"Ich bin keine Feministin, weil mein Mann mein Fels in der Brandung ist." Mit Slogans dieser Art reagierte die Parteijugend der konservativen Alternative für Deutschland im letzten Jahr auf eine Feminismus-Kampagne der Jusos.
Junge Frauen und auch Männer posierten mit Schildern, die erklärten, weshalb sie den Feminismus ablehnen. Aber auch bei gemäßigteren Gesellschaftsgruppen ist Feminismus irgendwie unangesagt. Einige Promis lassen sich hin und wieder zu Anti-Bekenntnissen hinreißen. Das Label "Feminismus" assoziieren viele mit Härte, Männerhass, unbedingter Unabhängigkeit, Unweiblichkeit – wer es trägt, ist gebrandmarkt.
Dass der Feminismus dieses Image bekommen hat, ist ziemlich schade. Und zwar nicht nur darum, weil wir Frauen in den westlichen Demokratien auf den Schultern von Riesinnen stehen, die sich durch mehrere Wellen der Frauenbewegung gekämpft haben, um uns an die Unis, in die Führungsetagen und in die sowohl finanzielle als auch soziale Selbstbestimmung zu bringen.
Es ist auch darum schade, weil es missachtet, dass politische Bewegungen mit der Gesellschaft wachsen und sich verändern. Wir haben heute andere Probleme als früher, darum brauchen wir auch einen anderen Feminismus. Das heißt aber nicht, dass wir ihn gar nicht mehr brauchen. Auch wenn Emma Watson für ihre Rede vor den Vereinten Nationen teilweise belächelt wurde, weil sie angeblich so süß und unschuldig daherredete, ist ihre Botschaft "HeForShe" ein tolles Emblem dafür, wie moderner Feminismus aussehen kann:
Es geht heute nicht mehr darum, BHs zu verbrennen oder keine Schwäche zeigen zu dürfen. Auch Emma Watson möchte keiner Frau ihren Fels in der Brandung wegnehmen. Es geht auch nicht darum, sich weniger weiblich oder männlicher zu verhalten. "HeForShe" erinnert an das eigentliche Ziel des Feminismus: Gleichberechtigung. Und daran, dass dieses Thema nicht nur Frauen etwas angeht, sondern die ganze Gesellschaft gefragt ist, dafür einzutreten. Feminismus – richtig verstanden – steht Frauen genauso gut wie Männern.
Dass dies offenbar immer noch nicht alle so sehen, zeigen die krassen Shitstorms, die so gut wie jede Frau abbekommt, die sich offen gegen die Benachteiligung von Frauen ausspricht (siehe dazu den Bericht zum "Sexismus 3.0" in der letzten EMOTION-Ausgabe). Auch Emma Watson erhielt nach ihrer Rede Morddrohungen und wurde lautstark angefeindet. Das zeigt doch eigentlich schon zur Genüge, dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Beim Lesen dieser hasserfüllten Gewaltandrohungen kann man eigentlich gar nicht anders als dem Statement der Schauspielerin Kristen Stewart zustimmen, die in einem Interview sagte: "it’s a really ridiculous thing to say you’re not a feminist."