Unsere Volontärin Kristina Appel sprach mit der Band ABOTS über ihr soziales Engagement für die Stiftung Fairchance, über Streit und übers Durchhalten.
EMOTION: Ihr kommt alle aus unterschiedlichen musikalischen Ecken: James aus dem Rockabilly, Jakob aus dem Jazz, Uwe vom RnB, Duncan ist Singer/Songwriter. Macht das die Zusammenarbeit in der Band schwieriger?
Duncan: Es macht sie spannender. James: Die Verbindung dieser Elemente ist genau das, was an dieser Band Spaß macht. Wir wollen ja bewusst anders klingen.
Wer schreibt Eure Musik?
James: Duncan bringt meistens die Songideen und wir arbeiten die dann gemeinsam aus. Uns allen macht das Songschreiben viel Spaß – darum soll das auch keinem verwehrt werden. Wir alle haben auch noch andere Bandprojekte, mit denen wir Geld verdienen. Aber mit ABOTS wollen wir uns austoben, ganz zwanglos Musik machen.
Kommt es dabei manchmal zum Streit?
Duncan: Wir funktionieren fast ein wenig wie eine Bruderschaft. Für mich ist es total wichtig, dass wir diplomatisch sind, einander helfen und unterstützen. Ich finde, wir haben ein tolles Verhältnis.
Jakob: Ja. Ich streite mich in meinen anderen Bands deutlich mehr als mit ABOTS.
Woran, glaubst Du, liegt das?
Jakob: Ich glaube, das liegt in der Natur der Sache. Alle Künstler haben ein gewisses narzisstisches Potenzial. Wir setzen uns so stark mit uns selbst auseinander. Und dann stehst Du auf der Bühne und wartest quasi darauf, dass das Publikum Dir Feedback auf diese Arbeit gibt. Eine Band ist ein Team – und da kommen ganz schön viele Egos zusammen. Aber das gehört dazu. Jemand hat mir mal gesagt: Diamanten entstehen unter Druck.
Könnt Ihr den Druck beschreiben?
Uwe: Eine Band ist manchmal noch intensiver als ein Eheverhältnis. Gerade im Tourbus, wo man keine Rückzugsmöglichkeit hat.
Jakob: Ja, es ist eng und man erlebt so viel gemeinsam. Es bleibt nicht aus, dass man fast alles übereinander erfährt. Das ist wirklich intensiv. Aber deshalb kommt bei uns alles sofort auf den Tisch. Wir gehen sehr offen miteinander um, lassen Probleme nicht hochkochen.
Nun habt Ihr Euch ja für die Initiative Fairchance engagiert. Warum habt Ihr Euch entschieden, bei dem Projekt mitzumachen?
Duncan: Jamie und ich sind in unserem Leben schon sehr viel „migriert“. Ich bin in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgewachsen, habe in England und in Deutschland gelebt. Jamie ist Amerikaner, war in England und ist jetzt hier. Wir mussten uns oft an neuen Orten einfühlen und wissen, wie schwer es schon unter normalen Umständen ist, sich zu integrieren – anzukommen.
Jamie: In diesen Zeiten ist es wichtig, besonders an Kinder und Jugendliche heranzutreten. Es wird uns die Zukunft erleichtern, wenn die Jugendlichen einander verstehen und sich miteinander verstehen – für unser aller Zusammenleben. Das Projekt Fairchance setzt da einfach an der richtigen Stelle an.
Habt Ihr als Band eine Botschaft, die ihr gerne teilt?
Duncan: ABOTS ist aus der Lust entstanden, Musik ohne Grenzen zu machen. Wir haben uns gemeinsam diesen Raum geschaffen, in dem wir uns alle wohlfühlen. Wir sind ehrlich zu uns selbst. Frei.
Frei sein, Grenzen sprengen, das sind ja Themen, die wir im Emotion Magazin häufig ansprechen. Warum, denkt Ihr, muss man Frauen diese Gedanken immer wieder nahe bringen?
Jakob: Ich glaube es ist ein Riesenirrtum, wenn Frauen denken, dass diese Dinge uns Männern leichter fallen. Ihr solltet mal dabei sein wenn wir nachts, nach einem Auftritt zusammenkommen und reden! Ihr wärt überrascht.
Inwiefern?
Jakob: Was für unfassbar weiche Kerne hinter diesen harten Schalen liegen! Duncan: Ich glaube, Frauen gehen einfach aktiver mit ihren Emotionen um. Wir Männer sind genauso sensibel, wir drücken es nur nicht so häufig aus.
Uwe: Ich glaube, das Problem ist nach wie vor ein gesellschaftliches. Die gesellschaft macht es den Frauen einfach so viel schwerer: Eine Mutter, die zu Hause bleibt und die Kinder versorgt, bekommt eben nicht denselben Respekt für ihre Arbeit, wie ein Mann in einer Managementposition. Auch die staatliche Unterstützung für alleinerziehende Frauen ist ja ein Witz. Ich kenne in meinem Umfeld Konstellationen, in denen Frauen spätestens nach dem zweiten Kind keinerlei berufliche Perspektive mehr bekommen.
Wir haben bei Emotion vor einiger Zeit Frauen gebeten, einen Brief an sich selbst zu schreiben und sich die Frage zu beantworten: Wer willst Du sein? Womit assoziiert Ihr diese Frage?
James: Ich für meinen Teil habe schon vor einiger Zeit aufgehört zu versuchen zu steuern, wo es hingeht.
Uwe: Ich würde sagen wollen: „Leute, bleibt dran.“ Für eine Band wie uns, die zu dieser Zeit am Anfang steht, sind die Zeiten wirklich schwierig. Ich würde sagen wollen: Glaubt weiter an Euch. Es lohnt sich.
Jakob: Vielleicht müsste die Frage viel mehr lauten : „Und – seid Ihr noch dabei?“
Und – seid Ihr’s? Haltet Ihr durch?
Duncan: Auf jeden Fall! Wir machen das, egal was kommt. Persönlich wünsche ich mir für mein zukünftiges Ich, dass es einfach glücklich ist. James: Wir arbeiten hart, lassen uns nicht treiben. Aber der Weg macht uns so viel Spaß, dass er quasi schon das Ziel ist. So soll das sein. Man muss lieben, was man tut. Und wenn man dann viel Arbeit reinsteckt, dann wird alles gut.
Im Bild von links nach rechts:
Uwe ist: `ne Wucht. Weise. Ein Ruhepol.
James ist: Aufmerksam. Tiefgründig. Ehrgeizig.
Duncan ist: Kreativ. Charmant. Hedonist.
Jakob ist: Feurig heiß. Verantwortungsbewusst. Rotzfrech.