Von welchen Büchern könnt ihr nicht genug kriegen? Sagt es uns - und mit etwas Glück gewinnt ihr eine von diesen fünf tollen Neuerscheinungen.
Wir verlosen unsere Buch-Highlights des Frühlings
Die Redaktion hat sich wieder durch viele Neuerscheinungen geschmökert und für euch fünf besonders spannende und berührende Bücher ausgesucht. Jedes Buch verlosen wir fünf Mal unter allen, die uns ihre aktuellen Lesefavoriten verraten.
Zeigt uns eure Lieblingsbücher:
Und das sind die fünf Bücher, die wir verlosen:
"Für eine kurze Zeit waren wir glücklich" von William Kent Krueger (Piper, 22 Euro)
Eines meiner Lieblingsbücher ist Harper Lees "Wer die Nachtigall stört". Und etwas in William Kent Kruegers Geschichte eines Sommers hat mich daran erinnert. Das träge Sirren der Hitze, das dem Buch einen Sound gibt. Die Geheimnisse der Erwachsenen, die der 13-jährige Frank und sein kleiner, vom Stottern geplagter Bruder Jake oft mehr spüren, als dass sie sie wirklich erfassen können. Es ist das Jahr 1961. Die Menschen in New Bremen, einem verschlafenen Städtchen im Mittleren Westen, werden von einer Reihe von Todesfällen erschüttert. Als die Brüder selbst einen Toten entdecken, kann der Thrill den Schrecken noch überlagern. Bis April, ihre große Schwester, vermisst wird ... Krueger ist mit Krimis zum Bestsellerautor geworden. Sein Roman ist trotz der Tode vor allem eine wunderbar erzählte Studie einer Kleinstadt – und übers Erwachsenwerden. Ganz unerwartet bewegt haben mich die Predigten des Vaters der drei, eines lebensklugen Pastors – eigentlich nicht meine Welt, aber die haben wirklich was in mir angerührt.
Silvia Feist
"Mehr als tausend Worte“ von Lilli Beck (Blanvalet, 20 Euro)
Die junge Berliner Arzttochter Aliza träumt von Hochzeit und Familie. Doch es sind schwere Zeiten für ihr Glück, denn es ist das Jahr 1938, und Aliza ist Jüdin, ihr geliebter Fabian nicht. Vordergründig erzählt Erfolgsautorin Lilli Beck eine herzerwärmende Liebesgeschichte – und verwebt sie dann mit dem heraufziehenden Krieg und der dunklen NSGeschichte. Schon früh bekommen Juden Essen nur noch gegen Lebensmittelmarken. Dann erlebt Aliza, wie ihr Großvater mitten in der Nacht von den Nazis abgeholt wird. Da beschließen ihre Eltern, die gerade noch 17Jährige mit einem der Kindertransporte nach England zu schicken. Während Aliza ungewohnt auf sich gestellt ist, aber in Sicherheit, muss Fabian in den Krieg ziehen. Und ihren Eltern bleibt nichts, als ihr Schicksal in die Hände eines Opportunisten zu legen, der von der Gefahr, in der sie schweben, profitiert, aber nicht ohne Gewissen ist. Lilli Beck traut sich große Gefühle und nimmt einen mit – und gerade damit gelingt ihr eine bewegende Geschichte gegen das Vergessen.
Annalena Lüder
"Der Sommer meiner Mutter" von Ulrich Woelk (C.H. Beck Verlag, 19,95 Euro)
Der erste Satz eines Romans ist ein Versprechen. Was aber folgt, wenn ein Buch so beginnt: "Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben." Das hallt unaufhörlich nach, denn diese Entscheidung mag nicht zu dem zu passen, was Ulrich Woelk erzählt. Es ist die Geschichte einer scheinbar harmonischen Familie: Der Vater des elfjährigen Tobias ist Ingenieur, die Mutter Hausfrau, der Garten gepflegt. Alles ist in Ordnung ... Ist es natürlich nicht. Das wird klar, als nebenan neue Nachbarn einziehen, die Adorno lesen und gegen den Vietnamkrieg protestieren. Bald kommt man sich näher, doch je enger die Freundschaft wird, umso tiefere Abgründe tun sich auf. Als dann auch noch die 13jährige Rosa, benannt nach Rosa Luxemburg, den jungen IchErzähler mit aufs Zimmer nimmt, knallen innere Verbote und konkrete Sehnsüchte wie beim Autoscooter aufeinander. Und bei jeder neuen Entwicklung fragt man sich: Ist das nun der Grund für den Suizid? Es ist der Kontrast aus Tobias’ allmählicher Selbstbefreiung und der drohenden Tragödie, aus der dieser Roman seine Spannung zieht. Ungemein berührend – und am Ende wird man erkennen, dass man die ganze Zeit falsch lag.
Janis Voss
"Lügenmeer" von Susanne Kliem (C.Bertelsmann, 15 Euro)
Die Geschichten von Susanne Kliem gehen immer ganz harmlos los, bevor sich so allmählich wie unaufhaltsam ein Drama entfaltet. Kliem beschreibt Orte, die man zu kennen glaubt, diesmal (das fiktive) Schwanbek an der Kieler Förde. Und sie lässt Leute aufeinandertreffen, die man kennen könnte: wie die kompetente hilfsbereite Physiotherapeutin Svenja, die sich um ihren bettlägerigen Vater kümmert, Buchhändlerin Annik – und Magnus, der nach 19 Jahren in den Ort zurückkehrt, den er als junger Mann fluchtartig verlassen hat. Viele halten ihn bis heute für den Mörder von Milla, die mit ihm, Svenja und Annik in einer Clique war. Es gibt Geheimnisse und Lebenslügen, die Kliem mit psychologischer Finesse einkreist. Und der subtile Horror ist, dass man das Gefühl hat, genau so was könnte gerade zu Hause um die Ecke passieren, weil sich das alles so echt anfühlt.
Silvia Feist
"Sterne sieht man nur im Dunkeln" von Meike Werkmeister (Goldmann, 10 Euro)
Manchmal braucht es Mut, sich zu dem zu bekennen, was man will und fühlt. Das merkt auch Anni, als Freund Thies um ihre Hand anhält – und sie alles andere als glücklich reagiert. Nicht nur, weil ein Führungsjob im fernen Berlin lockt. Sondern auch, weil sie merkt: Kann sein, dass es das hier doch noch nicht ist. Hals über Kopf flüchtet sie nach Norderney, zu einer Freundin, um den Kopf freizubekommen. Doch bevor sie den Mut hat, sich zu entscheiden, überschlagen sich die Ereignisse ...
Eigentlich sind Frauenromane nicht so mein Genre. aber diese so einfühlsam wie authentisch erzählte Geschichte ließ mich schon nach wenigen Seiten nicht mehr los – und immer wieder den Atem anhalten. Zum einen weil die Gefühle, Zweifel und Hoffnungen der Mitte-30-Jährigen mir so wunderbar vertraut waren. Zum anderen weil ich bis zum Finale mitfieberte, wohin der Nordseewind Anni denn nun wehen wird: in Thies’ arme, nach Berlin oder zu jemand oder etwas ganz anderem?
Christine Ritzenhoff