die Liebe der jüngsten Fürstentochter Concetta zu eben jenem Ziehsohn, die vielleicht den Verfall des Hauses der Salina hätte noch aufhalten oder wenigstens aufschieben können, kommt nicht zum Tragen: Tancredi hat sich leidenschaftlich in Angelica, die verschwenderisch hübsche Tochter des Bürgermeisters, verliebt. Aber auch diese große Liebe ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt.
Trotz all der zelebrierten Hoffnungs- und Ausweglosigkeit gerät das Lesen des "Gattopardo" nicht zur Qual. Im Gegenteil: Der verstaubte Glanz und die immerzu durchscheinende Erhabenheit machen das Buch zu einem großen Vergnügen und Erlebnis. Seit jeher hat Ulrike Anders eine Vorliebe für Literatur, Wörter und Sprache. So entschied sie sich für eine Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin und studierte anschließend Buchwissenschaft, Informatik und Deutsche Philologie in Mainz. Anschließend arbeitete sie eine Weile als Lektorin im Suhrkamp Verlag, Frankfurt, bis es sie weiter nach Dortmund zog, wo sie als Redakteurin für den KV&H Verlag schrieb. Heute lebt und arbeitet Ulrike Anders als freie Redakteurin, Editorin und Lektorin in Essen.
Ulrike Anders
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"
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