Eine toughe Branche, aber mit weniger Vorurteilen: In der Mode- und Beautyindustrie kann man mit Lebensläufen jenseits der Norm sehr erfolgreich sein. Sue Y. Nabi war Präsidentin von L’Oréal Paris, hat die Diversity im Beautybusiness "erfunden" – und auch sich selbst: Früher war sie Youcef, ein Mann.
EMOTION: Sie haben ein Agrar- und Ingenieurstudium in der Tasche. Wie sind Sie damit in der Beauty Branche gelandet?
Sue Y. Nabi: Ich bin in Algerien aufgewachsen. Mein Vater brachte Mode Magazine von seinen Reisen mit, davon war ich als Teenager besessen. Ich liebte vor allem die Anzeigen von Marken wie Lancôme und Estée Lauder. Auf seinen Wunsch studierte ich aber Agrar- und Ingenieurswesen. Nach meinem Studium war mir aber klar, dass ich in die Beautyindustrie möchte. Auch wenn ich nicht den passenden Lebenslauf hatte, stellte mich L'Oréal sofort an. Ich konnte sie mit meiner Passion überzeugen.
Denken Sie die Mode- und Beautyindustrie ist offener als andere?
Ein bisschen vielleicht, aber nicht viel. Am Ende des Tages ist es trotzdem eine Männer-Welt. Aber ich glaube die Menschen denken, die Beautyindustrie sei toleranter, als sie es tatsächlich ist.
Dank Ihnen sah man die erste Latina in einer Beautykampagne und Models jenseits der 20. Sie sind dafür bekannt mehr Diversity in die Beautybranche zu bringen.
Es ist noch Luft nach oben. Vor allem im Bezug auf das Alter, aber auch das Geschlecht. Ich finde sogar, dass wir uns ein Stück weit zurück entwickelt haben. Dank Instagram ist nur noch ein Beautylook gefragt: braune Haare, ausgeprägte Wangenknochen, volle Lippen. Die Beauty Branche muss vielfältiger werden!
Nach dem Sie bei L'Oréal Paris und Lancôme gearbeitet haben, haben Sie kürzlich Ihr eigenes veganes Pflegelabel Orveda gegründet. Wie sieht es mit der Vielfältigkeit bei Ihnen im Team aus?
Ich beurteile niemandem nach seinem Aussehen und interessiere mich auch nicht für Lebensläufe. Mir ist einfach nur wichtig, dass meine Angestellten Talent haben - der Rest geht mich auch nichts an.