Sonnencreme kann unserer Umwelt und unserer Gesundheit schaden. Schuld daran sind bestimmte Inhaltsstoffe. Darauf solltet ihr achten!
Wie schädlich ist Sonnencreme? Die Filter-Frage
Der Gebrauch von Sonnencreme ist inzwischen zu einer unvermeidbaren Gewissensfrage geworden. Wir wollen unsere Haut vor UV-Strahlung schützen, aber unsere Körper und die Umwelt nicht belasten. Chemische Filter wie Oxybenzon stehen unter Verdacht, hormonell in unseren Körpern zu wirken und unserer Unterwasserwelt zu schaden. Studien bringen die Chemikalien in unserer Kosmetik mit gesundheitlichen Problemen wie reduzierter Spermienqualität und Unfruchtbarkeit, verfrühter Pubertät bei Mädchen und bestimmten, hormonbedingten Krebsarten wie Brustkrebs und Hodenkrebs in Verbindung. Konservierungsstoffe wie Parabene, die als Methylparaben, Propylparaben, Ethylparaben und Butylparaben in unseren Sonnencremes stecken, können unser Hormonsystem beeinflussen. Und auch Mikroplastik entdecken wir immer noch in zahlreichen Sonnencremes. Das schadet nicht nur der Umwelt, sondern lagert sich nachweislich in unserem Körper an.
Und was ist mit mineralischer Sonnencreme?
Verzichten wir auf chemische UV-Filter und setzen auf mineralische, nervt uns die feste Konsistenz und das berühmte Weißeln. Sind die weißen Partikel auf Nanogröße zerkleinert, sieht man sie zwar nicht mehr auf der Haut liegen, aber Nanoteilchen setzen sich in der Umwelt ab und können durch kleinste Verletzungen der Haut ebenfalls in unsere Körper dringen. Worauf müssen wir also bei der Wahl unserer Sonnencreme achten?
Sonnencreme mit Mikroplastik
Die Zahlen klingen dramatisch: Eine Analyse für WWF von Dalberg und University of Newcastle, Australia, hat ergeben, dass wir (ein Mensch im globalen Durchschnitt) bis zu fünf Gramm Plastik pro Woche aufnehmen – das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Durch unsere Nahrung, die Luft, das Wasser, gelangt Plastik in unseren Körper. Auch Kosmetik enthält Mikroplastik, und zwar nicht nur die viel zitierten Peelings, sondern auch Sonnencreme. Wer die Kunststoffteilchen meiden will, benutzt zertifizierte Naturkosmetik, die verzichtet grundsätzlich auf Mikroplastik. Langzeitstudien über die gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik gibt es übrigens noch nicht.
Sonnencreme mit Oxybenzon - in diesen Ländern bereits verboten
Laut der US-amerikanischen Meeresbehörde NOAA landen jedes Jahr bis zu 6000 Tonnen Sonnenschutzmittel in den Meeren mit Korallenriffen. Die chemischen Filter sind verantwortlich für das Korallen- und Fische-Sterben. Einige Länder haben bereits reagiert: In Yucatán (Mexiko) sind schon länger keine herkömmlichen Sonnencremes mehr erlaubt. Auch Hawaii und die Karibik Insel Bonaire haben ein Anti-Sonnencreme-Gesetz erlassen, ab 2021 ist der Verkauf von Sonnencremes, die bestimmte Chemikalien enthalten, verboten. Erlaubt ist nur biologisch abbaubarer Sonnenschutz, der ohne schädliche Chemikalien wie Oxybenzon, Octocrylen und Parabene funktioniert. Wichtig: Auch mineralische Sonnencremes sind nicht automatisch biologisch abbaubar und schützen die Umwelt. Enthalten sie Nanopartikel, schaden auch sie der Unterwasserwelt (sie können nämlich genau wie chemische Filter von Korallen absorbiert werden).
Gesundheitliche Gefahr durch UV-Filter
In einer Forschungsstudie der Abteilung für klinische und experimentelle Endokrinologie der Universität Göttingen in Deutschland wurden hormonelle Störungen durch chemische UV-Filter beobachtet. Eine Studie des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Zürich hat festgestellt, dass zum Beispiel Oxybenzon auch die Auswirkungen von Östrogen im Körper simulieren und das Wachstum von Krebszellen fördern kann.
Wie schädlich ist meine Sonnencreme?
Wer sich unsicher ist, was in der Sonnencreme so drinsteckt, kann Hilfe bekommen beim Check der INCI-Liste. Die App Codecheck analysiert hunderte Kosmetikprodukte auf ihre Inhaltsstoffe und warnt vor schädlichen Ingredienzien.
Woran erkenne ich, ob meine Sonnencreme Oxybenzon enthält?
Ein Blick auf die INCI-Liste des Produkts verrät es: Oxybenzon, Octinoxat, Benzophenone, Ethylhexyl Methoxycinnamate: Wenn diese Inhaltsstoffe in der INCI-Liste auftauchen, sollten wir die Sonnencreme nicht kaufen.
Woran erkenne ich, ob meine Sonnencreme Mikroplastik enthält?
Auf der INCI-Liste meist unter "Poly-…" gelistet: Acrylate Copolymer (AC + ACS), Dimethiconol, Methicone, Siloxane. Auch hier hilft Codecheck oder die Website "Beat the Microbead".
Die einzige Lösung – mineralische Filter ohne Nanopartikel?
Zumindest sind Sonnencremes, die als Naturkosmetik zertifiziert wurden, eine gute Lösung. Enthalten sie keine Nanopartikel, kann es sein, dass sie etwas weißeln. Zwar können Nanopartikel die Haut anscheinend nicht penetrieren, doch beklagt der BUND, dass dies für beschädigte Haut noch nicht geklärt sei.
Auch wenn Gespensteralarm droht, wir sollten Sonnencreme keinesfalls zu sparsam verwenden. Als Faustregel für die Menge gilt: Ein Erwachsener braucht für einmal komplettes Eincremen 30 bis 40 Milliliter, das sind etwa fünf bis sechs Esslöffel voll.
Es gibt aber inzwischen auch Sonnencremes mit chemischen UV-Filtern ohne Silikone, Paraffine, PEG, Farb- oder Duftstoffe, Konservierungsstoffe und Tierextrakte. Wichtig ist es, sich genau zu informieren, welcher Sonnenschutz auf der Haut landet – und was die Inhaltsstoffe im Körper bewirken können. Sonnenschutz muss sein. Aber einer, der uns nicht schaden kann.