Au revoir Cannes! Dior-Chef-Make-up-Artist Norman Pohl im Interview

Cannes – zwischen Glitzer und Glamour

Wer an Cannes denkt, denkt an leuchtend blaues Wasser, eiskalten Rosé und natürlich die Filmfestspiele. Der legendäre Ort an der Côte d’Azur, an dem großartige Filme gezeigt, Preise überreicht und zu besseren Zeiten wilde Partys gefeiert werden, ist ein Ort, der auch von der Schönheit auf und um den Red Carpet lebt. Norman Pohl ist ein Teil davon, indem er Stars noch toller aussehen lässt. Der Dior International ProTeam Makeup Artist ist mit seinen internationalen Kollegen vor Ort und schminkt Stars und Influencer:innen für den großen Auftritt auf dem roten Teppich. Dafür lädt die Luxusmarke Dior in ihre Suite im sechsten Stock des Hotel Barrière le Majestic an der Croisette, direkt gegenüber des Palais des Festivals. Wer nicht in die Suite kommen mag, bekommt den Glow auch am Ort seiner Wahl – ob Yacht, anderes Hotel oder Privat-Villa, Norman war schon an vielen speziellen Orten. Für uns klinkte er sich einen Tag aus dem Festival-Trubel aus und schminkte für unser Titel-Shooting die Schauspielerin ... ach, das wird ja noch nicht verraten.

EMOTION: Norman – letztes Jahr fiel Cannes coronabedingt aus – wie fühlt es sich an wieder hier zu sein?

Norman Pohl: Großartig! Endlich wieder raus – diese ganzen Zoom- und Digital-Schmink-Aktionen sind zwar wichtig, aber für mich, der es liebt, unterwegs und vor allem unter Menschen zu sein, wirklich schwer zu ertragen. Ich muss die Produkte anfassen und auftragen, um anderen zu zeigen, was sie wirklich können. Wie Pigmente den Teint leuchten lassen und Lippenstifte schimmern kann man via Kamera einfach nur schlecht erleben.

Dieses Jahr findet das Filmfestival rund zwei Monate später statt – was ist anders?

Die Temperatur! Es ist viel heißer und schwüler als im Mai, das macht das Arbeiten mit Make-up nicht leichter. Wir schminken zwar in klimatisierten Räumen, aber sind ja on top permanent im Umkreis unterwegs. Früher bin ich kurze Strecken mit meinem ganzen Equipment fix zu Fuß gegangen, weil ja viele Strecken gesperrt sind – jetzt nehme ich lieber einen Motorroller, dann kühlt wenigstens kurz der Fahrtwind. 

Gibt es eigentlich DEN Red Carpet Look? 

Wenn man Bella Hadid ist, möchte man natürlich mit jeden Look ein ikonisches Statement setzen, aber eigentlich wollen die meisten Stars nur jung, strahlend und schön aussehen. Das sind meine absoluten Top-5-Produkte für den Red-Carpet-Wow-Look:

Für die Basis verwende ich immer das „Capture Totale C.E.L.L. Energy Super Potent Serum“, es macht die Haut dank der Extraportion Hyaluronsäure gerade nach kurzen Nächten schöne prall und glatt. Für ein besonders leichte Make-up mische ich das Serum auch gerne mit dem „Dior Forever Skin Correct“-Concealer und kreiere damit meine eigene Foundation. Absoultes Red-Carpet-Must ist gerade bei heißen Temperaturen „Dior Forever Perfect Fix“, ein Spray, das Puderpigmente und Foundation verbindet und das Make-up ultrahaltbar macht. Und dann darf natürlich der Glow nicht fehlen – der „Diorskin Nude Luminizer“ in Rose lässt blasse Hauttypen strahlen, dunklere sehen mit Gold-Pigmenten toll aus. Für die Lippen unschlagbar ist „Rouge Dior Forever Liquid“ in „999“, der hält bombastisch – selbst unter einer Maske. 

Der „Rouge Dior 999“ ist der Rot-Klassiker – wie vielen Stars hast du den schon aufgetragen? Oder hast du einen anderen Favoriten?

Puh, wie viele es waren, kann ich nicht sagen, aber ich habe ihn sicherlich bei über 50 Prozent aller Stars aufgetragen – er passt perfekt zum Red Carpet UND zu allen Hauttönen. Für transparente Lippen liebe ich den matten „Rouge Dior Forever Liquid“ in „100 Forever Nude“ – damit sehen die Lippen einfach perfekt gepflegt aus. 

Wie lange bist du hier und wie viele Stars schminkst du im Schnitt pro Tag?

Rund 14 Tage und ca. 6-10 Stars pro Tag – das macht locker über 120 Stars insgesamt, Wahnsinn!

Wie stellst du dich so schnell auf die Menschen ein – hast du einen Trick für den schnelleren Zugang?

Recherche ist alles! Am Abend vorher checke ich die Instagram-Profile und frühere Red-Carpet-Fotos, um ein Gefühl zu bekommen, was derjenige mag, wie er sich sieht und sich privat gibt. Ansonsten braucht man Empathie – denn Stars sind häufig nervös und damit gestresst. Ich gebe ihnen in der Zeit auf meinem Stuhl das Gefühl entspannen zu können. Aber wenn sie reden wollen, steige ich mit ein.

Wie findest du heraus, welchen Look die Person möchte – kennst du die Outfits?

Erstmal reden wir darüber, für welchen Anlass das Make-up ist – Fotocall, Red Carpet, Interview ... Meistens wissen Stars, was sie wollen, aber ich mache auch Vorschläge, nachdem ich Fotos vom Outfit gesehen habe.

Kommt nicht irgendwann der Punkt, an dem man denkt: Puh, ich mag nicht mehr! Zu viele Menschen, zu viel Rosé – ich will nach Hause ...

Na klar! Menschen denken bei Cannes an Glamour, eiskalten Rosé, roten Teppich und Partys. Aber für uns ist es in erster Linie harte Arbeit an einem wundervollen Ort. Klar gibt es Momente, in denen man müde ist, weil vielleicht zu viel Hektik war. Die Nächte sind ja generell eher kurz. Doch dann kommt der Moment, in dem ich mit dem Team zusammensitze, aufs Wasser gucke und nur unendlich dankbar bin für den großartigen Job, den ich machen darf. Ich muss mich immer wieder selbst erinnern, wie schön es ist, sowas überhaupt erleben zu dürfen. Ich bin so dankbar dafür. Außerdem sind wir ein tolles Team, manche kenne ich bereits seit 20 Jahren. Jeder ist anders, wir unterstützen uns gegenseitig. Das gibt mir viel Kraft. 

Was ist das Erste, das du machst, wenn du wieder in Berlin bist?

Waschen!!! Ich habe so viel schmutzige Wäsche, weil ich extrem oft mein Outfit wechseln muss, gerade bei diesen heißen Temperaturen. Zudem schmerzt mein Körper, also gehe ich zum Chiropraktiker, der meine müden Muskeln wieder richtig justiert. Denn häufig schminke ich auf niedrigen Hockern, den Knien oder gebückt. Aber am meisten freue ich mich auf meine Familie und Freunde.

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