Lucia Pica ist nicht nur bekannt für ihr Make-up-Design, sondern auch für ihr großes Feuermal, das sie am ihrem Körper trägt und selbstbewusst zeigt. Ein Gespräch über Schönheit, Druck und - natürlich - Farben.
Seit 2015 ist die Wahl-Londonerin Chanels Global Creative Make-up und Color Designer – verantwortlich für alle Farbnuancen, die mit dem Kultlogo verkauft werden. Zu der aktuellen "Neapolis"-Kollektion hat sie ihre Heimatstadt inspiriert.
EMOTION.DE: Lucia, wie würde eine perfekt colorierte Stadt aussehen?
Lucia Pica: Leuchtend. Wie Neapel, Havanna oder Mexico City. Das macht auch was mit den Menschen: Sie strahlen mehr und sind vielleicht etwas lauter, wie wir Italiener (lacht).
Sie gehen sehr offen mit Ihrem Feuermal um, wie war das als Kind für Sie?
Eigentlich okay, aber ich hatte natürlich Momente, in denen ich es verwünscht habe. Es ist riesig, geht von der Hand über die Schulter, Dekolleté und Brust bis zur Taille. Gerade als Teenager hatte ich auch im Sommer oft lange Ärmel an. Meine Eltern haben versucht, mich nicht spüren zu lassen, dass sie Angst hatte, ich würde gehänselt. Vor allem meine Mutter hatte diese Sorge. Aber ihre beste Freundin hat sie beruhigt und meinte, es wird mir Glück bringen. Und am Ende ist es doch lustig, dass ich mir einen Beruf ausgesucht habe, bei dem meine Hände und Farbe im Mittelpunkt stehen.
Was sollten Frauen bei Make-up beachten?
Viele Frauen gehen beim Schminken auf Nummer sicher und wagen kaum etwas, das ist schade. Ich möchte Mut zur Farbe machen: Ein leichter Pinkton zu einem blauen Outfit sieht toll aus oder eine Gelbnuance zu einem schwarzen Look. Man muss nicht exzentrisch für auffälliges Make-up sein. Ein rot geschminkter Mund und gelber Nagellack machen einen eleganten Look interessanter.
Welche "Fehler" fallen Ihnen immer wieder auf? Was können wir verbessern?
Oft wird mehr Produkt verwendet als eigentlich nötig. Es ist schön, wenn der eigentliche Hautton noch zu sehen ist und man lieber mit farbigem Lidschatten oder Lippenstift Akzente setzt. Contouring ist ja gerade sehr angesagt, aber für meinen Geschmack verändern sich Gesichtszüge oft zum Negativen, wenn Frauen es damit übertreiben.
Wie lang brauchen Sie für Ihr eigenes Make-up?
Nicht länger als zehn Minuten.
Sie kreieren Produkte für Frauen. Was fasziniert Sie daran?
Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen und komme daher gut mit Männern klar, aber starke Frauen inspirieren mich sehr. Ich finde, dass Frauen spannende Geschichten zu erzählen haben und oft mehr riskieren als Männer.
Sie leben in London, sind aber in Neapel aufgewachsen. Was vermissen Sie?
Ich vermisse die bunten Farben, die mich sicher auch für meinen Job sehr geprägt haben. Den Sommer verbringe ich immer in Italien. Meine Familie ist mir sehr wichtig und ich liebe die Gnocchi meiner Mama.
Was sind Ihre London-Tipps?
Wenn ich Inspiration suche, mache ich gern einen Spaziergang zu einer Galerie, zum Beispiel die Serpentine oder die Self Bank. Überhaupt gehe ich sehr gern spazieren: Im Victoria Park, entlang der Tower Bridge oder ein Bummel auf der Columbia Road, dort gibt es einen tollen Schreibwarenladen mit besonderen Briefpapieren und Blumen. Frische Luft und schöne Dinge bringen mich immer auf neue Ideen.
Wie gehen Sie mit dem Druck im Job um? Sie müssen immer eine Innovation liefern..
Ich habe privat sowie mit Kollegen eine tolle Unterstützung, das hilft enorm. Und meist habe ich im Voraus so viele Ideen, dass ich mich nicht unter Druck setzen muss.