Frances McDormand begeistert uns. Nicht nur wegen ihrer Leistung, sondern auch aufgrund ihrer Haltung zum Alter und zum Leben.
In ihrem aktuellen Film spielt McDormand eine wortkarge Frau auf der Suche nach Gerechtigkeit: Ihre Tochter wurde vergewaltigt und ermordet. Die Polizei hat die Ermittlungen eingestellt. Also verpasst sie den Ermittlern Denkzettel – mit einer großen Portion schwarzen Humors ... Die Schauspielerin ist genau für solche Rollen bekannt: starke Frauen, die selbstermächtigt und mutig handeln, besonders dann, wenn alle anderen bereits aufgegeben haben. Für ihre Leistung wurde Frances McDormand wurde schon mehrfach ausgezeichnet: 1997 erhielt sie auch einen Oscar für ihre Hauptrolle in "Fargo".
Wir freuen uns sehr für sie, denn diese Frau begeistert uns ...
1. Weil sie kein Problem mit ihrem Alter hat – im Gegenteil
Ihr Alter zu kaschieren käme für die 60-jährige Frances McDormand überhaupt nicht in Frage: "Ich möchte ein Vorbild für alle Männer und Frauen sein, die Panik bekommen, wenn sie älter als 40 geschätzt werden". Ihr Ziel ist es, "irgendwann mit Rollstuhl und Atemmaske ans Set zu rollen" – warum sollte sie sich also jünger machen, erzählte sie 2015 beim "Women in Motion Panel".
2. Weil sie keinen Glamour braucht, um glamourös zu sein
Hollywood disqualifizierte sie schon fast zu Beginn ihrer Karriere, sagte McDormand zum 'New York Times Magazine': "Fürs Schauspielerinnen-Ideal war ich entweder zu alt, zu jung, zu fett, zu dünn, zu groß oder zu klein, zu blond oder zu dunkel – aber dann brauchten sie die Andere. Und ich wurde sehr gut darin, die Andere zu sein."
Ein Besuch in der Maske gehöre zwar zu ihrem Job. Privat aber verzichtet sie komplett auf Make-up. "Genau so wie ich jetzt aussehe, bin ich heute morgen aufgestanden und so werde ich auch ins Bett gehen", sagt sie. Mode liebt sie, "weil es eine Kunstform ist". Sich aufzubrezeln für den Roten Teppich ist aber nicht ihr Ding: "Ich bin eher ein Sneakers-Mensch, und kann in flachen Schuhen viel eleganter laufen."
3. Weil sie keine Kompromisse macht
Eine Nanny für ihr Kind hatte Frances McDormand nie: "Ich wollte nichts haben, was zwischen mir als Schauspielerin und dem wahren Leben steht." Bis ihr Adoptivsohn acht Jahre alt war, versuchte sie, die richtige Balance zu finden, gibt aber zu: "Darin war ich nie gut". Beim Cannes Film Festival verrät sie, wie der Wocheneinkauf sie geprägt hat: "Ich musste Dinge besorgen, auf mein Kind aufpassen und wurde ständig nach Autogrammen und Fotos gefragt. Das hat mich total genervt. Mein Sohn fragte: 'Mami, warum bist du so gemein zu den Leuten?' Da ist mir aufgefallen, dass ich mein Privatleben für meinen Job verkaufe. Und ich hatte täglich drei Hitzewallungen durch die Wechseljahre."
Als Konsequenz hat sie für zehn Jahre die Schauspielerei gegen die Rolle als Mutter eingetauscht. Dabei war ihr klar, dass sie vielleicht nie an den Punkt der Karriere zurückzukehren würde, an dem sie aufgehört hatte. Bereut hat sie es nie.
4. Weil sie sich selbst treu bleibt
Die Schauspielerei ist ihre Leidenschaft – trotzdem ist es nicht das, was sie als Mensch definiert: "Es ist nur ein Job." Und was privat ist, bleibt für Frances McDormand auch im Privaten. "Ich bin auch nicht an dem Leben anderer Schauspieler interessiert." Also bekommen Journalisten meist nur zu hören: "Hi, ich bin Frances. Von diesem Teil des Business habe ich mich verabschiedet, ich spiele nur noch. Wie heißt du?". Und das gäbe ihr die Chance, eine echte Unterhaltung zu führen, die sie so viel mehr schätzt, als nur über sich selbst zu reden. Die Aufmerksamkeit gebührt in ihren Augen allen, die etwas leisten.
5. Weil sie für Female Empowerment steht
Vor #MeToo scherzte McDormand oft: "Meine Karriere verdanke ich der Tatsache, dass ich mit einem Regisseur schlafe." Ohne auch nur einen Skandal ist sie nämlich seit 33 Jahren mit dem Regisseur Joel Coen verheiratet. Diese Tatsache nutzt sie, um eine Antwort zu finden, wie sich noch mehr Frauen im Showbiz behaupten können: "Wir brauchen nicht noch mehr Initiativen für Frauen im Film – wir brauchen mehr Geld! Mehr Regisseurinnen sollten die Chance bekommen, ihre Filme umzusetzen. Mehr Geschichten sollten erzählt werden. Auch alternative." Erst kürzlich sagte sie bei der Golden Globe Verleihung, nachdem sie ankündigte, eine Runde Tequila für alle Schauspielerinnen zu schmeißen: "Glaubt mir, Leute: Diese Frauen hier sind heute nicht für das Essen da. Wir sind alle hier, weil wir gute Arbeit leisten!"