Diesmal in The Single Stories erklärt, Redakteurin Henrietta Reese, warum wir Frauen mehr als einen Mann bräuchten.
Meine Oma hat immer gesagt "Den perfekten Mann gibt es nicht. Ich brauche drei Männer – einen für den Geist, einen für’s Geld und einen für’s Bett". Dabei hat sie verschmitzt gelächelt und ich als junges Mädchen in mich hinein gekichert.
Jetzt weiß ich, was sie damit gemeint hat. Es ist einfach ziemlich schwierig, einen Mann zu finden, der all unsere Bedürfnisse gleichermaßen erfüllt, oder?!
Der Mann für den Geist
Ich liebe es, wenn Männer lesen. Das betone ich so, weil ich leider schon einige getroffen habe, die bereits das Durchblättern von Zeitschriften als eine Form der Literatur-Rezeption betrachten. Außerdem gehe ich gerne ins Theater, ins Kino oder schaue mir eine Ausstellung an – und auch das geht mit vielen Männern leider nicht. Es sind oftmals die kreativen Künstler-Typen, die für diese Variante der Freizeitgestaltung etwas übrig haben. Mit ihnen kann man sich stundenlang über die filmerische Gestaltung von „Drive“, den Aufbau einer bestimmten Fotografie oder die Komplexität der Charaktere in Herrendorf’s Roman „Tschick“ unterhalten – toll! Und alle Zweifler: Ja, diesen Mann gibt es, mit dem das geht – hab ich schon kennen gelernt. Dafür haperte es dann aber an anderen Dingen.
Der Mann für’s Geld
Ok, das Geld ist so ein Punkt, der zu Zeiten meiner Oma vielleicht noch eine andere Bedeutung hatte. Ich halte es eher so, dass ich selber mein Geld verdiene und finanziell unabhängig von einem Mann bin – ich finde, das gehört sich so für eine moderne Frau. Allerdings wäre natürlich nichts dagegen einzuwenden, wenn mein zukünftiger Partner auch Geld verdient und meinetwegen auch sehr viel. Ein doppeltes Einkommen hat noch keiner Beziehung geschadet. Viel wichtiger ist mir aber, dass ein Mann überhaupt arbeitet, einen Job hat, der ihn fordert und fördert, der ihn zufrieden macht und in dem er das tut, was er wirklich kann. Denn Erfolg ist sexy, egal in welchem Beruf. Wenn dieser Erfolg dann noch ein Milliönchen und ein Penthouse in New York mit sich bringt – warum nicht.
Der Mann für’s Bett
Viele Frauen verschweigen diesen Aspekt, wenn sie ihren „Traummann“ beschreiben, aber seien wir mal ehrlich: guter Sex ist wichtig. Wir wollen einen Mann, den wir absolut heiß finden, der leidenschaftlich ist, der uns im Bett immer wieder überrascht und der schlichtweg unsere Bedürfnisse befriedigt. Dafür muss er kein Ryan Gosling oder Channing Tatum sein (was aber sicherlich kein Hindernis wäre …), er muss einfach ein Typ sein, zu dem wir uns immer wieder so hingezogen fühlen, dass wir ihn am liebsten anspringen würden. Und ja – manchmal einfach nur, weil der Typ unfassbar gut aussieht, wunderschöne Zähne und die Schultern eines Rugby-Spielers hat. Auch wir Frauen denken manchmal nicht nur mit dem Kopf.
Fassen wir also zusammen: Wir Frauen haben ziemlich viele Ansprüche an die Männer, die ehrlich gesagt kein Typ dieser Welt auf Dauer erfüllen kann. Geistreich, gebildet, reich und erfolgreich und dabei am besten zwei Meter groß – nein, diesen Mann gibt es wahrscheinlich nicht. Aber ist das so schlimm? Wollen wir ihn überhaupt, den perfekten Mann? Müssten wir für den perfekten Mann nicht im Gegenzug auch die perfekte Frau sein? Das könnte ganz schön anstrengend werden.