Seit Marie Kondo ihr erstes Buch veröffentlichte, sind Millionen Menschen weltweit dem Ordnungswahn verfallen. Sie falten und rollen und fragen sich: "Does that spark joy?" Wir haben einige Frauen gefragt, ob sie die Methode nutzen, was das Besondere daran ist und wie sie Wohnung und Geist so richtig freibekommen.
Carola Nahnsen
Styling-Expertin und Inhaberin der Stilberatung Image & Outfit
Ich beschäftige mich jeden Tag intensiv mit diesem Thema, wenn es um den Kleiderschrank geht. In meinem neuen Buch "Lass dich sehen – Warum dein Kleiderschrank dich glücklich machen darf" habe ich auch Marie Kondo zitiert. Es ist genau mein Thema!
Ich habe ihre Methode schon oft genutzt. Die ersten beiden Bücher habe ich verschlungen und wunderbare Erfolge bei meinen Kundinnen erzielt. Was mir daran besonders gefällt, ist ihre Schlüsselfrage: "Macht dich das Kleidungsstück glücklich?" Sie ist ein fester Bestandteil meiner Arbeit.
Mit der Methode habe ich Ordnung geschafft, die ich vorher nie schaffen konnte. Heute sortiere ich Dinge aus, die ich früher einfach immer von rechts nach links geschoben habe. Es fällt mir viel leichter.
Tidy home, tidy mind? Auf jeden Fall. Wenn es aufgeräumt ist, kann ich mich viel besser konzentrieren.
Holly Becker
Interior Designerin & Fotografin
Als Marie Kondos erstes Buch in den USA veröffentlicht wurde, war eine Freundin von mir ihre Publizistin und schickte mir ein Vorabexemplar ihres Buches. Es war lebensverändernd für mich. Ich hatte sofort das Gefühl, dass es ein großer Hit werden würde.
Was ich daran besonders mag? Ihre Methoden sind sehr direkt und leicht zu befolgen. Sie bringen dir bei, dein Leben wirklich zu "bearbeiten". Brauchst du wirklich Kleidung von 1998, die dir zwei Nummern zu klein ist? Musst du wirklich die ganze Babykleidung deines Kindes aufbewahren? Vielleicht nur ein paar Outfits, die besonders sind. Es ist absolut notwendig, zu lernen, wie du dein Zuhause richtig bearbeitest, um dich dort zufriedener und weniger gestresst zu fühlen. Unordnung erzeugt Stress.
Im Januar habe ich mit ihrer Methode 40 Prozent meiner Wohnung ausgemistet. Ich habe Hunderte von Büchern, Kleidungsstücken, Spielsachen, Möbeln gespendet und verkauft… 20 Prozent habe ich noch vor mir, die ich im nächsten Monat fertigstellen werde. Mein Ziel war es, 60 Prozent meiner Habseligkeiten loszuwerden. Ich habe mich noch nie besser gefühlt! Ich bin jetzt so organisiert, dass ich genau weiß, wo alles bei ist. Kein stundenlanges Suchen mehr nach einer bestimmten Handtasche oder einem Paar Handschuhe.
Ich liebe ihre Methode, Socken zu rollen und Kleidung zu falten. Ich mache das auch und es spart so viel Platz. Ich habe genau das gemacht, was sie vorgeschlagen hat – alles aus deinem Schrank auf dein Bett werfen und dann drei Haufen machen: behalten, spenden, wegwerfen.
Ich bin definitiv eine Sammlerin (keine Hamstererin, ich behalte nur die besten Sachen), aber da ich durch meinen Beruf viele schöne Sachen habe, fällt es mir oft schwer, mich zu entscheiden, was ich loswerden soll. Ich wäre gerne minimalistisch, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das sein kann, also versuche ich, ein paar minimalistische Räume zu haben, und der Rest der Räume spiegelt mehr meine Sammlerinnen-Persönlichkeit wider.
Es fiel mir früher richtig schwer, aufzuräumen und auszumisten – deshalb habe ich überhaupt so viel angesammelt. Aber Marie Kondos Methode hat mich die Kraft des Loslassens gelehrt sowie die gute Energie, die ich dadurch kanalisiere – durch sie läuft auch das Familienleben reibungsloser.
Und jedes Mal, wenn ich was über sie sehe oder lese, schaffe ich plötzlich ganz viel. Ich schmeiße Klamotten voller Elan aufs Bett, reiße Schubladen aus dem Schreibtisch, trenne mich von all den Beauty-Produkten, die einfach zu viel sind.
Susanne Kaloff
Journalistin und Bestsellerautorin
EMOTION: Susanne, hast du schon einmal die Marie-Kondo-Methode genutzt?
Susanne Kaloff: Einmal genutzt? Hah, ich liiiebe Marie Kondo! Ihre Serie auf Netflix hat auf mich die Wirkung einer Meditation: Aufgeräumt im Inneren, selbst dann, wenn Chaos um mich herum herrscht. Es geht nicht nur um ihre praktischen Tipps, sondern um diese ansteckende Feng-Shui-Energie, die aus jeder ihrer feinen Poren schreit: Es ist alles viel leichter als du denkst. Und jedes Mal, wenn ich was über sie sehe oder lese, schaffe ich plötzlich ganz viel. Ich schmeiße Klamotten voller Elan aufs Bett, reiße Schubladen aus dem Schreibtisch, trenne mich von all den Beauty-Produkten, die einfach zu viel sind. Dann herrscht wieder Ordnung in der Bude und ja, auch in der Birne. Das ist ja das Wunder: Das Weniger fühlt sich immer so viel reicher an als das Zuviel. Jedenfalls bei mir ist das so.
Was gefällt dir besonders daran/was ist daran effektiver als an anderen Methoden?
Für mich ist es schwierig, mich von emotionalen Erinnerungen zu trennen, aber durch das Sortieren in hübsche Kistchen fällt es mir leicht. Dann wird daraus Wertschätzung statt wildes Horten sentimentaler Dinger.
Hast du mit der Methode Ordnung geschafft, die du vorher nie schaffen konntest?
Ich habe Erinnerungskisten: eine mit Dingen meines Sohnes, Basteleien, Schulhefte, ein altes Stofftier. Eine für die Karten, die mir meine Mutter im Laufe der Jahre immer geschickt hat und schickt. Eine für meine über vierzig Tagebücher. Habe sie eingeschlagen in apricotfarbenes Seidenpapier.
Fällt es dir schwer, aufzuräumen oder auszumisten?
Nicht mehr. Nach einem Umzug in eine kleinere Wohnung nach einer Trennung vor vielen Jahren, habe ich das überwunden. Heute ist Ausmisten für mich die schnellste und mutigste Art, sich selbst und seinen Anhaftungen auf die Schliche zu kommen. Und effektiver als jede Detox-Methode – auf allen Ebenen.
Greta Silver
Bestsellerautorin, Speakerin, Podcasterin und YouTuberin
Entrümpeln befreit die Seele – so heißt auch ein Film auf meinem Yotube-Kanal. Dort biete ich verschiedene Schritte an: jeden Tag 3 Dinge aussortieren. Das kann mal im Badezimmer sein, mal sind es die Küchenschubladen, oder die Kommode mit den alten Handys und Ladegeräten und so weiter. Dann einen Ort finden, wo man sich noch über die Sachen freut wie Klamotten.
Ich habe oft Bücher zu einem sozialen Bücherbord gebracht. Es gibt auch Geschäfte, die einen Sammelkorb für Bücher haben.
So rigoros wie Marie Kondo war ich nie. Aber faszinierend ist, wie sehr es die Seele befreit, wenn man etwas im Außen klärt. So kann man es also für innere Klarheit und Leichtigkeit nutzen – statt Seelenpflege zu betreiben, wählt man den Weg über außen.
Lisa Pardey
Fotografin und Geschäftsführerin von Mañana – Sustainable Influencer Management
Mich hat die Kondo-Methode sehr motiviert, vor allem bei meiner Kleidung. Da ist mir erst aufgefallen, wie viele Kleidungsstücke einem doch ein eher ungutes Gefühl geben.
Was ich daran besonders mag und was sie auch effektiver macht als andere Methoden, ist, dass man andersherum an die Sache herangeht: Du legst nicht zur Seite, was du ausmisten willst, sondern du legst nur zur Seite, was du unbedingt behalten möchtest, weil es dich glücklich macht.
Teilweise habe ich mit der Methode Ordnung geschafft, die ich sonst nie geschafft habe, ich habe sie aber noch nie auf wirklich alle Bereiche in meinem Zuhause angewandt. Das würde ich aber gern mal machen. Vielleicht mache ich das noch in diesem Winter.
Hortest du eher oder bist du Minimalistin? Irgendwas dazwischen.
Mir fällt es eher schwer, auszumisten. Ich denke bei zu vielen Dingen, dass ich das bestimmt nochmal gebrauchen könnte. Mein Trick? Ehrlich in mich gehen: Benutze ich es regelmäßig? Macht es mich wirklich glücklich?
Tidy home, tidy mind? Definitiv! Wenn ich mich innerlich unruhig und unklar fühle, hilft es mir, mein Zuhause zu ordnen. Wenn ich innerlich ausgeglichen bin, ist auch mein Zuhause viel geordneter.
Sue Giers
Bloggerin, Modeexpertin und Gründerin von SoSUE
Damals auf Netflix habe ich mir ein paar Folgen mit Marie Kondo angesehen, wie sie Menschen beim Aufräumen unterstützt. Dabei gefiel mir, dass man schon mit wenigen Mitteln viel erreichen kann. Bei mir ist der T-Shirt-Roll-Trick hängen geblieben, den ich immer anwende, wenn ich Koffer packe. Aber regelmäßig wende ich ihre Methode leider nicht an.
Auf der einen Seite bin ich eine Sammlerin, weil ich mir manchmal denke, das kannst du vielleicht noch einmal gebrauchen. Vielleicht hat das mit meinem Job zu tun; als Modeunternehmerin bewahre ich viele Kleidungstücke auf, weil ich sie vielleicht noch mal brauche. Was mich jetzt nicht inspiriert, kann mich später mal inspirieren. Auf der anderen Seite bin ich Minimalistin. Bei meinen SoSUE Looks achte ich auf simple Designs, weil ich eine Mode mag, die man praktisch zu vielen Styles tragen kann. Meine Idee ist, dass Frauen mit wenigen Teilen viele unterschiedliche Looks für sich kreieren können.
Jeder Mensch schleppt Dinge aus unterschiedlichen Gründen mit sich herum. Je älter man wird, desto mehr sammelt sich an. Als Mutter zum Beispiel habe ich viel von meinen Kindern aufbewahrt, aber muss das sein? Muss ich alle Knetmännchen und Bilder aufbewahren? Reichen mir nicht die Erinnerungen? Und ich könnte mir vorstellen, dass mir der eine oder andere Tipp mir auch digital weiterhelfen könnte, denn hier hat sich auf meinen Rechnern und iPhones eine Menge an gesammelt.
Mein persönlicher Tipp: Man sollte mindestens einmal im Jahr richtig ausmisten. Ich bin eher der klassische Frühlingsputz-Mensch. Wenn draußen die ersten Blumen blühen, starte ich den Aufräumturbo. Das ist für mich einfacher. Dann verabschiede ich mich von Dingen, die sich angesammelt haben. Ist wie eine Diät für mich.
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