Wie stellen wir uns am besten für die Zukunft auf? Beim EMOTION Women’s Day hielt Catriona McLaughlin von Accenture eine inspirierende Keynote dazu.
Unsere Arbeitswelt befindet sich mitten im Umbruch. Die Anforderungen werden komplexer, Technologien verändern sich immer schneller, bekannte Lösungen sind nicht mehr die gültige Währung. Dass sich unsere Arbeit durch den Einsatz von Maschinen und Künstlicher Intelligenz verändern wird, steht fest. Aber was passiert mit uns Menschen? Da kommt das Buzzword "New Work" schnell auf den Plan. Es war auch eines der Themen in der Keynote von Catriona McLaughlin, Content Strategy Lead Accenture Interactive, beim ersten EMOTION Women’s Day am 6. Mai in Hamburg. Ihre Kernthesen erklärt sie hier noch einmal im Interview.
EMOTION: Wie müssen wir Arbeit zukünftig denken?
Catriona McLaughlin: Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist: Es wird auch in Zukunft viel Arbeit geben. Die schlechte ist: Es wird auch in Zukunft viel Arbeit geben. Denn durch die Automatisierung steigt die Produktivität, das heißt, der Kuchen wird insgesamt größer.
Wie dieser zukünftig verteilt wird, ist eine der wichtigen, ungeklärten Fragen. Denn viele herkömmliche Stellen in der Erwerbsarbeit werden in ihrer jetzigen Form nicht bestehen. Wir müssen uns also darauf einstellen, immer wieder neu zu lernen. Die durchschnittliche Zahl der Jobs in einem Menschenleben hat sich kürzlich von sechs auf zwölf verdoppelt. Natürlich gibt es Bereiche, die sich nicht so leicht automatisieren lassen, wie Strategie, Kreativität und das Management von Teams. Und in vielen Berufen werden Teams von Maschinen lediglich unterstützt, nicht vollständig ersetzt. Dafür müssen nicht nur die Maschinen, sondern auch die Menschen trainiert werden.
Wir werden verstärkt mit Künstlicher Intelligenz zusammenarbeiten, diese unterrichten und ihre Ergebnisse für menschliche Teams aufbereiten. Gleichzeitig müssen wir unser Bildungssystem anpassen. Eine Ausbildung nur am Anfang des Lebens reicht in Zukunft nicht mehr aus. Und es geht nicht nur um Bildung: Das Prinzip der Beteiligung am System durch Erwerbsarbeit ist infrage gestellt. Um eine Lösungsidee geht es beim Begriff "New Work", der in den 1980er Jahren vom Philosophen Frithjof Bergmann etabliert wurde. Bei dieser Utopie verkleinert sich der Anteil der Zeit, den wir mit Erwerbsarbeit verbringen zugunsten einer Selbstversorgung sowie einer für uns sinnhaften Beschäftigung.
Aber wie bekommen wir es hin, dass der Mensch bei diesem Umbruch auch wirklich gewinnt?
Sollten die Umwälzungen so eintreten, wie es derzeit vorhergesagt ist, brauchen wir einen neuen Gesellschaftsvertrag. Nicht nur die Unternehmen sind hier gefragt, sondern auch die Regierungen und die Institutionen. Die Aufgabe ist komplex und global. Wir sind alle eingeladen, den Prozess mitzugestalten. Dazu gehört ein neues Verständnis von Leadership und Zusammenarbeit.
Soft is the new hard, unsere menschlichen Fähigkeiten, etwa der Kollaboration und des Zuhörens, werden immer wichtiger. Wir müssen echtes Verständnis entwickeln und stärker für Gleichstellung und Inklusion eintreten. Für neue Antworten müssen wir neue Formen von Führung testen, die zum Beispiel mehr auf Fähigkeiten als auf Positionen ausgerichtet sind. Ganz vorn steht für mich eine klare Entscheidung für eine Herangehensweise mit offenem Herzen, Mut, Empathie und dem Bewusstsein, dass wir die kommenden Herausforderungen nur zusammen meistern können.