Manche von uns stecken sich partout nicht mit Corona an, andere haben sich sogar schon mehrmals infiziert. Woran liegt das? Die Wissenschaft hat verschiedene Erklärungen.
Welche Faktoren beeinflussen, ob wir uns mit Corona infizieren?
Habt ihr euch in den letzten Wochen auch immer öfter gefragt, warum manche sich offenbar leichter mit dem Coronavirus infizieren als andere? Denn nach mehr als zwei Jahren Pandemie haben sich einige – auch trotz Impfung inklusive Booster – bereits mehrfach infiziert, andere hingegen kein einziges Mal. Das beschäftigt auch die Wissenschaft. Und die hat einige Erklärungen parat, warum das so ist.
Tageszeit, Geschlecht und Alter spielen eine Rolle
Unser Immunsystem regeneriert sich nachts, wenn wir schlafen. Wenn wir aufstehen, ist es also stärker als beispielsweise am späteren Nachmittag – die Wahrscheinlichkeit, sich mit einem Virus zu infizieren, ist am Morgen und am Vormittag also geringer als am restlichen Tag. Auch Faktoren wie unser Alter und unser Geschlecht spielen eine wichtige Rolle. Dass eine Coronainfektion für ältere Menschen mitunter andere Risiken birgt als für Jüngere, ist allgemein bekannt. Aber auch das Infektionsrisiko ist höher, je älter man ist. Das liegt an unserer Immunabwehr, deren Leistung mit steigendem Alter nachlässt. Weil Frauen außerdem von Natur aus ein stärkeres Immunsystem haben als Männer, sind sie weniger anfällig für eine Coronainfektion und sterben laut Statistiken auch seltener daran.
Französische Studie: Ansteckung hängt auch mit Blutgruppe zusammen
Eine französische Studie belegte jetzt, was in der Welt der Wissenschaft schon länger vermutet wurde: auch die eigene Blutgruppe hängt damit zusammen, wie leicht man sich selbst infiziert oder andere ansteckt. Laut neuesten Erkenntnissen verläuft die Übertragung des Coronavirus eng entlang der Kompatibilität der menschlichen Blutgruppen. Wer also Blutgruppe 0 hat und corona-positiv ist, kann das Virus leichter an Menschen mit anderen Blutgruppen weitergeben, während Menschen mit der Blutgruppe AB besonders leicht infiziert werden, die Infektion aber aufgrund ihrer Blutgruppe weniger häufig weitergeben. Das Ansteckungsrisiko ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen um 41 Prozent geringer, wenn die Blutgruppen zweier Menschen nicht zueinander passen.
Ein weiterer Faktor: unsere T-Helferzellen
Ein Forschungsteam des Imperial College in London fand außerdem heraus, dass ein hoher Anteil spezialisierter T-Helferzellen im Immunsystem auch dazu beitragen kann, dass manche sich nicht so leicht mit Covid-19 infizieren. T-Helferzellen gehören zu den Lymphozyten, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), und sind unter anderem dafür zuständig, körpereigene und körperfremde Strukturen zu erkennen und Antikörper zu bilden. Durch die T-Zellen entsteht ein immunologisches Gedächtnis. Unser Körper kann sich also daran erinnern, wie wir vergangene Krankheiten besiegt haben und speichert das wie in einer Datenbank – selbst Jahre nach einer Infektion oder einer Impfung können unsere T-Zellen Krankheitserreger also wiederkennen und bekämpfen. Wissenschaftler:innen vermuten deshalb, dass man besser vor einer Coronainfektion geschützt ist, wenn man bereits verwandte Erreger, zum Beispiel herkömmliche Erkältungsviren, erfolgreich bekämpft hat. Auch vor einem symptomatischen Verlauf kann eine überstandene Erkältung schützen.
Ob man sich bei jemandem ansteckt, hängt auch von dessen Viruslast ab
Um sich mit Corona zu infizieren, muss man mit einer bestimmten Dosis eines Erregers in Kontakt kommen. Wird ein bestimmter Schwellenwert nicht erreicht, infiziert man sich auch nicht. Grundsätzlich gilt: Je höher die Virenlast bei einer anderen Person ist, desto leichter kann man sich bei ihr anstecken. Menschen mit einer Immunschwäche haben von Natur aus eine niedrigere Schwelle – bei ihnen reicht also eine geringere Virenlast, um sich anzustecken. Auch hier spielt also das eigene Immunsystem eine tragende Rolle.
Immun gegen das Coronavirus?
Manche Menschen sollen sogar immun gegen das Coronavirus sein. Bestimmte Gewebetypen sind in der Lage, infizierte Zellen sofort unschädlich zu machen – andere sind für Viren besonders anfällig. Es ist also mitunter auch eine Frage der Gene, wie leicht man sich mit Corona infiziert. Das fand eine Studie heraus, die sich insbesondere mit unserem Humane Leukozytenantigen-System (HLA-System) beschäftigt hat. Das HLA-System ist eine Gruppe menschlicher Gene und von zentraler Bedeutung für die Funktion unseres Immunsystems.
Welche Faktoren kann man selbst beeinflussen?
Ob und wie leicht man sich mit Corona infiziert, ist also oft von Faktoren abhängig, die wir nicht beeinflussen können. Es gibt aber – neben Masken, Abstand und der Impfung – einige weitere Dinge, die wir tun können, um uns zu schützen und unser Immunsystem zu unterstützen. So setzt beispielsweise Dauerstress unserem Immunsystem ziemlich zu und kann dessen Funktionsweise erheblich beeinträchtigen. Das kennt man schließlich: Genau dann, wenn man besonders viel um die Ohren hat, wird man krank. Ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung können unser Immunsystem ebenfalls unterstützen und auch vor einer Coronainfektion schützen.
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