Wenn es in der Beziehung nicht mehr so prickelt wie am Anfang, hilft die richtige Dosis zwischen Distanz und Nähe.
Frisch verliebt sein ist etwas Tolles! Die Schmetterlinge im Bauch, die Präsenz des anderen. Alleine der Gedanke an den Partner lässt unser Herz schneller schlagen. Wir sind direkt im Siebten Himmel gelandet! Und zwar mit Haut und Haaren. Wir können gar nicht genug bekommen und wollen vor allem eins: ganz viel Nähe.
Leider ändert sich das irgendwann alles. Schließlich hat jeder von uns schon einmal erlebt wie die Verliebtheit langsam abflaut. Da kommt es dann schon mal vor, dass wir einen Abend mit der besten Freundin statt mit dem Freund vorziehen. Wir fangen an, unserem Partner weniger im Schlafzimmer zu begegnen, dafür vielleicht etwas mehr im Jogginganzug auf der Couch.
Aber keine Panik: In jeder Partnerschaft kommt der Moment, wo es nicht mehr nur um Nähe, sondern auch um die richtige Dosis Distanz geht. Dabei treffen Nähe und Distanz aufeinander. Zwei fundamentale, aber absolut paradoxe Bedürfnisse, die in jedem Menschen stecken.
Wie sehr wir uns von unserem Liebsten dauerhaft angezogen fühlen, hängt sehr davon ab, ob wir es als Paar schaffen, das Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz zu regulieren. In der Nähe zum Partner suchen wir Sicherheit, Geborgenheit, das Sich-anlehnen, Verbindlichkeit, Vertrauen, Dauerhaftigkeit – eben ein Zuhause! In der Distanz zum Partner suchen wir das genaue Gegenteil: das Geheimnisvolle, Unbekannte, Überraschung, Ungewissheit, Mysterium – das Abendteuer.
Wie also lässt sich das Verlangen zweier Menschen im ständigen Dilemma zwischen Nähe und Distanz dauerhaft aufrechterhalten? Die amerikanische Psychotherapeutin Esther Perel kennt sich mit diesem Thema durch verschiedene Studien sehr gut aus und hat eins festgestellt: Vorhersehbarkeit killt das Verlangen!
Verlangen dagegen braucht Raum und kann am besten unter diesen Vorraussetzungen wachsen:
- Wenn der Partner nicht in unserer Nähe ist und seine Abwesenheit in Sehnsucht umschlägt. Diese Sehnsucht macht es möglich, unserem Auserwählten wieder kreativer zu begegnen. Kreativität wiederum hilft uns, für die nötigen Überraschungen in der Beziehung zu sorgen.
- Wenn der Partner in seinem Element sein und sich einer Aktivität mit voller Leidenschaft hingeben kann. Wenn er sich voller Energie und im Flow erlebt. Dieser Flow ist nur dann möglich, wenn der Aspekt der Fürsorglichkeit für den Partner außen vor bleibt und er sein Ding ganz egoistisch durchzieht.
- Wenn der Partner eine neue Facette seiner Persönlichkeit entwickelt. Sich um eine bisher unbekannte Perspektive, eine neue Sichtweise erweitert und danach handelt. Auch das schürt die Neugier beim Anderen und entfacht Leidenschaft.
Wir fühlen uns also besonders dann von unserem Liebsten angezogen, wenn er Selbstsicherheit ausstrahlt, in sich ruht und Neues an sich selbst entdeckt und lebt. Wenn jeder Partner ein Stück Autonomie bewahrt und sich nicht ausschließlich über die Partnerschaft definiert, schafft das Raum für andauernde Anziehung.
Geben Sie großzügig Raum, sodass Ihr Partner in Sichtweite, aber eben nicht ganz greifbar ist. Erlauben Sie ihm, mit sich selbst in Kontakt zu treten und gleichzeitig mit der Partnerschaft verbunden zu sein.
Eine erfolgreiche und spannende Partnerschaft zu führen bedeutet nicht nur, dem anderen Raum zu geben. Es bedeutet im Umkehrschluss auch, sich um sich selbst zu kümmern. Sich selbst einen Ausgleich schaffen, etwas, dass Sie strahlen und leidenschaftlich werden lässt. Doppelt hält ja bekanntlich besser!