Yoga tut gut. Nicht nur der Seele, sondern auch dem Körper - das ist langsam weit verbreiteter Konsens. Aber sieht das auch bei dem angesagten Hot Yoga so aus? Das sagen neue Studien.
Hot Yoga - was ist das überhaupt?
Hot Yoga, ursprünglich als Bikram Yoga bezeichnet, wird in einem 40 Grad warmen Raum mit einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 60 Prozent praktiziert. Eine Session dauert 90 Minuten und besteht aus 26 verschiedenen Hatha-Yoga-Übungen und zwei Atemtechniken, die in einer streng vorgegeben Reihe geübt werden.
Klingt anstrengend? Ist es auch. Hot-Yoga-Fans machen es aber trotzdem, weil sie sich einen erhöhten gesundheitlichen Nutzen erhoffen. Durch die Hitze kommt der Herz-Blutkreislauf stärker in Bewegung, wodurch sich wiederum Gefäße entspannen und weiten. So soll es weniger zu Blutgefäßverstopfungen kommen und das Risiko für Herzkrankheiten vermindert werden. Auch das Fortschreiten von Atherosklerose, eine bindegewebige Verhärtung der Schlagadern, soll durch das Praktizieren von Hot Yoga verzögert werden.
Wie gesund ist Hot Yoga wirklich? Das sagen neue Studien
Eine aktuelle Studie der Texas State University und der University of Texas in Austin, veröffentlicht im "journal Experimental Physiology", hat sich mit den gesundheitlichen Effekten von Hot Yoga auseinandergesetzt. Das Ergebnis dürfte alle Bikram-Yoga-Liebhaber eher ernüchtern.
Bei der Studie nahmen ungefähr 50 Freiwillige teil. Drei Mal pro Woche wurde in einer Gruppe Hot Yoga, in einer weiteren Yoga in Raumtemperatur und in der Kontrollgruppe gar kein Yoga praktiziert. Die Teilnehmer waren zwischen 40 und 60 Jahre alt, und ihre Durchblutung wurde vor und nach dem Untersuchungszeitraum von zwölf Wochen getestet.
Nach dem Experiment stand fest: Die Gesundheit und Stärkung des Blutkreislaufsystems hatte sich bei beiden Yoga-Gruppen in selbem Maße verbessert. Die Fähigkeit der Blutgefäße, sich bei erhöhtem Blutfluss zu vergrößern, stieg bei beiden an. Das führt nach den Wissenschaftlern der Studie zu einem niedrigeren Risiko irgendwann an Herzkrankheiten zu leiden. Nur die Kontrollgruppe zeigte keine positiv veränderten Werte.
Das Ergebnis lautete also: Körperstellungen - vor allem der Halbmond und die Kobra-Pose-, sowie Atemtechniken - genügen schon allein, um den Herz-Blutkreislauf zu stärken und das Risiko für Herzerkrankungen zu reduzieren. Die Raumtemperatur spielt dabei keine Rolle. Die positiven Effekte auf die Blutgefäße sind also nicht nur bei Bikram Yoga, sondern auch bei jedem anderen Yogastil zu sehen. Sich zusätzlich der Hitze des Hot Yogas auszusetzen, ist eigentlich gar nicht nötig.
Kann Hot Yoga die Gesundheit sogar gefährden?
Eine weitere Studie, veröffentlicht im Gundersen Medical Journal, zeigte sogar, dass auch gesundheitliche Risiken bei Hot Yoga entstehen können. Untersucht wurden 20 regelmäßig praktizierende Bikram Yogis (7 Männer, 13 Frauen zwischen 28 und 67 Jahren). Jeder Teilnehmende bekam ein Körperkerntemperatur-Sensor und trug während der Klasse ein Pulsfrequenz Monitor.
Herausgefunden wurde, dass bei vielen die Temperatur auf über 39 Grad anstieg, teilweise sogar auf bis zu 40 Grad. Das kann Hitzeschläge und auch andere hitzebedingte Krankheiten auslösen. Die Autoren der Studie warnen vor allem neu Praktizierende vor dieser Gefahr. Die Pulsfrequenz erreichte im Durchschnitt 80 Prozent der maximalen Herzrate bei Männern und 72 Prozent bei Frauen. Es bleibt fraglich, ob sich das nicht eher belastend als stärkend auf das Herz auswirkt.
Also lieber kein Hot Yoga?
Nein. Aus diesen Gründen muss man nicht sofort aufhören oder abgeschreckt sein, Hot Yoga zu praktizieren. Natürlich kann anderes Training, wie zum Beispiel Joggen bei praller Hitze, die gleichen Risiken hervorrufen. Sinnvoll ist aber, achtsam zu bleiben.
Hier ein paar Tipps, die Du beim Hot Yoga beachten solltest:
- Sich eine Eingewöhnungszeit gönnen: Vor allem zum Einstieg kürzere Kurse besuchen oder auch in die Sauna gehen und nach einer gewissen Zeit die Dauer erhöhen.
- In gesundem Maße Wasser trinken: Immer - das heißt davor, danach und währenddessen - gut hydriert bleiben.
- Auf das eigene Körpergefühl hören: Bei Zeichen wie Muskelkrämpfen, Schwindel und Schlechtsein eine Pause einlegen.
- Untersuchung beim Arzt: Ein Check beim eigenen Hausarzt zeigt, ob ein Hot-Yoga-Kurs für Dich und Deine Gesundheit das Richtige ist.
Wenn Du diese Tipps beachtest, kannst Du das schwitzende Yoga auch genießen und mentale sowie psychische Veränderungen erleben. Eine bessere Emotionsregulation, mehr Disziplin und ein niedrigeres Stresslevel können Teil davon sein.