Niki Schilling, Leiterin für Innovation und Nachhaltigkeit bei Rituals, hat in puncto Nachhaltigkeit große Ziele für das Unternehmen. Wir haben mit ihr über ihre Ambitionen, Rituale und Achtsamkeit gesprochen.
Niki Schilling – Hobbysurferin und Nachhaltigkeitsenthusiastin
Niki Schilling ist einer dieser Menschen, denen man sofort glaubt, wenn sie sagen, dass sie für ihren Job brennen. Die Wahlniederländerin arbeitet für die Kosmetikmarke Rituals, die auf einen Mix aus Wellness- und Kosmetikprodukten setzt, und ist dort für den Nachhaltigkeitsaspekt zuständig. Wir haben uns mit der passionierten Hobbysurferin und Yoga-Lehrerin über Nachhaltigkeit, die Unternehmensphilosophie von Rituals und ihre persönlichen Lieblingsrituale unterhalten.
EMOTION: Wie wollt ihr es bei Rituals schaffen, noch nachhaltiger zu werden?
Niki Schilling: Bis 2025 wollen wir eine Zero Waste Company sein. Um als nachhaltige Firma noch nachhaltiger zu werden, braucht man einen guten Plan. Wir wollen wissen, was unsere Werte sind. Wieviel CO2 stoßen wir aus? Wieviel Müll erzeugen wir, wieviel Wasser verbrauchen wir? Dann setzen wir uns Ziele und fragen uns, wie wir sie erreichen. Wir sind da sehr ambitioniert, uns macht das Spaß. Wir geben den Firmen und Laboren, mit denen wir zusammenarbeiten, die gleichen Ziele. Denn wir müssen da alle hinkommen und zwar schnell. Die Klimaziele reichen im Moment nicht aus, um die Erderwärmung zu stoppen.
Die Ansprüche gelten also nicht nur für euch, sondern für alle, mit denen ihr zusammenarbeitet.
Für alle. Wir schauen uns alles genau an. Und prüfen, wo die Inhaltsstoffe herkommen, wo die Komponenten der Verpackung herkommen, welche Firmen die Komponenten herstellen. Wir schauen, wieviel Energie es kostet, sie herzustellen, sie zu transportieren, wie das Produkt am Ende benutzt wird, welchen Impact das Product im Recycling hat.
Eure beiden großen Ziele sind es, bis 2025 zu 90% Produkte natürlichen Ursprungs zu benutzen und auf Zero Waste umzusteigen. Wo steht ihr in diesem Prozess? Gibt es Schwierigkeiten?
Wir haben bereits sehr gute Formulierungen und werden das auch schaffen. Die 10% unserer Inhaltsstoffe, die nicht natürlich hergestellt werden, nutzen wir, um das Produkt so nachhaltig wie möglich zu machen. Dass Inhaltsstoffe natürlich sind, heißt nicht automatisch, dass sie nachhaltig sind. Rosenöl machen wir beispielsweise im Labor, weil man für Rosenöl unglaublich viele Rosenblätter braucht. Würden alle Kosmetikfirmen echte Rosen verwenden, hätten wir keine mehr. Deshalb produzieren wir das Öl im Labor. Man nennt dieses Nachahmen der Natur Biomimikry. Sogar der beste Parfumeur erkennt den Unterschied kaum.
Wie schwierig ist das Zero-Waste-Vorhaben bis 2025?
Es ist schwierig. Die Industrie ist teilweise noch nicht so weit. Es gibt beispielsweise noch kein weißes Recycle-PET, sondern nur graues. Es gibt von der Industrie her einfach Dinge, die noch nicht zu erreichen sind. Jedes Mal, wenn wir so etwas erkennen, arbeiten wir mit sehr spezifischen Unternehmen zusammen, um Lösungen zu finden. Aber es bleibt schwierig. Pumpspender gibt es zum Beispiel nicht als Monomaterial, da ist immer Alu dazwischen oder Metall in Kombination mit Plastik, was Recycling herausfordernd macht.
Was ist nachhaltiger? Recycling oder Refill?
Das hängt vom Produkt ab. Refills sind am besten, wenn sie aus Monomaterial bestehen, 100% recycelbar sind und immer auf dem gleichen Qualitätsniveau bleiben. Wenn man etwas recycelt, das nicht auf dem gleichen Niveau bleiben kann, ist Refill besser. Man muss das produktbezogen entscheiden, denn wenn es um Nachhaltigkeit geht, steckt der Teufel im Detail. Beides ist aber grundsätzlich gut.
Bei Rituals geht das Bestreben zu mehr Nachhaltigkeit weit über die Produktion hinaus. Auf was achtet ihr?
Wir sind eine nachhaltige Firma, das kann ja nicht nur in der Produktion der Fall sein. Von der Art, wie wir reisen bis zu der Frage, wie unser Büro aussieht, wollen wir nachhaltig sein. Wir haben mehr als 850 Stores, wie installieren wir dort das Licht? Woher kommt das Holz unserer Möbel? All das muss durchdacht werden. Wir versuchen immer achtsam zu sein, mindfulness zu leben, auch im Umgang mit unseren Mitarbeiter:innen.
Wie wichtig ist es für dich, dich mit Rituals zu identifizieren?
Unglaublich wichtig. Ich lebe schon lange in Amsterdam und der erste Rituals-Laden war in meiner Straße. Ich fand die Produkte vom ersten Tag an genial. Ich liebe die Ästhetik, die Parfums, die Rituale, den Tiefgang dahinter.
Was ist dein Lieblingsritual im Alltag?
Mein Lieblingsritual ist Jing. Wir haben eine Entspannungslinie und eine Schlaflinie. Wenn mein Tag vorbei ist, muss ich einfach entspannen. Ich liebe zum Beispiel das "The Ritual of Jing"-Trockenöl. Wenn ich beim Einmassieren jeden Tag zur selben Zeit denselben Duft rieche, ist das für meinen Körper das Signal: Du darfst dich jetzt entspannen!
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit in deinem Privatleben?
Sehr wichtig, das Thema liegt mir am Herzen. Ich versuche alles, was ich kann, um nachhaltig zu leben. Gerade habe ich zum Beispiel eine Wärmepumpe installiert, wir fahren ein Elektroauto und versuchen, Plastikmüll zu reduzieren. Ich versuche auch auf kleine Dinge zu achten, alles macht einen Unterschied.
Du hast zwei Kinder – merkst du in ihrer Generation ein verändertes Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen?
Ich versuche, das nicht die ganze Zeit zu predigen, denn sie kopieren sowieso, was sie sehen. Aber ich merke schon ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit – wenn wir zum Beispiel spazieren gehen, heben sie Plastikverpackungen auf, die jemand dort liegen gelassen hat. Diese Themen sind in ihrem Leben automatisch präsent, denn in ihrer Generation spielt das eine große Rolle.
Konntest du etwas Positives aus der Pandemie mitnehmen?
Mein Zuhause und Achtsamkeit. Wenn man nicht viel hat, bedeutet Achtsamkeit Glück. Auch die Dankbarkeit über die Dinge, die wir jetzt wieder machen können, ist besonders. Für viele Menschen hatte die Krise aber gar nichts Positives, das sollte man nicht vergessen, wenn man darüber spricht.
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