Ein Gespräch mit Isa Grütering, einer der Erfinderinnen von "Hauptstadtmutti.de", und Protagonistin unserer "Mompreneur"-Geschichte.
"Slow People": Unter diesem Motto stellen wir Menschen vor, die wir auf besondere Weise inspirierend finden: Weil sie spannende Projekte ins Leben rufen. Weil sie einen visionären Blick auf die Welt haben. Und weil sie als Impulsgeber, Ideengeber und Weichensteller vorbildhaft sind. So wie Isa Grütering, eine der Protagonistinnen unserer „Mompreneur“-Geschichte in der aktuellen Ausgabe von emotion SLOW. Isa betreibt ein außergewöhnliches Blog und ist überhaupt eine Frau, von der man sich einiges abschauen kann…
Vor drei Jahren hast Du zusammen mit Deiner Freundin Claudia Kahnt hauptstadtmutti.de erfunden. Ein wenig aus der Not heraus, wie Du in unserem aktuellen Heft erzählst. Wie läuft das Blog mittlerweile?
Sehr, sehr gut. Wir haben in den drei Jahren sehr viel gelernt, aber natürlich auch viel von unseren beruflichen Karrieren, die wir bis dahin aufgebaut hatten, gezehrt, da wir beide viele Jahre in Verlagen gearbeitet haben. Mittlerweile agieren wir ja selber wie ein kleiner Verlag. Wir sind noch zu zweit, werden aber regelmäßig von einigen Fotografen und Redakteuren unterstützt, was toll ist, da dadurch eine noch größere Abwechslung auf dem Blog stattfindet.
Begonnen habt Ihr mit Porträts stylisher Mütter in Berlin, inzwischen hat sich haupstadtmutti.de zu einem umfangreiches Portal rund um die Themen Fashion, Beauty, Lifestyle und Kids entwickelt – sogar die Daddys haben ihre eigene Rubrik! Sind Euch über die Jahre die stylishen Hauptstadt-Mamis nicht irgendwann mal ausgegangen?
Nein, ganz und gar nicht! Es kommen ja immer neue Mütter dazu, gerade in Berlin ist die Auswahl groß und wenn wir neue Styles wollen, dann fliegen wir auch mal nach Kopenhagen oder Warschau oder in andere Hauptstädte der Welt. Ein Trend, der in Berlin wahrzunehmen ist: Die Mütter werden wieder jünger. Das ist toll, denn das heißt, es werden vielleicht wieder mehr Kinder geboren. Wir freuen uns immer über jede Schwangere, die wir sehen. Denn, machen wir uns nichts vor, nur mit Kindern bleibt Deutschland jung und modern. Frauen und Männer mit Kindern denken anders an die Zukunft.
Mutter werden – Frau bleiben, das ist einer Euer Slogans. Wie gut gelingt Dir das persönlich?
Ich denke, ganz gut. Kinder zu haben ist schon wunderwunderschön. Die sind so süß und witzig, wenn sie älter werden und man lernt selber so viele Dinge dazu. Aber trotz allem, bin ich gern in der Erwachsenenwelt. Ich arbeite nach wie vor furchtbar gerne und schaffe mir dafür meine Freiräume und die Zeit, die ich brauche. Und ja, ich tobe und spiele mit meinen Jungs aber ich ziehe mir auch mal gern Highheels an und gehe gern aus. Mein Mann und ich versuchen mindestens ein Mal pro Woche abends etwas zusammen zu unternehmen. Das klappt natürlich nicht immer aber wir sind da ziemlich hinterher. Denn, um sich als Paar nicht zu verlieren, muss man Zeit miteinander verbringen.
Und ja, Mutter werden – Frau bleiben. Vielleicht ist es auch so, dass ich mich als Mutter sogar noch mehr als Frau fühle, erwachsener, verantwortungsvoller und weiblicher.
Ein wenig amüsiert hast Du rückgefragt, warum wir Dich ausgerechnet in der Rubrik "SLOW People" porträtieren möchten, so wenig 'slow' wie dein Leben verläuft. Ich selbst bin mit zwei Jobs, zwei Kindern, zwei Ponys + Hund & Esel auch recht flott unterwegs, würde aber trotzdem sagen, dass ich in meinem Leben heute "Mehr Zeit fürs Wesentliche" habe als früher. Wie geht es Dir damit?
Ich brauche da vielleicht noch etwas mehr Übung beim Herunterfahren. Als Selbständige habe ich oft das Gefühl, immer unter Strom zu stehen. Und ich habe auch viele Ideen, die ich gern umsetzen möchte. Da fehlen mir manchmal ein paar Stunden am Tag. Aber, ja, Du hast Recht: die vergleichsweise wenige Zeit, die ich für mich habe, nutze ich schon sehr intensiv und priorisiere stark.
Vormittags zwei Stunden zum Kekse-Backen in den Kindergarten, dann Business-Lunch mit Kunden, später Kinder bespaßen und abends wieder ans Laptop – hast Du auch eine so abwechslungsreiche "Work-Life-Balance"?
Ja, wobei ich nicht zum Kekse-Backen in den Kindergarten gehe. Das überlasse ich den gut ausgebildeten Erzieherinnen. Ansonsten ja, das ist manchmal sehr turbulent aber ich finde immer, je mehr man um die Ohren hat, um so mehr schafft man und um so abwechslungsreicher wird es. Routine langweilt mich schnell, vor allem im Arbeitsleben. Von daher finde ich auch die Wortschöpfung Work-Life-Balance ganz gut. Das hat etwas von Hinundherschaukeln und ständigem Austarieren und auch etwas vom Verschmelzen und weniger vom Trennen der beiden Lebensteile. Und so ist es auch bei mir. Manchmal merke ich nicht, dass ich arbeite, weil es einfach zu meinem Leben dazu gehört und Freude macht.
Was haben Dich die unterschiedlichen Lebensentwürfe Deiner Haupstadtmuttis gelehrt?
Dass man alle Lebensentwürfe akzeptieren sollte aber auch, dass Mütter am glücklichsten sind, wenn sie neben den Kindern, eine Aufgabe haben, Bestätigung bekommen und Geld verdienen. Das macht Mütter frei und stark.
Ich vermute mal, die Arbeit an Eurem Blog ist ein Herzensprojekt für Dich – ist es mittlerweile auch ein lukratives Geschäftsmodell?
Ja, aus dem Herzensprojekt ist ein Business geworden, was uns sehr freut, denn nichts ist schöner, als von dem zu leben, was einen jeden Tag erfüllt und motiviert. Wir beide haben mit Hauptstadtmutti ein regelmäßiges Einkommen.
Was rätst Du anderen "Mompreneurs", die sich mit Ihrer Geschäftsidee selbständig machen wollen?
1. Anfangen, anfangen, anfangen, daran glauben und durchhalten.
2. Auch nach rechts und links schauen aber nicht so sehr, das lenkt ab.
3. Den Mann/Partner mit einbeziehen, vor allem in die Kinderbetreuung. Das ist auch für die Emanzipation der Männer wichtig.
4. Nicht unter Wert verkaufen, auch wenn man gerade anfängt. Jedes Produkt und jede Dienstleistung hat seinen Preis.
5. Kinderzeit ist Kinderzeit, am besten ohne Smartphone.
Wie feierst Du in diesem Jahr Weihnachten?
Wir feiern Heiligabend zu viert, mein Mann, meine beiden Söhne und ich. Gerade haben wir allerdings überlegt, ob wir nicht jemanden einladen, der vielleicht einsam ist und Gesellschaft bräuchte. Danach fahren wir zu den Familien, erst zu der meines Mannes nach Hamburg und dann zu meiner Familie, in die Nähe von Halle. Darauf freuen wir uns alle schon. Oma und Opa und Omi und Opi sind bei unseren Kindern zurzeit die absoluten Stars.
Was steht auf Deiner Liste "guter Vorsätze" für 2015?
So eine Liste mache ich tatsächlich immer total spießig am 31.12. und schreibe sie in mein Handy. Für nächstes Jahr steht drauf: Mehr Sport, mehr Entspannung, mehr runterfahren. Ich hoffe, das emotion SLOW-Magazin gibt es auch nächstes Jahr regelmäßig. Das passt doch dazu.
Wann gibt es endlich hauptstadtmutti.de-Filialen in anderen Städten? Hamburg hat zum Beispiel auch viele stylishe Mütter…!
Wir überlegen oft, ob wir das machen. Unsere treuesten Leser kommen neben Berlin, aus Hamburg und München. Es scheint ihnen bei uns zu gefallen.
Mehr Infos: www.hauptstadtmutti.de
Mareile Braun ist Chefredakteurin von EMOTION Slow und liebt ihr Leben zwischen Gucci und Gummistiefeln. Wenn sie nicht gerade auf Fashion Weeks reist, bummelt sie zuhause gern mit ihrem Esel Pepe durchs Dorf.
Was sie sonst gerade bewegt: Yoga unter freiem Himmel, Tanzabende mit dem Gatten und ihre Workshops als "Slow-Down"-Trainerin.